Trotz rot-grüner Mehrheit : Miese Umfragewerte bieten Chance für Wüst
Meinung Düsseldorf Bei aller parteiinternen Tristesse gibt es eine gute Nachricht für die NRW-CDU: Die zurückliegenden Wahlen waren in erster Linie Personenwahlen.
Die CDU im Bund wurde unter anderem deshalb abgestraft, weil viele Wähler nichts mit dem Spitzenkandidaten Armin Laschet anfangen konnten. Nun sieht der NRW-Trend aber erstmals seit 2014 wieder eine Mehrheit für Rot-Grün.
Schaut man sich die aus CDU-Sicht vordergründig katastrophalen Werte genauer an, dann liegt der neue CDU-Landesvorsitzende Hendrik Wüst im direkten Kandidatenvergleich vor seinem schärfsten Konkurrenten, SPD-Landeschef Thomas Kutschaty. Sollte die Landtagswahl also auch zur Personenwahl geraten, dann hat die CDU durchaus Chancen.
Für Wüst ist der NRW-Trend auch aus einem weiteren Grund eine gute Nachricht: Er dürfte für Disziplin bei der Wahl am kommenden Mittwoch zum neuen NRW-Ministerpräsidenten sorgen. Denn angesichts einer rechnerischen Mehrheit für Rot-Grün dürften die Abgeordneten von CDU und insbesondere der FDP kein Interesse daran haben, einen Kandidaten Wüst durchrasseln zu lassen und Neuwahlen zu riskieren.
Das Wahldebakel im Bund lag im Übrigen nicht nur an der Person Armin Laschet, sondern auch an dem fehlenden inhaltlichen Angebot der CDU für die Wähler. Insofern ist die Forderung aus Wüsts Bewerbungsrede sinnvoll: Die CDU muss wieder klarere und vor allem konkretere Antworten auf die drängenden gesellschaftlichen Fragen geben.
Wüst hat dafür eine Kampagne angekündigt, die noch in dieser Woche der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Er wolle den Menschen zuhören, hatte Wüst versprochen. Wichtig ist aber auch, dass das Zuhören dann in konkrete Politik mündet. Wenn ihm das gelingt, dann könnte er tatsächlich dafür sorgen, dass sich die NRW-CDU mit ihm wieder nach vorne schiebt.