Meine Erfahrungen bei der Feuerwehr : So viel mehr als Kaffee trinken und Mikado spielen
Meinung Stolberg Zwölf Stunden auf der Feuerwache zu verbringen, sorgt nicht nur für mehr Verständnis des vielfältigen Berufs. Es zeigt auch, was die Feuerwehrleute bei jedem Dienst leisten – wie unsere Redakteurin am eigenen Leib erfahren hat.
Ein Tag bei der Feuerwehr – was das bedeuten würde, hatte ich mir im Vorfeld gar nicht so genau ausgemalt. Natürlich gab es die Hoffnung, auch mal einen „richtigen“ Einsatz zu begleiten. Dazu ist es leider (beziehungsweise zum Glück) nicht gekommen, weil die Feuerwehr bei meinem Dienst nicht ausrücken musste. Genau das war am Ende des Tages aber vielleicht auch die Chance, das zu erleben, was man nicht direkt mit den Einsatzkräften verbindet.
„Manche Menschen denken, dass wir den ganzen Tag Kaffee trinken und Mikado spielen, wenn es nicht brennt“, hat Christian Poensgen auf der Wache in Stolberg zu mir gesagt. Dieser Satz hat mich zum Nachdenken gebracht. Welches Bild hat man eigentlich von hauptamtlichen Feuerwehrleuten? Eine konkrete Idee hatte auch ich zugegebenermaßen nicht. Umso spannender war es, Christian Poensgen, Thomas Heinze und ihren Kollegen bei der Arbeit über die Schulter zu gucken.
Unmengen an Einzelheiten und Details
Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt der Aufgaben. Rettungsdienst und Feuerwehr zu vereinen, halte ich schon für eine Herausforderung an sich. Aber auch innerhalb dieser Teile gibt es noch Unmengen an Einzelheiten und Details, die sich die Einsatzkräfte merken müssen. Dass Christian Poensgen und Thomas Heinze mir überhaupt über mehrere Stunden die Ausstattung der Fahrzeuge erklären können, spricht schon für sich.

„Man kann nicht immer alles wissen und alles auswendig behalten“, stellte Heinze irgendwann im Laufe des Tages fest. Während er mich durch die Feuerwache geführt hat, hatte ich genau den gegenteiligen Eindruck. Sowohl er als auch Poensgen haben sich unglaublich viel Zeit genommen, jedes einzelne kleine Teil inklusive Funktion zu erklären – und zwar ohne irgendeine Art von Gedächtnisstütze. Auf meine Nachfrage, wie man sich das alles bloß merken kann, lautete die bescheidene Antwort nur: „Das ist doch unser alltäglicher Job.“
Dass der es in sich hat, habe ich während meines Dienstes am eigenen Leib erfahren. So ziemlich alles, was nicht gefährlich werden konnte, durfte ich selbst ausprobieren: Mit der Drehleiter in 30 Meter Höhe fahren, vom Tanklöschfahrzeug aus Wasser mit dem Schlauch spritzen, mit Atemschutzgerät durch die Flure laufen.
Auch beim Reanimationstraining war ich plötzlich gefordert und habe trotz mehrfacher Erste-Hilfe-Kurse in meinem Leben wieder einmal festgestellt, wie anstrengend die Herz-Lungen-Wiederbelebung eigentlich ist – und wie die Feuerwehrmontur sich mit jeder Stunde auf der Wache schwerer anfühlt. Rein theoretisch weiß ich jetzt auch, wie man Zugänge in Venen legt beziehungsweise in Knochen bohrt, praktisch würde ich das vorerst weiterhin den Profis überlassen...
Nach mehr als zwölf Stunden auf der Wache habe ich außerdem ungefähr Zehntausend neue Abkürzungen und Zahlen gelernt. Ein HLF hat einen Tank von 1600 Litern, in einem TLF sind 4000 Liter Wasser gespeichert, die DL ist ein Sofa, ein SKW bietet Platz für rund 2000 Meter Schlauch. Falls Sie daraus nicht schlau werden, befragen Sie doch einfach die Suchmaschine Ihrer Wahl. Was diese – für die meisten wohl verwirrenden – Sätze zeigen sollen: Die Feuerwehrleute sind Spezialisten, die dafür ausgebildet sind, Menschen in jeder Notlage zu helfen. Das ist beeindruckend und verdient außerordentlichen Respekt.
Ich habe nach dem Tag bei der Stolberger Wehr definitiv noch größeren Respekt vor dem Job, als es vorher schon der Fall war. Am allerschönsten ist es aber, zu sehen, dass Einsatzkräfte wie Christian Poensgen und Thomas Heinze die Leidenschaft an ihrer Arbeit vermitteln. Diese Begeisterung steckt an und hat den Tag definitiv zu einem besonderen in meinem eigenen Beruf gemacht.