Steinkohle vor dem Aus : Bergbaubetroffene warnen vor Folgeschäden in Millionenhöhe
Düsseldorf Zum Ende des Steinkohle-Bergbaus im Ruhrgebiet haben Betroffene vor möglichen Folgeschäden gewarnt. Es sei mit langfristigen Gebäudeschäden in zweistelliger Millionenhöhe zu rechnen, erklärte der Landesverband Bergbaubetroffener NRW am Dienstag in Düsseldorf.
Im Zuge des Anstiegs von Grubenwasser werde es im gesamten Ruhrgebiet zu Geländeanhebungen kommen.
Am Mittwoch ist ein Festakt im NRW-Landtag zum Ende der Steinkohle mit den Ministerpräsidenten von NRW und des Saarlands, Armin Laschet und Tobias Hans (beide CDU) geplant. Sie wollen die Verdienste des Bergbaus würdigen und die Bergleute verabschieden.
„Wir wurden nicht eingeladen“, zeigte sich der Vorstandssprecher des Landesverbands, Ulrich Behrens, wenig überrascht. Der Abschied vom Bergbau dürfe nicht auf „Kohleromantik mit Grubenlampe“ reduziert werden. Der Bergbau habe seit 1955 Schätzungen zufolge Kosten in Höhe von rund 300 Milliarden Euro verursacht, kritisierte Behrens. Nun kämen noch hohe Folgekosten hinzu.
Von den Hebungen dürften dem Verband zufolge, der sich unter anderem auf ein Gutachten der RWTH Aachen beruft, das gesamte Ruhrgebiet sowie Teile des Niederrheins betroffen sein. Sorgen bereiten dem Dachverband von zehn Bürgerinitiativen aus dem Ruhrgebiet, Ibbenbüren, dem Rheinischen und Aachener Revier sowie dem Münsterland auch mögliche Gefahren für das Grundwasser. So könne nicht ausgeschlossen werden, dass das Grundwasser durch aufsteigendes Grubenwasser verunreinigt werde. Zudem würden Salz und unter Tage verbrachte Industrierückstände sowie giftige chemische Verbindungen wie PCB in Ruhr, Rhein und Lippe geschwemmt.
Aufbau eines engmaschigen Messnetzes
Der Verband beklagt außerdem, dass Bergbaubetroffene sich nicht gegen entsprechende Schäden versichern könnten und keine Lobby hätten. Pauschale Entschädigungssummen von zwei bis vier Prozent des jeweiligen Gebäudewertes seien beispielsweise für Eigentümer von Miethäusern angesichts dauerhafter Mieteinbußen völlig unzureichend. Noch immer halte die Politik ihre schützende Hand über den Bergbau, kritisierte der Verband.
Daher forderte der Verband unter anderem den Aufbau eines engmaschigen Messnetzes in der Region, um Anhebungen des Geländes exakt erfassen zu können. Darüber hinaus soll über ein Moratorium der Grubenwasseranstieg so lange aufgeschoben werden, bis eine verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung vorliegt. Außerdem will der Verband die Rückstellungen der RAG Aktiengesellschaft, die die Aktivitäten des Steinkohlebergbaus bündelt, geprüft wissen. Nur so könnten Schadenersatzansprüche Betroffene dauerhaft sichergestellt werden.
Mit dem Schließen der beiden letzten Zechen in Bottrop und Ibbenbüren endet Ende des Jahres die Geschichte des einstmals für die Region bedeutenden Steinkohle-Bergbaus.