Bürgermeister von Melitopol in Düsseldorf : Die Ukraine braucht Hilfe – und „Waffen, Waffen, Waffen“
Düsseldorf/Melitopol Die Ukraine müsse den Krieg gewinnen – für Europa, sagt Iwan Fedorow, Bürgermeister der russisch besetzten Stadt Melitopol. In Düsseldorf sprach er über den Blick in die Zukunft und die Lage in seiner Heimatstadt.
Iwan Fedorow, der Bürgermeister der russisch besetzten Stadt Melitopol in der Ukraine, brachte am Samstag einen Appell an Deutschland und Europa nach Düsseldorf. „Die wichtigste Unterstützung, die wir brauchen, sind Waffen, Waffen, Waffen. Wir müssen diesen Krieg gewinnen. Wir müssen ihn für Europa gewinnen“, sagte er.
Er rührte dabei an das Verantwortungsgefühl der westlichen Staaten. Viele hätten Geschäfte mit Russland gemacht. „Die Profite dieser Geschäfte bringen die Russen jetzt zu uns – mit Panzern, mit Schüssen, mit Waffen, mit Soldaten.“
Seit einer Woche ist eine kleine Delegation mit Fedorow und zwei ukrainischen Abgeordneten auf diplomatischer Mission in Europa unterwegs. Ihre Botschaft: Die Ukraine verteidige heute Europa – und brauche mehr Unterstützung. Iwan Fedorow ist der Welt im März nach der Besetzung von Melitopol bekannt geworden: Er wurde entführt und später wieder freigelassen, nach ukrainischen Angaben im Austausch gegen russische Gefangene.
Die Delegation hat auf ihrer Reise unter anderem in Rom, in Brüssel, in Den Haag und in Berlin Station gemacht. Am Rande der Termine im Düsseldorfer Rathaus und im Landtag richtete Iwan Fedorow im Gespräch mit unserer Redaktion den Blick in die Zukunft. „Dieser Krieg wird enden. Alle Kriege tun das“, sagte er. Auch auf dem Weg der Diplomatie. Doch die Ukraine werde nicht kapitulieren: „Wir können Lösungen finden und Verträge unterschreiben – aber nur, wenn alle russischen Soldaten die Ukraine verlassen.“ Wenn der Weg der Verhandlungen nicht gelinge, dann werde der Krieg lan ge andauern. „Aber wir werden gewinnen.“
Seine größten Befürchtungen beträfen bei all dem den Verlust an Menschenleben. „Wir können Häuser wieder aufbauen. Schulen, Kindergärten, das können wir tun. Aber wir können die Leben der getöteten Einwohner nicht mehr retten.“
Fedorow blickte außerdem auf die Lage in seiner besetzten Heimatstadt Melitopol. Er stehe täglich per Telefon und online in Kontakt mit Menschen dort, und die Lage sei gefährlich. Auf Märkten gebe es nur zu kaufen, was aus umliegenden Orten geliefert werde, und die Banken seien geschlossen, die Geldautomaten außer Betrieb. „Die, die es können, verlassen Melitopol“, sagte Fedorow. Man versuche, von außerhalb Hilfsgüter zu organisieren, aber die Stadt sei abgeriegelt. „Wir können keine humanitäre Hilfe schicken. Wir können kein Essen liefern, keine Medikamente.“
Die ukrainische Generalkonsulin in Düsseldorf, Iryna Shum, zeigte sich während des Delegationsbesuchs dankbar für die Haltung der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Düsseldorf hat den Krieg stets verurteilt, rasch seine Städtepartnerschaft mit Moskau auf Eis gelegt und eine Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt Czernowitz eingeleitet. Für Iryna Shum sind das wichtige Zeichen.
Weiter sagte sie, Nordrhein-Westfalen könne nach wie vor wertvolle praktische Unterstützung leisten: „Humanitäre Hilfe. Die Menschen brauchen Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente.“ Dabei könne das Bundesland sich einbringen. „Sowohl auf Landesebene als auch auf der Ebene der Städte.“
Zur ukrainischen Delegation gehören neben Iwan Fedorow die beiden ukrainischen Politikerinnen Maria Mezentseva und Olena Khomenko. In Düsseldorf trafen sie im Rathaus zunächst Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU), später gab es unter anderem Termine mit Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und mit dem La ndtagspräsidenten André Kuper (CDU) und Regierungsmitgliedern. Für den Nachmittag war der Besuch der Stadt Köln geplant.