Konzert Zinkhütter Hof : Königlichen Harmonie Hergenrath beweist ihre hohe musikalische Qualität
Stolberg Da war Organisator Karl-Heinz Oedekoven ganz baff: Überraschend viele Musikfreunde waren in die Ofenhalle des Museums Zinkhütter Hof gekommen, um dort dem Konzert der Gäste von der Königlichen Harmonie Hergenrath in Ostbelgien zu lauschen.
Die Musiker des sinfonischen Blasorchesters gehören zu den Besten ihrer Zunft nicht nur in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) – eine künstlerische Kompetenz, von der die Stolberger gleich mehrere eindrucksvolle Kostproben erhielten.
Vor Beginn aber stellte Macher Oedekoven die Zuhörer auf eine besondere Gegebenheit ein: „Wenn 60 Musik ihre Tätigkeit entfalten, kann es laut werden.“ Wurde es dann ja auch. Dass Dirigent Rainer Hilger und die Seinen aber auch immer wieder ganz andere Töne anzustimmen verstehen, bewiesen sie in den rund anderthalb pausenlosen Stunden des Konzerts gleichwohl.
Rainer Hilger ist übrigens, wie Karl-Heinz Oedekoven die Menschen in der Ofenhalle informierte, in der Kupferstadt kein Unbekannter: „Vor fünf Jahren war er schon mal mit dem Cercle Musicale Kelmis hier.“ Das zog ein besonders herzliches Verhältnis nach sich: „Mittlerweile sind wir Freunde.“ Das mag jetzt auch gelten, was die Beziehung der Klassikfans zu den Gästen aus dem nahen Nachbarland betrifft. Die Musiker aus Hergenrath zeigten sich jedenfalls von ihrer allerbesten Seite und entfalteten ein Panorama ihrer Kunst voller prächtiger Klangfarben.
Mit Anaelle Ziadi (Harfe) und Patrick Sporken (Trompete) präsentierten sich im ersten Block des Programms zudem zwei hoch virtuose Solisten, deren Beitrag sehr zum überaus positiven Gesamtprofil des Gastspiels beitrug. Nichts, schon gar nicht spieltechnische Schwierigkeiten konnte das harmonische Zusammenspiel innerhalb des Orchesters sowie zwischen Dirigent und ausführenden Musikern hemmen. Wahrscheinlich gerade deshalb schien jedes Stück von innen heraus zu strahlen, so zum Beispiel Rossano Galantes Tondichtung „Lexicon of the Gods“und andere Kompositionen.
Bis an die Grenzen dessen, was Menschen auf Musikinstrumenten zu leisten vermögen, gingen die Hergenrather beim letzten und umfangreichsten Stück auf dem Programm, dem Epos „The Heroes of Orzán“ des spanischen Komponisten Antón Alcalde. In seiner siebenteiligen Erzählung in Tönen und Akkorden würdigt Alcalde den heldenhaften Einsatz dreier Polizisten, die beim Versuch der Rettung eines slowakischen Gaststudenten aus dem Meer ihr Leben aufs Spiel setzten und verloren. Die Aktiven der Königlichen Harmonie gestalteten diese vielfältige Klanglandschaft mit großem Einsatz.
So ahmten Kontrabassisten und Posaunisten mit Hilfe ihrer Instrumente den Wind an der galicischen Küste nach. Von der Grenze zur Atonalität bis hin zu breit ausladenden erzählerischen Strukturen – Rainer Hilger und die Mitglieder des Orchesters meisterten alle Herausforderunmgen mit versierter Gewandheit und emotionalem Engagement. Der Beifall der Zuhörer war den Männer und Frauen in den graugrünen Uniformjacken für ihre bravourösen Leistungen gewiss. Die Hergenrather revanchierten sich mit zwei Zugaben. Deren letzte: der Abba-Hit „Thank you for the music“.