Feuerwehr rettet Entkräfteten : Behörden warnen vor Betreten von Eisflächen
Langenfeld/Neuss Vor dem Betreten nicht freigegebener Eisflächen haben Behörden am Donnerstag erneut gewarnt. „Das Eis ist noch zu dünn“, twitterte etwa die Feuerwehr Neuss. Es bestehe Lebensgefahr.
Bereits am Mittwoch hatte der Ruhrverband vor tückischen Eisflächen auf Talsperren und Stauseen gewarnt, die plötzlich nachgeben könnten. Die Eisschicht reiße dort wegen des schwankenden Wasserspiegels immer wieder auf. „Durch die Risse steigt Wasser empor und bildet eine neue, dünnere Eisschicht, die bei Belastung natürlich leicht wieder brechen kann“, hieß es.
Auch aus Naturschutzgründen sollte das Betreten der Eisflächen von Stauseen tabu sein, so der Ruhrverband weiter. So zögen sich Wasservögel auf die letzten freien Wasserstellen zurück und reagierten auf Störungen durch Menschen sehr sensibel.
Die Wasserschutzpolizei Duisburg warnte erneut vor dem Betreten von Eisflächen im Mittellandkanal und in der Weser. Die Eisflächen seien teilweise nur wenige Millimeter dick und schneebedeckt. „Wer einbricht, läuft Gefahr, unter Wasser gezogen zu werden und nicht mehr an die Oberfläche zu kommen.“
Einen Zwischenfall gab es am Mittwoch: Zwei zuvor in einen zugefrorenen See eingebrochene junge Männer hat die Feuerwehr im rheinischen Langenfeld gerettet. Die beiden 19-Jährigen seien bei Eintreffen der Feuerwehr bereits ans Ufer gelangt, teilte die Feuerwehr am Donnerstag über den Einsatz vom späten Mittwochabend mit. Jedoch schaffte es nur einer der Männer, die steile Böschung zu den Rettern hochzuklettern. Der andere blieb entkräftet am Ufer des Sees liegen. Er sei in wärmende Decken gehüllt und von Feuerwehrleuten mit Hilfe einer Schleifkorbtrage den Abhang hinaufgebracht worden. Der Patient wurde dem Rettungsdienst übergeben und in ein Krankenhaus gebracht. Die zweite Person musste nicht weiter versorgt werden. Die Feuerwehr warnt eindringlich vor dem Betreten von Eisflächen.
An einer Absperrung wegen der Rettungsaktion stoppte die Polizei die Alkoholfahrt eines 52-Jährigen. Er ignorierte den Angaben zufolge die Haltezeichen eines Polizisten, der aus dem Weg springen musste. Erst als der Beamte auf die Motorhaube klopfte, hielt der langsam fahrende Wagen an. Als der Fahrer ausstieg, rollte das Auto ein kurzes Stück führerlos – die Handbremse war nicht angezogen. Ein Alkoholtest bestätigte, dass der Mann zu viel getrunken hatte. Der Führerschein wurde sichergestellt.
In Düsseldorf brach am Donnerstag ein 49 Jahre alter Jogger in einem vom Rhein-Hochwasser überfluteten Gebiet ein. In einer dramatischen Rettungsaktion konnte er erst nach einer halben Stunde mit Hilfe der Wärmebildkamera eines Hubschraubers gerettet werden. Stark unterkühlt kam er in ein Krankenhaus. Im rheinischen Langenfeld waren zuvor am Mittwochabend zwei 19-Jährige in einen zugefrorenen See eingebrochen. Sie konnten sich noch selbst ans Ufer retten, wo jedoch einer von ihnen entkräftet liegenblieb. Auch er kam in ein Krankenhaus. Mehrere Feuerwehren warnten erneut vor dem Betreten nicht freigegebener Eisflächen. „Das Eis ist noch zu dünn“, twitterte die Feuerwehr Neuss. Es bestehe Lebensgefahr.
Auch sonst sorgten die Auswirkungen des Schneeunwetters und die eiskalten Temperaturen vielerorts weiterhin für Probleme. Auf einem schneeglatten Wirtschaftsweg in Brakel im Kreis Höxter rutschte am Donnerstag ein Schweinetransporter mit 90 Tieren in einen Graben. 14 Tiere verendeten. Der 58 Jahre alte Fahrer blieb unverletzt, wie die Polizei berichtete. In Bad Salzuflen im Kreis Lippe brach am Mittwochabend das Dach einer Industriehalle unter der Schneelast teilweise ein. Das 60 mal 5 Meter lange Schleppdach begrub zwei Lastwagen-Anhänger unter sich, wie die Feuerwehr mitteilte. Verletzt wurde niemand.
Der Bahnverkehr blieb vor allem in den nördlichen Landesteilen auch am Donnerstag deutlich eingeschränkt. Auf zahlreichen Linien fuhren weiterhin keine Züge. Auf anderen gab es Teilausfälle und Verspätungen. Auf einigen Strecken wurden Busnotverkehre eingerichtet. Im Münsterland und im Raum Hamm-Bielefeld seien weiterhin Schneepflüge unterwegs, berichtete ein Sprecher der Deutschen Bahn. Dort seien noch nicht alle Strecken wieder befahrbar. Auch seien wegen der extremen Kälte noch Weichen festgefroren. In mehreren Städten war der Bus- und Straßenbahnverkehr weiterhin stark eingeschränkt, etwa in Essen oder Bielefeld.