Vor dem Impfstart : „Ansturm auf Beratung“ zu Corona-Impfungen bei Kindern
Köln/Bonn Der spezielle Impfstoff für Kinder zwischen fünf und elf Jahren erreicht NRW in der kommenden Woche. Den Kinderärzten werden dazu bereits viele Fragen auf allen Kanälen gestellt.
Die Corona-Impfungen von Kindern zwischen fünf und elf Jahren starten in Nordrhein-Westfalen in der kommenden Woche. Der Apothekerverband Nordrhein geht davon aus, dass der spezielle Impfstoff wie geplant am Montag zur Weiterverteilung zur Verfügung stehen wird und das die ersten Kinderärzte auch schon am Montag damit impfen werden.
Im Laufe der kommenden Woche soll der über die Apotheken zu verteilende Impfstoff gegen das Coronavirus weitere Praxen erreichen. In den Impfstellen der Kommunen und Kreise soll es für Kinder zwischen fünf und elf Jahren ab kommenden Freitag ein Angebot geben, wie das Gesundheitsministerium mitgeteilt hatte. Mindestens die Hälfte der Kinderimpfungen dort soll mit Termin vergeben werden.
Nach der Einschätzung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu Corona-Impfungen für Kinder von fünf bis elf Jahren werden Kinderärzte mit Anfragen von Eltern überhäuft. „Es gibt einen Ansturm auf Beratung“, sagte der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein, Axel Gerschlauer, am Freitag. Die zahlreichen Anfragen erreichten die Kinderärzte nicht nur per Telefon und Mail. Sondern auch in der Sprechstunde selbst, beispielsweise wenn ein Kind wegen einer Mittelohrentzündung behandelt werde, stellten Eltern im Anschluss zumeist Fragen zur Corona-Impfung nach dem Motto „wenn ich schon einmal da bin“.
Der Bonner Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin hält es für möglich, dass es auch auf die Kinderimpfungen einen Ansturm geben wird. Dabei mache der Anteil der Kinder mit einer wirklichen Indikation nur etwa ein bis zwei Prozent der kleinen Patienten aus. „Das zeigt, dass medizinische Gründe beim Impfwunsch der Eltern nicht ausschlaggebend sind“, erklärte Gerschlauer.
Aus seiner Sicht werde hier vielmehr Frustration über die Pandemie, über Diskussionen zu einem Lockdown, zu Schulschließungen und zu Testungen deutlich. „Die Leute haben die Nase voll“, schilderte er und ergänzte: „Ich finde das eigentlich ziemlich traurig, dass das ein Impfgrund ist.“ Er hatte bereits mehrfach betont, dass die noch ungeimpften Erwachsenen in Deutschland über den weiteren Verlauf der Pandemie entschieden.
Die Vorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein, Christiane Thiele, warnt vor überzogenen Erwartungen der Eltern. „Wahrscheinlich werden wir aufgrund des Vorlaufs beim Einbestellen der Kinder erst in der Woche vor Weihnachten impfen und die meisten von uns auch nur Risikopatienten“, sagte sie.
Thiele geht von zunächst nur wenigen jüngeren Kindern aus. Entscheidender Faktor sei auch das Tempo der Lieferungen. Gerschlauer wies auf die laufende Saison der Erkältungskrankheiten hin und dass die Praxen ohnehin mit vielen kleinen Patienten gefüllt seien. Das Impfen werde deshalb zumeist nur in der Freizeit oder am Wochenende stattfinden können.
Die Stiko will die Corona-Impfung Kindern von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen und Kontakt zu Risikopatienten empfehlen. Aber auch gesunde Kinder sollen auf Wunsch und nach ärztlicher Aufklärung geimpft werden können, hatte das Expertengremium am Donnerstag zu einem Beschlussentwurf mitgeteilt. Für Fünf- bis Elfjährige wird ein niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat im Vergleich zum herkömmlichen Biontech/Pfizer-Impfstoff verwendet.
Von dem mRNA-Vakzin sollen laut Stiko zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden. Der Bund stellt deutschlandweit zunächst 2,4 Millionen Impfdosen zur Verfügung und verteilt sie nach dem Anteil der Kinder der Altersgruppe auf die einzelnen Bundesländer.
Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, geht entgegen früherer Befürchtung davon aus, dass alle Anfragen von Kinderärzten in der kommenden Woche bedient werden könnten.