Aachen : Aus Erfindungen wird Bares
Aachen Als erste Hochschulen in NRW haben die RWTH Aachen und die FH Aachen Patentscouts eingesetzt. Sie heißen Kornelia Drees und Marcus Lehnen. Künftig soll es an allen Hochschulen in NRW solche „Patent-Sucher” geben, die Teil der Innovationsstrategie von NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sind.
Mit ihrer Hilfe soll das Land zum „Innovationsland Nr. 1 in Deutschland” werden.
„Wir wollen erreichen, dass die Zahlen der Erfindungen und Patentmeldungen steigen”, sagt Marcus Lehnen. Seit 2002 wurden 100 bis 120 Erfindungsmeldungen an TH und FH gemacht. Aber nur 30 Prozent fanden eine Anwendung. Von „schlummerndem Potenzial” spricht Lehnen deshalb. Warum es noch schlummert, liegt für Kornelia Drees auf der Hand: „Das Kerngeschäft der Wissenschaftler ist es zu forschen”, sagt sie. Da fehle an manchen Lehrstühlen das Bewusstsein dafür, dass die Forschungsergebnisse für die Wirtschaft interessant sein könnten. Und genau das ist der Ansatzpunkt der Patentscouts.
Sie wollen als Dienstleister einen engen Kontakt zur Forschung herstellen - zu Anfang besonders zu Maschinenbau und Elektrotechnik -, gemeinsam ermitteln, wo Erfindungen von Nutzen sein können und gegebenenfalls eine Erfindungsmeldung an die Hochschule geben.
Ein guter Draht zu Mittelstand und Industrie ist genauso wichtig, um ein Gespür für deren Interessen zu entwickeln. Behilflich bei der Entscheidung, ob sich eine Meldung lohnt oder nicht, ist das Patentinformationszentrum (PIZ) der RWTH, das den Überblick über bereits angemeldete Patente hat.
Ist eine Erfindungsmeldung bei der Hochschule eingegangen, kommt ein weiterer Partner hinzu: die Patentverwertungsagentur Provendis. 23 der 27 Hochschulen in NRW sind Gesellschafter der Agentur, davor gab es nur Kooperationsverträge. Die Agentur prüft, ob die Erfindung tatsächlich neu ist und ob sie sich ausreichend von anderen Erfindungen auf dem Gebiet abgrenzt. Gilt die Neuerung als patentwürdig, wird geklärt, ob das Produkt in der Wirtschaft absetzbar wäre. Die Vermarktung übernehmen Provendis und Hochschule gemeinsam.
Ab Januar geht es richtig los
Nicht immer wird ein Patent angemeldet, um dieses sofort mit einem Lizenzverkauf zu Barem zu machen. So kann es auch sein, dass nur ein strategisches Patent angemeldet wird, um die Entwicklung zu schützen und weiterforschen zu können.
Im gesamten Prozess wollen Kornelia Drees und Marcus Lehnen die Wissenschaftler unterstützen. Kornelia Drees hat in Abfallwirtschaft promoviert und ist Lehrbeauftragte an der FH Aachen, Marcus Lehnen ist Diplom-Biologe und war zuletzt als Unternehmensberater tätig.
Jetzt sind sie beim Dezernat für Technologietransfer der RWTH angestellt. Noch befinden sich die Patentscouts in der Vorbereitungsphase, ab Januar soll aber die Navigation durch den Dschungel aus Projekten, neuen Produkte und Interessen der Wirtschaft stehen.