Über die Verantwortung Technischer Universitäten : Den Bürger in die Zukunft mitnehmen
Aachen Selbstfahrende Autos, Roboter in der Altenpflege und erbgutverändernde Genscheren – die technische Entwicklung schreitet rasend schnell voran und nur noch wenige Experten überblicken die komplexer werdende Welt.
Technische Hochschulen wie die RWTH Aachen oder die Technische Universität München (TUM) spielen dabei eine tragende Rolle. Hier sitzen die Wissenschaftler, die mit ihrer Forschung den Fortschritt gestalten. Welche gesellschaftliche Verantwortung haben also technische Universitäten in der Zukunft?
Zu dieser Frage diskutierten RWTH-Rektor Ulrich Rüdiger und der designierte Präsident der TUM, Thomas Hofmann, mit dem Wissenschaftsjournalisten Jan-Martin Wiarda im Rahmen des Fachkolloquiums „Leonardo-Welten“.
Für Thomas Hofmann ist eine technische Universität die „Dienerin einer Innovationsgesellschaft, die das Zusammenleben der Menschen nachhaltig verbessert“. Um mit dem sich stetig verändernden Anspruch der Gesellschaft an die Wissenschaft Schritt zu halten, müsse man sich ständig neu hinterfragen, Lehrmethoden anpassen und unternehmerisches Handeln von Professoren und Studenten unterstützen.
Vor allem letzteres sei wichtig, um sich im internationalen Vergleich mit den USA und China behaupten zu können. „Auch mal ein kalkuliertes Risiko einzugehen, Wagemut zu zeigen – das muss eigentlich von Anfang an eine Rolle in der universitären Ausbildung spielen“, sagte er. Dabei dürften allerdings typisch deutsche Tugenden wie Zuverlässigkeit und Präzision auch nicht auf der Strecke bleiben.
„Wir sind verantwortlich für die Ausbildung junger Menschen, die später wiederum Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen sollen“, stellte Ulrich Rüdiger fest. Diesen Auftrag nehme man ernst. So wolle man auch ethischen Bedenken sowie Fragen nach dem Nutzen bestimmter Projekte mehr Raum geben.
Dass man die Gesellschaft mehr an Forschungsvorhaben beteiligen und mehr Aufklärungsarbeit leisten muss, wofür Steuergelder in der Wissenschaft verwendet werden, darin waren sich Rüdiger und Hofmann sofort einig. „Wenn man die Ansprüche der Bürger und ihre Wünsche vernachlässigt, verliert man sie auf dem Weg zu marktfähigen Produkten“, sagte Rüdiger. Wie sie sich das genau vorstellen, darüber ließen die beiden ihre Zuhörer jedoch im Dunkeln.