Aachen : 40 Jahren Weltkulturerbe: Große Spendenaktion für den Aachener Dom
Aachen Zugegeben, ein Pixel ist klein, winzig klein sogar. Aber er kann viel bewirken, und wenn man ihn mit ein paar „Kollegen“ zusammenspannt, wird die Pixel-Fläche wachsen und wachsen — wie die Hilfe für den Aachener Dom, die nur gemeinsam funktioniert. Ein Pixel, ein Euro — viele Pixel, viele Euros.
Mit einer bundesweit einmaligen Spendenaktion „Pixel für den Aachener Dom“ nehmen die Aktionen zum Fest „40 Jahre Weltkulturerbe der Unesco“, das mit einer prall gefüllten Festwoche vom 23. bis 30. September gefeiert wird, Fahrt auf. Der Aachener Dom wurde am 8. September 1978 als erstes deutsches Bauwerk von der Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Auf der Welterbeliste stehen derzeit 1073 schützenswerte Natur- und Kulturstätten in 167 Ländern.
Zahlreiche Veranstaltungen sind in Aachen geplant. Indem man nun Bürgern die Möglichkeit gibt, bereits mit einem einzigen Euro dabei zu sein, ist es eine der ungewöhnlichsten Aktionen deutschlandweit. Das Bild, das es mit Pixeln in vielen Farben zu füllen gilt, ist — natürlich — eine Abbildung des Aachener Doms. So, wie man ihn vom Katschhof aus sehen kann. „640 000 Pixel haben in dem Dombild Platz“, sagt Matthias Büsching, Art Director der federführenden Agentur Power + Radach und Experte für die Pixel-Aktion. Damit bietet es einer respektablen Spendensumme Raum. Technisch ist das Projekt höchst anspruchsvoll.
Statt „Pixel für den Dom“ nennt Büsching die Aktion lieber „Hand in Hand für den Aachener Dom“, denn den Planern ist es wichtig, dass diesmal tatsächlich jeder mitmachen kann und die Schwelle dabei so niedrig wie nie zuvor ist. Wer auch immer etwas spendet, wird seinen Namen zukünftig im Pixel-Dom verewigt finden — und das garantiert für zehn Jahre.
Je näher man an den Dom herankommt, das Foto vergrößert, also „zoomt“, umso genauer erkennt man die Pixel. Je größer der Spendenbetrag und damit die Fläche — umso eher wird der Spender angezeigt, der sich in seine eigenen Pixel eintragen darf.
Selbst ganz kleine Spenden werden verzeichnet und spielen im Pixel-Feld eine Rolle. Wichtig für die Planer: „Unternehmer und Bürger sollen sich gemeinsam als Teil dieser Stadt verstehen.“
Was ist ein Pixel? „Ein Bildpunkt“, erklärt Büsching. „Aus vielen kleinen Bildpunkten setzt sich ein Foto zusammen. Je mehr Bildpunkte, umso schärfer wird ein Foto.“ Genauer gesagt: Man spricht im Web-Bereich von 72 mal 72 Bildpunkten auf einer Fläche von 2,54 Zentimetern mal 2,54 Zentimetern, die damit 72 (dots per inch) ausmachen. Einer dieser Punkte ist ein Pixel.
Die Fläche? 2,54 Zentimeter geteilt durch 72 . Technischer Trick der Agentur: Der einzelne Bildpunkt wird zum Quadrat, das man optisch wahrnehmen kann. Der Dom wird zwar als Ganzes Schritt für Schritt nicht mehr erkennbar, aber man nähert sich so stark, als ob man „mit der Nase“ auf das Motiv trifft.
Geplant ist ein farbenfroher Dom — jeder Spender wird sich mit Hilfe eines Farbwählers eine von 16,7 Millionen möglichen Farben für seine Pixel aussuchen können. „All das war technisch sehr anspruchsvoll“, gesteht Matthias Büsching. Technisch musste gewährleistet sein, dass jeder einzelne Pixel innerhalb dieses Bildes zu identifizieren ist, dass man ihn wiederfinden und verändern kann, indem man als Spender den Namen einträgt.
Gleichzeitig muss klar sein, welche Pixel verkauft sind und wo man freie Flächen findet — wenn etwa jemand eine Vorliebe für ein Türmchen, ein Fenster oder eine bestimmte Kapelle des Doms hat. „Den Pixel kann man einzeln an einer freien Stelle aussuchen“, verspricht Büsching. „Das Oktogon des Kernbaus wird vermutlich schnell belegt sein, aber prinzipiell ist das möglich.“
Alles, was charakteristisch ist, weckt das besondere Interesse der Spender. Fenster etwa, oder Areale, die „ganz weit oben“ sind, wie Büsching es beschreibt. Das Besondere an dieser Aktion? „Der Dom ist in einer Stadt wie Aachen das Merkmal, das die Silhouette prägt“, betont Büsching. „Größere Städte haben davon mehrere Objekte, in Aachen ist es der Dom.“ Durch seine Lage mitten in der Stadt — seit über 1200 Jahren — sei der Dom nicht nur für Medienexperten „unglaublich interessant“.
Seit 2012 arbeitet Power + Radach intensiv mit dem Domkapitel zusammen. Was mit der Heiligtumsfahrt 2014 begann, hält bis heute an. „Der Dom hat so unglaublich viele Facetten, die selbst der Aachener nicht kennt, wenn man sie ihm nicht ab und zu erklärt“, betont Büsching.
Wege für zeitgemäße Kampagnen finden? Kein Problem. Oder doch? An der aktuellen Pixel-Aktion kann man schließlich nur online teilnehmen. „Das bedeutet so etwas wie eine Barriere, das stimmt“, sagt Büsching. „Aber die Dom-Pixelaktion ist nur ein Teil dieser 2018-Weltkulturerbe-Planungen.“ So gebe es auch für Menschen, die nicht online unterwegs sind, zahlreiche Spendenmöglichkeiten.
„Allerdings ist es ein Schritt in eine Richtung, die man bisher kaum genutzt hat — und deshalb sind die Pixel für den Aachener Dom umso wichtiger“, betont Büsching. „Es ist so einfach wie noch nie“, versichert der Werbefachmann. Vor 20 Jahren konnte man eine Patenschaft für Dom-Steine übernehmen — heute sind es eben die Pixel für jeweils einen Euro.
Was die Planer freut: Das Domkapitel , das zusammen mit der Stadt Aachen die Pixel-Aktion trägt, ist erfreulich offen für neue Ideen, Vorschläge sind erwünscht. Von der Pixel-Idee bis zur Aktion war ein Jahr Entwicklungszeit nötig. Wer eine Fläche kauft, erhält einen Link, eine verschlüsselte Website-Adresse, mit der er die eigenen Pixel wiederfindet.
Gibt man die Adresse ein, zoomt das System augenblicklich auf die erworbene Fläche. „Man kann das über soziale Medien verschicken, möglichst viele andere Nutzer teilhaben lassen. Damit wollen wir die Aktion bekannt machen.“