Glossiert: Lieblingskollegin und Überstunden
Meinung Bald ist Feiertag: 1. Mai, „Tag der Arbeit“. Ganz ehrlich, wenn sich dieser Feiertag nach meinem bisher geleistetem Pensum richten würde, hätte ganz Aachen eine ganze Woche frei.
Mein Chef fragte mich neulich mal: „Wie viele Jahre Berufserfahrung haben Sie jetzt eigentlich?“ Ich sagte: „70“. Er völlig irritiert: „Aber Sie sind doch erst Anfang 50“, worauf ich ihm erklärte: „Ja, das stimmt. Die 70 kommen von den vielen Überstunden, die ich in diesem Laden geleistet habe.“ Fleißig bin ich, denn ich weiß: Niemand wird gekrönt, der nicht vorher gekämpft hat.
Und das tue ich, denn meine Kollegin überzeugt regelmäßig durch professionelle Versagensleistungen, die wir im Team dann wieder ausbügeln dürfen. Aber sie ist hübsch, so hübsch, dass ich zuerst dachte, sie wäre nur für dekorative Zwecke eingestellt worden. Wir mögen uns nicht. Wobei meine Kritik ja berechtigt ist und ich diese auch immer positiv formuliere: „Einer von uns beiden hat mehr Ahnung als Du“, entfährt es mir dann schon mal. Worauf sie meist mit der großzügigen Feststellung reagiert: „Wenn Du ein Problem mit mir hast, kannst du es behalten. Ist ja schließlich deins.“
Vielleicht ist das Großraumbüro auch Schuld an meinen Überstunden. Ständig wirst du angequatscht. Und dann diese Meetings. Ich bin zwar auch kein Freund von Vorladung, Verhör, Vollstreckung. Aber die meisten Meetings sind so überflüssig wie ein Fundbüro in Polen. Es wird viel geredet, ohne etwas zu sagen: Auf 'ner Glatze Locken drehen, halt. Auch in der Nicht-Umsetzung der dort formulierten Ziele ist meine Abteilung ganz weit vorne.