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Johannes Lüttecke und der VfL Vichttal: „Wir sind wirklich eine große Familie“

Johannes Lüttecke und der VfL Vichttal : „Wir sind wirklich eine große Familie“

Der Tag von Johannes Lüttecke hat 24 Stunden. Natürlich ist das eine ziemlich banale Feststellung. Aber wenn der 31-Jährige erzählt, wo er sich in seinem Heimatort Vicht überall engagiert, fragt man sich unweigerlich, wie er das bloß alles schafft.

„Die Identifikation mit meiner Heimat habe ich von meinen Eltern quasi in die Wiege gelegt bekommen“, sagt Johannes Lüttecke. „Ich bin ein Vichter Junge.“ Und deshalb ist er stellvertretender Vorsitzender des Pfarreirates und Vorstandsmitglied der IG Schönes Vicht. Vor allem aber bringt sich Lüttecke in „seinen“ Verein, den VfL Vichttal, ein.

Seit 15 Jahren arbeitet er dort (und davor beim VfB Vicht) als Trainer und hat mittlerweile alle Nachwuchsklassen betreut – von den Minis bis zur A-Jugend. Aktuell kümmert er sich um die Bambini und die Minis. „Nebenher“ spielt er noch in der dritten Mannschaft des VfL in der Kreisliga B. Und weil das immer noch nicht genug ist, hat er vor gut einem Jahr das Amt des Jugendleiters übernommen.

„Der Posten war vakant, und der Hauptvorstand hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ihn zu übernehmen.“ Das war dann wohl eher eine rhetorische Frage. „Ich habe vorher schon als Kinderkoordinator gearbeitet. Das ist zwar kein offizielles Amt. Aber im Grunde war ich damit für die Jugendleitung prädestiniert“, schmunzelt der Lehrer, der auch von Berufs wegen Tag für Tag mit Kindern zu tun hat – in der Grundschule in Breinig.

20 Jugendmannschaften

Wer verstehen möchte, was an der Jugendleitung des VfL 08 Vichttal alles so „hängt“, der muss sich die Zahlen vor Augen führen (lassen): Knapp 1000 Mitglieder hat der Verein, der in zwei Schritten aus dem Zusammenschluss von VfB Vicht, VfL Zweifall und Grün-Weiß Mausbach entstanden ist. Über 300 aktive Kinder und Jugendliche zählt der Fusionsklub vom Vichter Dörenberg, die in derzeit 20 Mannschaften auf Tore- und Punktejagd gehen.

Sehr talentierte und ambitionierte junge Menschen sind dabei, aber auch solche, die einfach nur Fußball spielen möchten und keine höheren Ziele verfolgen. „Unser Anspruch ist, dass alle Kinder, die den Wunsch haben, bei uns Fußball zu spielen, dies auch können. Wir wollen niemanden wegschicken“, betont Johannes Lüttecke. Deshalb gibt es beim VfL auch keinen Aufnahmestopp. „In allen Jahrgängen haben wir mindestens eine leistungsorientierte Mannschaft und ein Breitensportteam“, resümiert er und führt als aktuelles Beispiel die A2-Jugend an. „Die haben wir im Sommer gemeldet, die Jungs spielen jetzt in der Normalstaffel.“

Viele Mannschaften benötigen auch viele Trainer und Betreuer. Aber auch in diesem Punkt ist der VfL Vichttal sehr gut aufgestellt, betont Johannes Lüttecke. „Viele Seniorenspieler sind auch Jugendtrainer. Im Moment sind das rund 15“, freut sich der Jugendleiter. „Die Verzahnung zwischen Jugend und Senioren ist uns gut gelungen.“ Und sie hat noch einen schönen Nebeneffekt: „Die Spieler aus der ersten Mannschaft sind Vorbilder für den Nachwuchs. Die spielen immerhin in der Mittelrheinliga.“

„Nicht nur ein Werbeslogan“

Dass sich diese trotz des eigenen Trainingsaufwands bei der Jugend einbringen, passt zum Selbstverständnis des Klubs: „Wir sind Vichttal‘ ist nicht nur ein Werbeslogan, sondern ein Motto, das gelebt wird.“ Deshalb war es in den kürzlich zu Ende gegangenen Herbstferien auch kein Problem, trotz der strengen Auflagen das traditionelle Jugendcamp auszurichten.

Natürlich war auch Johannes Lüttecke dabei und konnte beobachten, welche Entwicklung mancher Nachwuchsspieler, der schon ganz früh die ersten Berührungspunkte mit dem Fußball hatte, zwischenzeitlich gemacht hat. Schon seit sieben Jahren gibt es beim VfL die Minis. „Da waren wir Vorreiter“, blickt Lüttecke stolz zurück. In Vicht können Kinder das Fußballspielen bereits mit zweieinhalb Jahren beginnen. Wobei „Spielen“ ganz großgeschrieben wird. „Das ist noch kein Training im klassischen Sinn. Die Kleinen werden sehr spielerisch an den Fußball herangeführt. Sie kennen dann schon die Strukturen und haben gewisse Grundlagen, wenn sie in die Bambinimannschaften wechseln.“

Die meisten von ihnen bleiben dem Verein über viele Jahre treu – und vielleicht auch für immer. So wie Johannes Lüttecke: „Ich habe mit fünf Jahren angefangen und bin immer im Verein geblieben.“ Dabei war und ist er nicht nur Trainer und Jugendleiter, sondern auch Spieler. Zehn Jahre lief der Innenverteidiger als Kapitän der zweiten Mannschaft auf, in der Saison 2014/15 spielte er sogar in der Landesliga. Inzwischen tritt der 31-Jährige wegen der Jugendleitung als Aktiver tatsächlich ein bisschen kürzer: Seit dem Sommer gehört er der dritten Seniorenmannschaft an und spielt in der Kreisliga B.

Teamgeist

Auch dort herrsche dieser Teamgeist, der den VfL Vichttal zu einem besonderen Klub mache. „Wir sind wirklich eine große Familie, in der jeder für jeden da ist.“ Und in die sich Johannes Lüttecke besonders stark einbringt. „Da kommt schon einiges zusammen, auch zwischendurch. Ich kann das aber gar nicht in Zeit fassen“, beantwortet er die Frage nach dem Aufwand.

Aber eigentlich will er das auch gar nicht. Sein Maßstab ist der Spaß. Und der ist offenbar riesig. „Die Begeisterung der Kinder und der Zusammenhalt im Verein bereiten mir unheimlich viel Freude.“ Und das gilt auch, wenn der Tag manchmal mehr als 24 Stunden haben müsste.