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Neue Kooperation: Stadt und Schutzverein wollen Mieter nicht im Stich lassen

Neue Kooperation : Stadt und Schutzverein wollen Mieter nicht im Stich lassen

Knapp fünfeinhalb Monate ist die Hochwasserkatastrophe nun bereits her. Manche Hauseigentümer kommen ihren Pflichten jedoch immer noch nicht nach. Deshalb sollen Mieter nun einfacheren Zugang zur Beratung des Mieterschutzvereins erhalten.

Unzählige Haushalte in Stolberg sind weiterhin von den Folgen der Hochwasserkatastrophe im Juli betroffen. Die Wohnungen mussten entrümpelt und entkernt werden, in vielen Fällen wird auf Heizungen, Heißwasserboiler und Handwerker gewartet. Gerade in der Stolberger Innenstadt sind dafür viele Menschen auf ihre Vermieter angewiesen.

Doch diese kommen nicht immer ihren Pflichten nach, wie der Mieterschutzverein und die Stadt Stolberg festgestellt haben. „Wir haben eine Befragung durchgeführt. Und die hat ergeben, dass es einige Menschen gibt, die in einer Wohnung leben, die diesem Zweck nicht würdig ist, die aber auch nicht rauswollen”, erklärt Stolbergs Bürgermeister Patrick Haas (SPD). Dann müssten die Mieter privat die Probleme mit ihren Vermietern klären, die Stadt Stolberg könne nur im Rahmen der Bauordnung eingreifen.

Doch gerade für viele Menschen in der Innenstadt sind die Hürden aufgrund der dortigen Sozialstruktur laut Haas hoch. Welche Rechte haben sie, wenn die Vermieter ihren Pflichten nicht nachkommen? Was passiert bei einem Rechtsstreit? Hier kommt der Mieterschutzverein ins Spiel. Er bietet eine kostenfreie Erstberatung für Betroffene an. Um in den Genuss weiterer Leistungen zu kommen, muss jedoch eine Mitgliedschaft abgeschlossen werden. Sie wird derzeit für Hochwassergeschädigte für einen reduzierten Jahresbeitrag von 78 Euro angeboten.

Um die Hürden weiter zu senken, hat die Stadt Stolberg jetzt eine Kooperationsvereinbarung mit dem Mieterschutzverein für Aachen und Umgebung abgeschlossen. Diese ermöglicht, dass der Jahresbeitrag für betroffene Mieter aus den städtischen Spendengeldern finanziert werden kann.

Stolbergs Bürgermeister Patrick Haas (SPD, links) und Sandra Keilhauer, Geschäftsführerin des Mieterschutzvereins für Aachen und Umgegend, unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung.
Stolbergs Bürgermeister Patrick Haas (SPD, links) und Sandra Keilhauer, Geschäftsführerin des Mieterschutzvereins für Aachen und Umgegend, unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung. Foto: MHA/Christian Ebener

„Wir wollen den Mietern mehr Hilfe an die Hand geben und damit eine bis dato noch bestehende Lücke in unseren Angeboten für Flutopfer schließen”, hofft Patrick Haas, dass die Neuerung rege angenommen wird. Der Kontakt kann über info@mieterverein-aachen.de und telefonisch kostenlos unter 0241/9497920 hergestellt werden.

Die Stadt Stolberg hat nach Aussage des Bürgermeisters festgestellt, dass unter den Betroffenen in der Innenstadt viele Menschen mit Migrationshintergrund seien und Menschen, die nur knapp über dem Existenzminimum lebten. „Gerade bei diesen ist festzustellen, dass sie mit der Situation überfordert sind und nicht wissen, welche Rechte sie haben“, berichtet Haas und betont:  „Die Schwelle zur Beratung soll so tief wie möglich sein.“ Lediglich eine Kopie der Hochwasserbescheinigung sei beim Mieterschutzverein vorzulegen. Dieser verfüge über zwei englischsprachige Juristen sowie eine türkischsprachige Mitarbeiterin. „Sollte es trotzdem Sprachbarrieren geben, wird die Stadt helfend eingreifen“, verspricht Patrick Haas.

Genau beziffern könne die Verwaltung noch nicht, wie hoch das Bedürfnis nach Beratung sei. Es sei aber festzustellen, dass es besonders größere Vermietergesellschaften sind, die mit langer Verzögerung reagierten oder Anfragen ihrer Mieter nicht beantworteten. „Da wird dann viel geredet, aber wenig gehandelt.”

Der Mieterschutzbund verzeichnet aktuell pro Monat rund zehn Anfragen aus Stolberg, erklärt Geschäftsführerin Sandra Keilhauer. Gerne stehe der Verein für Hilfe zur Verfügung: „Nachdem die Mieter nach der ersten Beratung bei ihrem Vermieter ihre Rechte eingefordert haben, wird die weitere Begleitung umso wichtiger. Die Probleme fangen dann oftmals erst an“, weiß Keilhauer aus Erfahrung. Trotzdem sei der Mieterschutzverein noch relativ unbekannt. „Diese Lücke gilt es nun in Stolberg zu schließen.“

Die Anfragen aus den Hochwassergebieten befassten sich derzeit in vielen Fällen mit unrechtmäßigen Kündigungen infolge des Hochwassers, der Beschaffung von Heizgeräten als Ersatz für Heizungen, dem Recht auf Mietminderungen und der Kostenübernahme für Hotelübernachtungen, wenn Wohnungen unbewohnbar sind, erläutert Keilhauer.

Eine Evaluation der Kooperation zwischen dem Verein und der Stadt steht nach sechs Monaten auf dem Plan, sagt Patrick Haas. Klar ist für den Bürgermeister aber bereits jetzt: „Solange es den Bedarf für Hilfe gibt, wird das Angebot weiterlaufen.“