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Synode tagt digital: Führungswechsel in rheinischer Kirche

Synode tagt digital : Führungswechsel in rheinischer Kirche

Die rheinische Kirche steht vor einem Führungswechsel. Präses Manfred Rekowski geht in den Ruhestand. Zum Auftakt der digitalen Synode zieht er Bilanz.

Die Evangelische Kirche im Rheinland steht vor einem Führungswechsel. Kommende Woche wählt die Synode der zweitgrößten evangelischen Landeskirche eine Nachfolge für den nach einer Amtszeit ausscheidenden Präses Manfred Rekowski. Erstmals könnte es eine Frau an die Spitze der rheinischen Kirche mit rund 2,4 Millionen Mitgliedern schaffen. Das Kirchenparlament mit seinen 193 stimmberechtigten Mitgliedern tagt wegen der Corona-Pandemie erstmals digital.

Zum Auftakt der fünftägigen Synode am Montag (11. Januar) legt Rekowski seinen letzten Rechenschaftsbericht ab. Am Donnerstag steht die Wahl des oder der neuen Präses an. Rekowski (62) geht nach achtjähriger Amtszeit in den Ruhestand. Erst kürzlich hatte er bekanntgegeben, dass er seit zwei Jahren an einer chronischen Leukämie erkrankt sei, die er aber dank Medikamenten im Griff habe.

Um Rekowskis Nachfolge bewerben sich drei Kandidaten: der Theologie-Professor Reiner Knieling, Thorsten Latzel aus Darmstadt und Almut van Niekerk aus Sankt Augustin.

Van Niekerk (54) ist Superintendentin des Kirchenkreises An Sieg und Rhein und Vorstandsvorsitzende des regionalen Diakonischen Werkes. Sie ist die einzige Bewerberin aus den Reihen der rheinischen Kirche und gilt als praxisorientiert. Angesichts des Mitgliederschwunds und der Corona-Krise müsse die Kirche wieder sichtbarer, verständlicher und vielfältiger werden, sagte sie in einem Vorstellungsinterview.

Der promovierte Theologe und Blogger Latzel (50) ist Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt und leitete vorher das „Projektbüro Reformprozess“ im EKD-Kirchenamt. Latzel will die Kirche modernisieren, um sie zukunftsfest zu machen. Dafür müsse sie digital und analog mehr Kontakt zu den Menschen suchen. Vor allem die 20- bis 40-Jährigen seien eine wichtige Zielgruppe, denn sie träten am häufigsten aus der Kirche aus.

Latzel ist der Bruder des Bremer Pastors Olaf Latzel, der nach abwertenden Äußerungen über Homosexualität wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt worden war. Das Urteil vom November ist noch nicht rechtskräftig. Präses-Kandidat Thorsten Latzel sprach sich in einem Kirchen-Interview klar gegen jegliche Form von Diskriminierung aus. Für ihn sei Homosexualität „so normal wie Kaugummikauen“.

Knieling (58) leitet das Gemeindekolleg der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) bei Erfurt und ist Theologie-Professor an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Er wirbt für ein gutes Miteinander in der Kirche, die als „Kraftort“ für Gerechtigkeit eintreten solle. Zudem will er die Digitalisierung vorantreiben. Der oder die neue Präses sowie weitere Mitglieder der Kirchenleitung werden über ein datengeschütztes elektronisches Abstimmungssystem gewählt.

Der seit März 2013 amtierende Rekowski hatte als Präses nach innen in die Landeskirche gewirkt, war in der Öffentlichkeit aber eher blass geblieben. Der Wuppertaler Theologe hatte das Vertrauen in die Landeskirche nach einem Finanzskandal mit millionenschweren Verlusten wieder aufbauen müssen.

Die mit 2,45 Millionen Mitgliedern zweitgrößte evangelische Landeskirche in Deutschland umfasst Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland.

(dpa)