Die Allerseelenschlacht bewegt noch heute die Gemüter
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Die Allerseelenschlacht bewegt noch heute die Gemüter
Foto: dpa/Oliver Berg 01.11.2019
Das Wort „Hürtgenwald“ hat in den USA einen ähnlichen Klang wie in Deutschland das Wort „Stalingrad“. In den Wäldern der Nordeifel lieferten sich zum Ende des Zweiten Weltkrieges deutsche und amerikanische Soldaten monatelange, gnadenlose Gefechte. Die Kämpfe von 1944 und Anfang 1945, die zu den verlustreichsten in der Geschichte der USA zählen, wurden als Allerseelenschlacht bekannt. Gräber, Reste von Bunkern, Friedhöfe und ein kleines Museum erinnern noch heute daran.
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Die Allerseelenschlacht bewegt noch heute die Gemüter
Foto: dpa/Oliver Berg Reste einer gesprengten deutschen Bunkeranlage bei Vossenack. Die Schlacht vom Hürtgenwald war zusammen mit der deutschen Ardennenoffensive die letzte große Schlacht der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg. Die Amerikaner hatten Aachen so gut wie genommen und wollten zum Rhein. Aber sie schlugen nicht den direkten Weg über Düren ein, sondern stießen quer durch den Hürtgenwald – eine folgenschwere Entscheidung. So liefen sie in ein unbekanntes, unübersichtliches, unwegsames, 140 Quadratkilometer großes Waldgebiet und blieben für viele Monate stecken.
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Die Allerseelenschlacht bewegt noch heute die Gemüter
Foto: US-Nationalarchiv In den kalten, nassen Wäldern südlich von Aachen und Düren geriet der Vormarsch der sieggewohnten US-Truppen ins Stocken. Ihre Fahrzeuge fraßen sich im Schlamm fest, die gut vorbereiteten deutschen Verteidiger nahmen sie aus ihren zuvor ausgebauten Deckungen ins Feuer.
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Foto: dpa/Oliver Berg Erst nach vier langen, blutigen Monaten ging die Schlacht vom Hürtgenwald im Februar 1945 zu Ende. Bis dahin hatten Zehntausende von Soldaten auf beiden Seiten den Tod im Wald gefunden. So wie der US-Soldat Robert Cahow, der seit dem 13. Dezember 1944 als vermisst galt. Seine Überreste wurden erst im Jahr 2000 im Hürtgenwald gefunden.
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Foto: dpa/Oliver Berg Eine improvisierte Gedenkstätte erinnert an den Toten. Deutsche Experten vom Kampfmittelräumdienst stießen per Zufall auf den Leichnam.
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Foto: dpa/Oliver Berg Die Amerikaner haben das Desaster im Hürtgenwald bis heute nicht vergessen. Die katastrophale Schlacht ist in den USA noch immer Teil der amerikanischen Erinnerungskultur. Viele ehemalige GIs kehrten nach dem Krieg an den Ort zurück, an dem sie kämpften und Kameraden verloren. Aus den ehemaligen Feinden wurden Freunde.
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Foto: US-Signal Corps 1944-45 Die Kämpfe haben sich unter anderem dadurch ins amerikanische Gedächtnis eingebrannt, das berühmte Schriftsteller wie Ernest Hemingway und Jerome David Salinger daran teilnahmen und sie beschrieben. In diesem Bild vom Februar 1945 schiebt sich ein amerikanisches Halbkettenfahrzeug durch eine verschlammte Straße im Hürtgenwald.
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Foto: dpa/Oliver Berg Die deutschen Verteidiger hatten sich tief im Wald verschanzt, Minen gelegt, Sprengfallen, Gräben und Bunker (wie im Bild) gebaut. Ihre Scharfschützen nahmen die vorrückenden US-Truppen von allen Seiten aufs Korn. Die zum Teil schlecht vorbereiteten Amerikaner erlebten eine monatelange, zermürbende Schlacht.
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Foto: Bundesarchiv, Bild 183-J28303 / CC-BY-SA 3.0 Doch auch für die abgekämpften und schlecht ausgestatteten deutschen Truppen war der Hürtgenwald eine kalte und blutige Hölle. Verzweifelt stemmten sie sich der vielfachen amerikanischen Übermacht entgegen. Hier feuert ein deutsches Infanteriegeschütz in einer Stellung zwischen Bäumen. Vor allem an Panzern und Flugzeugen waren die US-Truppen um ein Vielfaches überlegen.
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Die Allerseelenschlacht bewegt noch heute die Gemüter
Foto: US-Nationalarchiv Es dauerte vier Monate, bis die Schlacht entschieden war. Am Ende machte sich die zahlenmäßige und technische Überlegenheit der alliierten Truppen bemerkbar. Das Bild zeigt amerikanische Pioniere beim Anlegen eines sogenannten Knüppeldamms, einer Straßenbefestigung aus Baumstämmen.
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Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1992-0617-506 / Scheerer (e) / CC-BY-SA 3.0 Der deutsche Befehlshaber, Generalfeldmarschall Walter Model, hier im Oktober 1944 in einem Geländewagen am Gefechtsstand der 246. Volksgrenadier-Division am Westwall bei Aachen zu sehen. Model galt als treuer Anhänger Hitlers und wurde als „Feuerwehrmann“ oft in kritische Frontabschnitte geschickt. Er unterstützte die Weisungen Heinrich Himmlers, mit unmenschlicher Härte gegen Deserteure vorzugehen. Erst kurz vor Kriegsende missachtete er Hitlers „Nero-Befehl“, deutsche Infrastruktur lieber zu zerstören, als sie in feindliche Hände fallen zu lassen. Er erschoss sich am 21. April 1945. Ob seine sterblichen Überreste, wie lange berichtet, tatsächlich auf der Kriegsgräberstätte Vossenack in Grab Nummer 1074 beigesetzt sind, ist inzwischen umstritten.
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Foto: dpa/Oliver Berg In der 1952 errichteten Kriegsgräberstätte Hürtgen, neben Vossenack die zweite im Hürtgenwald, wurden nach 1949 rund 3000 gefallene deutsche Soldaten bestattet. Die Schlacht kostete wohl rund 24.000 Menschen das Leben, je etwa zur Hälfte Deutsche und Amerikaner. Höhere Schätzungen von bis zu 60.000 Toten werden mittlerweile unter Historikern bestritten.
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Foto: dpa/Oliver Berg Auf dem Friedhof in Hürtgen erinnern Doppelgrabsteine an gefallene deutsche Soldaten, sogenannte „Kameradenkreuze“. Gestaltet wurden sie vom Aachener Landschaftsarchitekten Carl Ludwig Schreiber; sie unterscheiden sich deutlich von den einfachen Symbolkreuzen auf dem Friedhof in Vossenack. Unter diesem Stein liegen drei unbekannte Wehrmachtsangehörige begraben. 524 Tote konnten nicht mehr identifiziert werden.
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Foto: dpa/Oliver Berg Die kargen Steinkreuze auf dem Gelände außerhalb von Hürtgen an der Bundesstraße 399 bieten an düsteren Winter- und Herbsttagen einen eher tristen Anblick. Hier das Hochkreuz.
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Foto: dpa/Oliver Berg Nur vereinzelt sorgen dann die von Hinterbliebenen aufgestellte Grablichter für etwas zumindest augenscheinliche Wärme.
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Foto: dpa/Oliver Berg Auch wenn Tausende von Soldaten auf den Friedhöfen der Region bestattet wurden, blieben ungezählte sterbliche Überreste im Wald. Im Jahr 1976, mehr als 30 Jahre nach dem Ende der Schlacht, wurden die Leichen dieser drei Soldaten im Wald entdeckt. Ein gemeinsamer Gedenkstein erinnert an ihr Schicksal.
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Foto: dpa/Oliver Berg Eine offizielle Gedenkstätte oder ein Museum, in dem die Ereignisse erläutert und in historischen Zusammenhang gebracht werden, gibt es bis heute nicht. Das private Museum „Hürtgenwald 1944 und im Frieden“, das aus der Sammlung von Militärgegenständen eines ehemaligen deutschen Soldaten entstand, zeigt Ausrüstungsgegenstände der eingesetzten Soldaten, darunter diesen US-Jeep.
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Foto: dpa/Oliver Berg Die Ausstellung ist umstritten: Wissenschaftler hatten das Museum unter die Lupe genommen und im Sommer 2010 ein Gutachten an den Geschichtsverein Hürtgenwald geschickt. Die Museumsexperten kritisierten die Konzentration auf militärisches Gerät als Waffenschau und vermissten eine Einordnung des Geschehens in den historischen Zusammenhang.
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Foto: dpa/Oliver Berg Das im Museum nachgebaute „Hürtgen Hotel“ gab es wirklich: Es war ein Bauernhof, in dem US-Soldaten auf dem Vormarsch Unterschlupf suchten.
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Foto: US-Nationalarchiv Das bei den Kämpfen beschädigte Gebäude diente als provisorisches Quartier für den Stab der 121. Infanterieregiment der 8. US-Infanteriedivision, wie aus den Beschriftungen an dem abgestellten Jeep hervorgeht.
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Foto: dpa/Oliver Berg Zu den im Museum gezeigten „Bodenfunden“ gehören etwa Stahlhelme und Fahrzeugteile. Noch heute werden im Wald immer wieder Überreste der Kämpfe gefunden – auch sterbliche Überreste von Soldaten.
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Die Allerseelenschlacht bewegt noch heute die Gemüter
Foto: dpa/Oliver Berg Wie des im Jahr 2000 entdeckten US-Soldaten Robert Cahow gedacht wird, ist dagegen geklärt. Seine Angehörigen stifteten eine Metalltafel. Sein Schicksal steht stellvertretend für die vielen Tausend Soldaten und Zivilisten, die im Hürtgenwald ums Leben kamen.
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