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Zurück in die Schule: Ab Montag gilt in NRW wieder das Wechselmodell

Zurück in die Schule : Ab Montag gilt in NRW wieder das Wechselmodell

Kommende Woche können wohl wieder mehr Schülerinnen und Schüler in die Klassenzimmer. Allerdings nur, wenn sie sich testen. Gleichzeitig gibt es Ärger um die „falschen“ Tests an den Schulen in NRW.

Die Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen sollen ab Montag wieder in die Klassenzimmer zurückkehren dürfen. Allerdings nicht in voller Präsenz, sondern weiterhin im Wechselmodell, so wie es bereits vor den Osterferien war. Das hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwochnachmittag bekanntgegeben.

Man habe diese Woche benötigt, um das Infektionsgeschehen zu bewerten. Die Infektionszahlen seien weiter hoch. Entsprechend dem Infektionsschutzgesetz des Bundes wird Präsenzunterricht in den Kommunen untersagt, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz über 200 liegt. Betroffen davon sind derzeit unter anderem Hagen, Remscheid, Solingen und der Oberbergische Kreis.

Gebauer lobt Wechselmodell

Anders als es das Gesetz des Bundes vorsieht, wird es in NRW aber keinen Präsenzuntericht für Kommunen mit einer Inzidenz unter 100 geben, sagte Gebauer. Man lasse Vorsicht walten und schöpfe die Möglichkeiten des Infektionsschutzgesetzes nicht voll aus.

Auch mit dem Wechselmodell gingen nicht alle Schüler wieder in die Schule, betonte Gebauer. In der Woche vor den Osterferien seien es beispielsweise lediglich 42 Prozent aller Schüler in NRW gewesen. Vorsicht sei weiter wichtig. Gebauer: „Das Wechselmodell ist die beste Option, die wir derzeit haben.“ Wie lange das Modell gelten soll, sagte Gebauer nicht.

Völlig unlogisch sei das, kritisierte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW. Diese Woche wegen eines „diffusen Infektionsgeschehens“ in den Distanzunterricht zu gehen, aber nun bei steigenden Coronazahlen zurück ins Wechselmodell zu gehen, sei den Eltern und Schülern nicht vermittelbar.

Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD, glaubt dass Gebauer die Idee des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet eines Brücken-Lockdown mit der Schließung der Schulen habe unterstützen wollen. Nun also Kommando zurück. „Das ist Wahnsinn“, sagte Ott unserer Zeitung.

Testpflicht bleibt bestehen

Ärger gibt es auch um die Selbsttests. An den Schulen finden wie bereits angekündigt zwei Mal wöchentlich Corona-Tests statt, wie Gebauer erneut bestätigte. Seit Beginn dieser Woche seien die Probleme bei der Belieferung der Schulen mit den Corona-Selbsttests behoben, betonte die Ministerin. Die wöchentlich benötigten 5,5 Millionen Tests werden an den Schulen sein, versprach Gebauer und verwies auf Angaben des zuständigen Logistikunternehmens. Dass in der laufenden „Woche der Vorsicht“ die Schulen weitgehend geschlossen waren, sei nicht auf fehlende Tests zurückzuführen. Das hatte die Opposition gemutmaßt und Kritik ausgeübt.

Tests nicht für die Schule geeignet?

Nun aber gibt es Kritik an den Tests. Die Selbsttests von Siemens seien eigentlich für den medizinischen Gebrauch, berichtet die Gewerkschaft GEW, aber auch etliche Schulen aus NRW berichten das. Das heißt: Die Flüssigkeit für den Test befindet sich nicht in einer kleinen abgepackten Portion, sondern in einem riesigen Gefäß. Lehrer müssen sich diese Flüssigkeit für die Tests – meist in den Sekretariaten – abholen und verteilen.

„Uns gegenüber hat ein Lehrer von 18 Schritten gesprochen“, sagte die GEW-Vorsitzende Finnern. Eigentlich müsse es dafür auch Schutzkleidung geben, erklärt sie. SPD-Politiker Ott pflichtet bei: „Diese Tests sind nicht für die Schule geeignet – zumal für Grundschulen.“

Schülerinnen und Schüler, die sich weigern, den Corona-Selbsttest in der Schule zu machen, werden an dem Tag vom Unterricht in der Schule ausgeschlossen. „Diese Schülerinnen und Schüler haben kein Anrecht auf zusätzlichen Distanzuntericht“, sagte Gebauer. Sie bestätigte damit eine entsprechende Aussage der Bezirksregierung Köln gegenüber unserer Zeitung. Es reicht demnach, wenn Lehrer die Schüler, die sich weigern, den Test durchzuführen, grob über das Thema der Stunde und den Inhalt informieren.

Derzeit laufen Klagen vor dem Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) gegen die Testpflicht an Schulen, auch von drei Schülern aus Würselen. Die Ministerin zeigte sich am Mittwoch aber sicher, dass die Pflicht und der damit evrbundese Ausschluss vom Unterricht in der Klassse rechtskonform verankert sei. „Die Testung ist zumutbar.“ Hintergrund ist, dass nur in den wenigsten Schulen Hybrid-Untericht stattfindet, also die Stunde aus der Klasse auch live online zu den Schülern zu Hause übertragen wird. Oft fehlt es an W-Lan in den Schulen oder der entsprechenden Technik. Vielmehr wechseln sich Gruppe A und B in der Schule ab und erhalten für die Tage zu Hause in den meistern Fällen Aufgaben.

In dieser Woche waren die meisten der 2,5 Millionen Schüler in NRW direkt nach Ende der Osterferien wegen ansteigender Corona-Zahlen wieder im Distanzunterricht zu Hause. Lediglich die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen konnten in dieser Woche die Schulen besuchen, um sich auf das Abitur oder die Zentralen Abschlussprüfungen vorzubereiten.

Lehrerverbände fürchten, dass ab dem 23. April erneut für die meisten Schüler nur Distanzunterricht möglich sein könnte. Denn: Für die dann beginnenden Abiturprüfungen wird viel Personal benötigt. Bereits im vergangenen Jahr waren viele Räume und Lehrer nötig.

Schulministerin Gebauer betonte, dass Lehrerinnen und Lehrer auch der weiterführenden Schulen beim Impfen gegen das Coronavirus vorgezogen werden. Derzeit werden lediglich Lehrkräfte an Förderschulen und Grundschulen geimpft. Zurzeit sei noch nicht absehbar, wann etwa Gymnasialkräfte in NRW geimpft werden könnten, antwortete Gebauer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz auf eine entsprechende Frage unserer Zeitung. „Es gibt in diesem Zusammenhang keine Anzeichen dafür, dass die Lehrkräfte der weiterführenden Schulen hier vorgezogen werden“, sagte Gebauer. „Gleichwohl, das darf ich sagen, dass ich mir natürlich als Bildungsministerin und verantwortlich nicht nur für die Lehrkräfte, sondern auch für die Schülerinnen und Schüler hier ein Vorziehen auch der Lehrerinnen und Lehrer der weiterführenden Schulen wünsche, weil wir natürlich auch darüber den Unterrichtsbetrieb sicherer gestalten können.“