Kampf gegen das Coronavirus : Belgien drohen noch schärfere Maßnahmen
Update Aachen/Brüssel Die Inzidenzzahlen in Belgien steigen weiter. Auch das Gesundheitssystem ist stark belastet. Am Freitag entscheidet die Regierung über neue Regeln. Diese Änderungen sind angedacht.
Der für die Corona-Maßnahmen zuständige Konzertierungsausschuss tritt außerplanmäßig an diesem Freitag um 9 Uhr zusammen. Zuvor hatten mehrere belgische Politiker strengere Maßnahmen gefordert.
Die Situation in Belgien ist weiterhin angespannt. Am Donnerstag waren 792 Intensiv-Betten belegt, was eine Steigerung um 20 Prozent innerhalb dieser Woche ist. Außerdem steigt insbesondere bei den Kindern bis neun Jahre die Inzidenz. Jeder vierte Test in dieser Altersgruppe ist positiv.
Eigentlich war das nächste Treffen des Konzertierungsausschusses erst für den 15. Dezember vorgesehen. Der belgische Premierminister Alexander De Croo entschied nun aber auch aufgrund einer Stellungnahme von Virologen und Experten (Gems), das Treffen vorzuziehen. Im Parlament lobte er zwar die Impfkampagne, gestand aber auch ein, dass die Lage dramatisch sei.
Die die Regierung beratenden Experten (Gems) bringen nach Informationen der belgischen Tageszeitung „Le Soir“ Kontaktbeschränkungen und ein Verbot von Veranstaltungen in Innenräumen ins Spiel. Nach Informationen der Zeitung „L’Echo“ schlägt das Expertengremium der Politik vor, die Grundschulen zehn Tage lang zu schließen. Kinder ab sechs Jahre sollen zudem Maske tragen. Weiterführende Schulen sollen in den Distanzunterricht gehen.
Alle Kulturveranstaltungen, Messen, Weihnachtsmärkte und Fußballspiele sollen untersagt werden. Die Gastronomie soll ab 20 Uhr statt wie bisher ab 23 Uhr schließen müssen. Außerdem sollen sich nur noch fünf Menschen treffen sollen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Politik die harten Forderungen der Virologen und Gesundheitsexperten, die die Regierung beraten, in der Regel nicht gänzlich umsetzt.
Der belgische Gesundheitsminister Frank Vandebroucke betonte am Nachmittag im Parlament aber, dass ein großes Paket an Maßnahmen notwendig sei. Das Covid-Safe-Ticket und das Impfen allein reichten nicht, um die aktuelle Welle einzudämmen, gab der Gesundheitsminister bei der aufgeregten Debatte im Parlament zu. „Die Politik muss abseits von Dogmen und politische Grabenkämpfe alles tun, was notwendig ist, um die Pandemie zu bekämpfen.“ Es könne nicht das Ziel sein, kommende Woche schon wieder einen Konzertierungsausschuss abzuhalten. Zur Erinnerung: Belgien hatte erst am vorigen Freitag neue Maßnahmen beschlossen.
Vandenbroucke wollte sich nicht zu spezifischen Maßnahmen äußern. Aber es müsse um einheitliche und umfassende Maßnahmen gehen, beispielsweise im Veranstaltungssektor. Das hatte der Minister im Vorfeld in einem Interview gesagt. Er habe dabei insbesondere die Situation an den Schulen im Blick. Diese sei chaotisch, sagte Vandenbroucke dem belgischen Radiosender RTL Info. Insbesondere in Flandern gebe es an den Schulen immer wieder neue Infektionsherde des Coronavirus. „Dort herrscht Chaos. Und es wäre gut, die Infektionsketten an den Schulen zu unterbrechen.“ Eine Rückkehr zum Distanzunterricht scheint also durchaus denkbar.
Auch Jan Jambon, Ministerpräsident der Provinz Flandern, hatte am Mittwoch um eine neue Sitzung des für die Coronavirus-Maßnahmen zuständigen Konzertierungsausschuss gebeten. In dem Zusammenhang forderte er ein Verbot von allen Indoor-Events.