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Baesweiler: Carl-Alexander-Park ist bei den Menschen angekommen

Baesweiler : Carl-Alexander-Park ist bei den Menschen angekommen

Jenen sonnigen 21. Mai 2008 in Baesweiler hätten sich die Euregionale-Macher wohl am liebsten eingepackt, mit einem Schleifchen versehen und an vielen anderen Orten wieder ausgepackt. Dann wäre aus der Euregionale 2008 vielleicht ein wirklicher Erfolg geworden, der bekanntlich an anderen Orten ausgeblieben ist. In Baesweiler aber ist er bis heute sicht- und erlebbar.

Der Startschuss dafür fiel an jenem 21. Mai 2008, als der damalige NRW-Bauminister Oliver Wittke im Beisein von Euregionale-Geschäftsführer Henk Vos, von Carl Meulenbergh als Vorsitzendem der Euregionale-Gesellschaft und weit über 1000 anderen Gästen den Carl-Alexander-Park (CAP) eröffnete. Als erstes fertiggestelltes Projekt der Euregionale, das überdies mit dem ersten Tag exemplarisch den Kern des Strukturprogramms mit Leben erfüllt. Auf dem ehemaligen Zechengelände wird nicht nur deutlich, wie eine industrielle Folgelandschaft sinnvoll gestaltet werden kann. Auf dem Gipfel bietet sich auch noch der Ausblick auf das grenzüberschreitende Gebiet, in dem das Großprojekt den Strukturwandel in der Euregio vorantreiben sollte.

„Ein starkes Gefühl“

Wenn Peter Strauch an diesen Tag zurückdenkt, dann beschleicht ihn auch heute noch „ein starkes Gefühl“. All diese Menschen, die neugierig waren, was aus dem früheren Grubengelände geworden ist. „Das war beeindruckend.“ Strauch ist Technischer Beigeordneter der Stadt Baesweiler und so etwas wie der Vater des Projekts. Und fünf Jahre nach der Eröffnung hat sich das bestätigt, wovon Wittke bereits am Eröffnungstag ausging. „Die Menschen verstehen den Carl-Alexander-Park auch als ihr Projekt“, sagte er damals. „Der CAP ist in der Bevölkerung angekommen“, sagt Strauch heute. Dabei war das Gelände zuvor über Jahrzehnte Niemandsland. Nachdem der Eschweiler Bergwerks-Verein die Grube 1975 geschlossen hatte, wurde aus dem industriellen Herzen der Stadt eine verbotene Zone: Zutritt nicht erlaubt.

Das sieht heute ganz anders aus — und Strauch sieht als Grundlage für den Erfolg den Entwurf, den er mit „machbar, realistisch, zu Baesweiler passend und trotzdem ein wenig futuristisch“ umschreibt. Er ist unter anderem mit dem Deutschen Landschaftsarchitekturpreis 2009 prämiert und in der Reihe Vorbildliche Bauten NRW 2010 ausgezeichnet worden.

Viele Menschen erklimmen vor allem am Wochenende vom Fuß der Halde über das Bergfoyer — rote und etwas windschief gestaltete Zwillingstürme mit Gastronomiebetrieb — in acht Metern Höhe die sogenannte Himmelsstiege. „Das ist eine Steganlage, die den Besucher im Zickzackkurs durch die Baumwipfel bis zu einer Treppenanlage führt, über die die Besucher zum Gipfel und über den Gratweg zum Aussichtspunkt gelangen können“, erläutert Strauch. Auf der Halde können die Besucher in 80 Metern Höhe den Blick über die Region genießen und über einen herkömmlichen Pfad, der sich an die Halde schmiegt, wieder an den Haldenfuß gelangen. Unten angekommen führt ein Rundweg um den schwarzen und bewaldeten Berg. Die Landschaftsader als parkartig gestalteter Korridor sowie der Bergpark mit dem Jugendcamp ergänzen das Nutzungsangebot mit Spiel- und Sportwiesen und einem kleinen Versorgungsgebäude aus recycelten Überseecontainern.

Pünktlich zum Präsentationsjahr 2008 waren praktisch alle Einrichtungen fertig. Dennoch ist auch heute noch Baulärm zu hören, was Strauch freut. Denn ein Ziel war es auch, das Euregionale-Projekt in ein städtebauliches Gesamtkonzept einzubetten. Auf der einen Seite wächst das Gewerbegebiet an den CAP mit seinem Technologie-Forum heran, auf der anderen Seite entsteht ein altersgerechter Wohnpark, der an ein weiter entfernt liegendes Wohngebiet angrenzt. Nur von der architektonischen Idee, die Firmen im Technologie-Forum in unkonventionellen Glas-Aluminium-Ellipsoiden unterzubringen, mussten sich die Planer verabschieden. „Ansonsten konnten wir alles umsetzen“, freut sich Strauch, der das Thema CAP nun seit mehr als zehn Jahren federführend betreut.

Inzwischen sind mehr als acht Millionen Euro rund um das Gelände umgesetzt worden, davon rund 6,4 Millionen Euro für das Kernprojekt, rechnet Strauch vor und sagt: „Das alles verbinden die Menschen nicht mit der Euregionale. Doch ohne die Fördermittel hätten wir das nicht stemmen können.“ 1,6 Millionen Euro hat die Stadt Baesweiler an Eigenmitteln investiert. Gut angelegtes Geld, meint Strauch. Die Euregionale funktioniert, zumindest in Baesweiler. Und sonst? „Man kann schon Akzente und Marken setzen, um eine Region nach vorne zu bringen“, sagt Strauch. Man kann. Viel mehr sagt er nicht dazu.