Kommentar zum CDU-Parteitag : Ein anderes Finale
Berlin Abwarten, ob die CDU ihren Parteitag Mitte Januar tatsächlich so durchführen kann, wie sie am Montag beschlossen hat. Wegen Corona bleibt vieles unkalkulierbar.
Und hinter den Kulissen gibt es durchaus Stimmen, die eine Verschiebung in diesen Zeiten ein weiteres Mal für notwendig erachten. Das war ein Thema in den Gremien, bei dem es hoch her ging. Wobei diese Position unter anderem aus jenem Lager zu hören ist, das derzeit glaubt, im Rennen um den Parteivorsitz ins Hintertreffen geraten zu sein, das von Armin Laschet.
Nun soll alles aber trotzdem am 15. und 16. Januar über die Bühne gehen, und zwar komplett digital. Ein Novum für die CDU. Das verändert den finalen Kandidatenkampf. Beim Grünen-Parteitag hat man erlebt, wie schwer sich die beiden Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck mit ihren Reden ins digitale Off getan haben. Vieles klang pathetisch, es fehlte an Schwung und Stimmung. Das ist das große Manko – mit einer guten Rede lässt sich auf einem Präsenzparteitag die Mehrheit auf den letzten Metern erobern. Wie es AKK 2018 in Hamburg gelungen ist. Digital braucht es jedoch anderer rhetorischer Kniffe, um eine entscheidende Dynamik zu erzeugen. Friedrich Merz kann Hallen begeistern, aber funktioniert seine Rede auch ohne Publikum? Armin Laschet ist rhetorisch kein Meister, aber vielleicht ist seine eher sachliche Art digital gerade die richtige Tonlage. Und Norbert Röttgen? Er analysiert gerne mit Vernunft, Vorteil oder Nachteil im digitalen Wettstreit?
Es wird also spannend sein zu beobachten, wer am besten mit dem Format umgehen kann. Am Ende entscheiden nach wie vor 1001 Delegierte über den neuen Vorsitzenden, da dürften Umfragen unter den Bürgern nur begrenzt Einfluss haben. Wer immer es auch wird, muss erstens die durch den Wettstreit zerfaserte und überfordert wirkende Partei wieder einen, zweitens muss er sie kraftvoll führen. Und das alles in Coronavirus-Zeiten. Es gibt wahrlich einfachere Aufgaben.