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Kirchengemeinden: An Ostern nicht überall Präsenzgottesdienste

Kirchengemeinden : An Ostern nicht überall Präsenzgottesdienste

Präsenzgottesdienst an Ostern - ja oder nein? Die Kirchengemeinden gehen nach Beobachtung einer Expertin sehr unterschiedlich damit um.

Präsenzgottesdienst an Ostern - ja oder nein? Die Kirchengemeinden gehen nach Beobachtung einer Expertin sehr unterschiedlich damit um. „Es gibt schon auch viele, die sagen: "Wir persönlich können das nicht verantworten, wir machen das in einer anderen Form."“, sagte die Religionssoziologin Anna Neumaier vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung der Ruhr-Universität Bochum der Deutschen Presse-Agentur.

Diese anderen Formen könnten Digital-, Open Air- oder Drive-in-Gottesdienste sein. Eine Möglichkeit sei auch, in der Kirche zwar keinen Gottesdienst zu zelebrieren, sie aber offen zu lassen, so dass man sich dort zum Beispiel eine Osterkerze abholen könne. Im Vergleich zu Weihnachten ermögliche das bessere Wetter ein breiteres Spektrum von Angeboten.

In der vergangenen Woche hatten Bund und Länder die Kirchen kurzzeitig gebeten, an Ostern auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Die Spitzen der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatten darauf überrascht bis verärgert reagiert. Die Bitte war dann zusammen mit der „Osterruhe“ wieder gekippt worden. „Ich glaube ehrlich gesagt, dass die Bitte für viele Gemeinden gar nicht so überraschend kam, weil die eben auch schon durchgerechnet haben: Wo stehen wir jetzt in der dritten Welle?“, sagte Neumaier. Diese Gemeinden hätten sich eigenständig gegen Präsenzgottesdienste entschieden, gerade auch weil digitale Alternativen jetzt schon seit einem Jahr erprobt seien.

Generell gingen an Ostern deutlich weniger Menschen zur Kirche als an Weihnachten, sagte Neumaier. „An Weihnachten gehen etwa ein Viertel bis ein Fünftel der Deutschen in die Kirche, am Ostern reden wir etwa über jeden Zehnten. Das sind natürlich immer noch deutlich mehr als an normalen Sonntagen, aber wir sind an Ostern von der Nachfrage her so in der Mitte zwischen Weihnachten und den normalen Sonntagen.“

Ostern stehe der Gottesdienstbesuch gesamtgesellschaftlich also nicht so selbstverständlich im Fokus wie an Weihnachten. Umfragen zeigten, dass es den meisten Deutschen an Ostern vor allem wichtig sei, Zeit mit der Familie zu verbringen. Demgegenüber sei Ostern aber für die meisten Christinnen und Christen der höchste Feiertag überhaupt. „Das heißt also, hier gibt es eine gewisse Diskrepanz zwischen der gesamtgesellschaftlichen Wahrnehmung und der theologischen Bedeutung. Und deswegen ist die Debatte jetzt vielleicht auch ein bisschen heftiger als an Weihnachten.“

Zudem ist es jetzt schon das zweite Osterfest im Zeichen des Coronavirus, vergangenes Jahr hatte es gar keine Präsenzgottesdienste gegeben. „Es manifestiert sich jetzt, dass wir ein Jahr später im Grunde gar nicht weiter sind, dass es in gewisser Weise sogar schlimmer ist. Und deshalb sind die Anspannung und der Frust teilweise besonders groß.“

(dpa)