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Antisemitismus in NRW: Die Polizeistatistik zeigt nur einen Teil des Problems

Antisemitismus in NRW : Die Polizeistatistik zeigt nur einen Teil des Problems

Antisemitismus in Form von Beschimpfungen, Schmähungen und Übergriffen spielt in Nordrhein-Westfalen eine größere Rolle als die Polizeistatistik aufzeigt.

Laut einer am Montag in Düsseldorf vorgestellten Studie tauchen von 209 Vorfällen aus den Jahren 2014 bis 2018 nur 54 in der Kriminalitätsstatistik des Landes auf. Insgesamt wurden im gleichen Zeitraum 1611 antisemitische Straftaten durch die Polizei in NRW registriert.

Für die Studie im Auftrag der NRW-Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheuser-Schnarrenberger wurden Daten vom Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) ausgewertet. Bei diesen bundesweiten Meldestellen können Opfer und Zeugen judenfeindliche Übergriffe melden, auch wenn keine strafrechtliche Handlung vorliegt. Das Ergebnis der Studie verweise „auf eine Wahrnehmungsdiskrepanz zwischen Juden sowie den staatlichen Sicherheitsbehörden und die Notwendigkeit einer systematischen zivilgesellschaftlichen Dokumentation antisemitischer Vorfälle in Nordrhein-Westfalen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

„Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich: Der Anteil antisemitischer Vorfälle im sogenannten Dunkelfeld ist riesig. Beschimpfungen, Schmähungen und Übergriffe werden in der Polizeistatistik nicht vollumfänglich erfasst, prägen aber den Alltag vieler Jüdinnen und Juden in unserem Land“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger laut Mitteilung.

Die Erfassung der Vorfälle bei der bundesweiten Meldestelle orientiert sich an der Definition von Antisemitismus der Internationalen Allianz für Holocaustgedenken. Demnach geht es um Worte oder Taten, die sich aus Hass gegen Juden speisen und sich auch gegen Personen und Institutionen richten können sowie gegen den Staat Israel.

(dpa)