Vor 50 Jahren in Stolberg und Eschweiler : Stammtischgespräche und Olympia
Serie Eschweiler/Stolberg Explosion und Flucht: Diese Artikel standen heute vor 50 Jahren in den Zeitungen in Eschweiler und Stolberg.
In Stolberg flüchtete ein Autofahrer mit einer Bierfahne. In Eschweiler lieferten die Rhenanen ein Fußballspiel ab, das schnell vergessen werden sollte. Diese und weitere Ereignisse standen heute vor 50 Jahren in den Zeitungen in Eschweiler und Stolberg. Ein Ereignis, das die Bewohner der Eschweiler Innenstadt in Atem hielt: eine Gasexplosion in einem Haus an der Moltkestraße. Vier Menschen schwebten danach in Lebensgefahr, zwei wurden leicht verletzt. Es entstand ein Sachschaden von rund 100.000 Mark. Die Bewohner des Hauses hatten starken Gasgeruch wahrgenommen, der aus dem Keller kam. „Man rief die Licht- und Kraftwerke an, die sofort einen Entstörtrupp von drei Männern zur Moltkestraße entsandten. Die Männer und die Hauseigentümerin begaben sich in den Keller, um gemeinsam den Grund für den Gasgeruch zu suchen. Ob nun irrtümlich ein Lichtschalter angeknipst wurde, weiß man nicht, denn plötzlich schoß eine Explosionsflamme aus dem Keller und hüllte die vier Personen sofort in Flammen und Schutt ein“ war damals zu lesen.
Die Kellerdecke war zum Teil runtergekommen und die Eigentümerin sowie die drei Männern drohten im Keller eingeschlossen zu werden. Die Druckwelle war so stark, dass der Bürgersteig vor dem Haus hochgerissen, der dort stehende Wagen des Entstörungstrupps fortgeschleudert wurde und die Flammen aus dem Gehweg, aus dem Keller und aus dem Nachbarkeller des angrenzenden Hauses Moltkestraße 52 drangen. Die Druckwelle war so stark, dass selbst bei der rund 200 Meter entfernten Feuerwache die Türen und Fenster aufschlugen.
Auch in Stolberg hatten die Einsatzkräfte eine Menge zu tun. Auf der Vogelsangstraße wurde ein sechsjähriger Junge von einem Wagen erfasst und erlitt schwere Verletzungen. Auf dem Schellerweg kam ein Autofahrer in einer Linkskurve ins Schleudern. Der Wagen prallte gegen ein Absperrgeländer und eine Hauswand. Der Fahrer (übrigens mit „Bierfahne“) flüchtete. In seiner Wohnung konnte er schließlich gestellt werden.
Enttäuschung herrschte derweil im Jugendheim Münsterbusch. Dort waren nämlich etliche Stolberger zu einem Lehrgang über das Blumenstecken erschienen, den der Gartenbauverein angeboten hatte – jedenfalls in der Theorie. Der Referent aus Bad Godesberg kam erst zwei Stunden nach dem Termin. „Der gesamte Kreisvorstand hatte vergeblich gewartet. Jetzt muß der Gartenbauverein trotz des Ausfalls der Veranstaltung 100 Mark Saalmiete berappen“ war damals zu lesen. Der Grund der Verspätung: eine Autopanne.
Apropos Enttäuschung: Die herrschte bei Rhenania Eschweiler, die 2:3 gegen Sparta Würselen verloren hatte. „Und wer war schuld dafür?“, hätte Uli Hoeneß sicher schon damals gefragt. Laut des Zeitungsartikels war der Schiedsrichter nicht unbeteiligt: Der Unparteiische ließ sich von der folgenden Hektik anstecken. Seine Entscheidungen waren sehr fragwürdig.“ Ob er aber alleine für die Niederlage verantwortlich war?
Im Jahr 1970 gab es keine Olympischen Spiele, ein bisschen Olympia war aber trotzdem. Wobei ein bisschen? Der Billardclub Olympia wurde Stadtmeister in Stolberg. Im Billard ließ der Verein den BC Eintracht Stolberg und die Billardfreunde Dorff hinter sich. Eine besondere Freude gab es dann bei der Siegerehrung: Es kamen nämlich Gäste aus Eschweiler, um unter anderem Einzelsieger Horst Silius zu gratulieren. Eine schöne Geste!
Ärger gab es in Eschweiler. Dort hatte eine Karnevalsgesellschaft die Anmeldung einer Veranstaltung beim Steueramt vergessen. Ups. Der „Mann mit dem Kuckuck“ ließ nicht lange auf sich warten. Zuzüglich zur Vergnügungssteuer musste der Verein eine Mahngebühr zahlen. Eine interessante Diskussion rief dies hervor – beispielsweise beim CDU-Stammtischgespräch in Hastenrath, „wo man offensichtlich über solche Praktiken der Verwaltung verärgert ist, da die Veranstaltung beim Ordnungsamt angemeldet war. Aus der Gesprächsrunde kam der Vorwurf, ob es zu viel von der Verwaltung verlangt sei, wenn die Anmeldung durch das Ordnungsamt an das Steueramt weitergegeben werde. Die Vereine würden sich sicherlich auch nicht dem Wunsch des Sozialamtes versperren, zu ihren Veranstaltungen über 70 Jahre alten Bürgern freien Eintritt zu gewähren.“
Es gab übrigens eine Überschrift, die so manchem Fußballfan auch anno 2020 durchaus bekannt vorkam: „Wieder mal kein Tor für Schalke“ war im Sportteil zu lesen. Das passiert heutzutage ja nun auch regelmäßig. Wobei der Gegner vor 50 Jahren, der den FC Schalke mit 2:0 besiegt hatte, 1. FC Köln hieß. Und der gewinnt anno 2020 ja nun auch nicht so oft.