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Schüler aus Stolberg verwandeln alten Renault in ein E-Mobil

Projekt von Ritzefeld-Gymnasium und Gutenberg-Schule : Stolberger Schüler verwandeln alten Renault in ein E-Mobil

Das knallige Orange sticht sofort ins Auge – ansonsten hat der Wagen für Fans der modernen Technis wohl nur wenig zu bieten. Aus dem Jahr 1998 stammt der Renault Twingo Sport.

Rund 800 Kilogramm wiegt der Benziner, der 60 Pferdestärken besitzt. Über der Stoßstange auf der Rückseite des Wagens ist auf der linken Seite ein Aufkleber mit drei Pinguinen angebracht. Auf der rechten Seite klebt ein Sticker mit dem Schriftzug „Nürburgring“. Ob der Wagen es wohl auf die dortige Rennstrecke geschafft hätte, darf durchaus bezweifelt werden. In Ruhestand geht es für ihn trotz seiner 20 Jahre auf dem Buckel allerdings noch nicht – im Gegenteil.

Vielmehr wird der orangefarbene Twingo in seinem hohen Alter zum Hauptakteur eines Projekts des Ritzefeld-Gymnasium und der Gutenberg-Schule. Neun Schüler zwischen 14 und 15 Jahren haben sich das ambitionierte Ziel gesetzt, aus dem alten Fahrgestell ein straßentaugliches und zugelassenes E-Mobil zu machen – und das bis zum Sommer. Der Startschuss fiel nun im Zinkhütter Hof.

Warum gerade dort? Ganz einfach. Schließlich wurde der Wagen in der Werkstatt des Industriemuseums Zinkhütter Hof untergebracht. Dort wird in den kommenden Monaten der Umbau stattfinden. Museumsleiter Sebastian Wenzler zeigte sich von dem Projekt genauso angetan wie Stolbergs Erster Beigeordneter Robert Voigtsberger, der beim Startschuss nicht fehlen wollte. Er habe in seiner Amtszeit bereits eine Menge erlebt, das Projekt von Ritzefeld-Gymnasium und Gutenberg-Schule mache ihn allerdings „sprachlos“.

Stolberger Schüler bauen ein straßentaugliches E-Mobil

Viele Themen – darunter der Klima- oder Mobilitätswandel – würden derzeit diskutiert, aber wie diese umgesetzt und angegangen werden könnten, „diese Frage bleibt allzu oft unbeantwortet“. Er freue sich bereits auf das fertige Auto, so der Erste Beigeordnete weiter und war damit nicht alleine.

Ähnlich ging es diesbezüglich auch Dr. Uwe Bettscheider, Schulleiter des Ritzefeld-Gymnasiums, und Georg Hermanns, Leiter der Gutenberg-Schule. Beim Mobilitätsprojekt arbeiten die Schüler des Gymnasiums und der Förderschule zusammen. „Das ist die Art und Weise der Inklusion, wie wir sie uns vorstellen“, so Bettscheider. In Zukunft sollen weitere Projekte folgen, bei denen die beiden Schulen kooperieren wollen.

Doch zurück zum Thema E-Mobilität. Dienstagsnachmittags sollen sich die Schüler nun regelmäßig in der Werkstatt treffen. Beim ersten praktischen Arbeiten ging es zunächst darum, die Reifen abzumontieren und den Motor herauszunehmen. Gar keine leichten Aufgaben, die die Schüler allerdings nahezu problemlos meisterten. Schließlich waren sie die einzelnen Arbeitsschritte vorab bereits in der Theorie durchgegangen, erklärte Kursleiter Heiner Kraushaar. Er fasste die Ziele des Projekts so zusammen: „Praktisches Arbeiten, Entwickeln und Lernen werden sich dabei abwechseln und ergänzen. Als optimales Ergebnis freuen wir uns über ein einsatzfähiges zugelassenes Fahrzeug. Vielleicht inspiriert es auch viele Schüler, ein Studium im Bereich der Mint-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft oder Technik aufzunehmen.“

Doch dann gab es an diesem Nachmittag doch ein kleines Problem. Denn: Der linke Vorderreifen wollte sich partout nicht von den Schülern abschrauben lassen. Doch auch für Fälle wie diesen sind die Jugendlichen gewappnet. Schließlich haben sie mit Kfz-Meister Manfred Schmedt vom Zinkhütter Hof einen erfahrenen Profi an ihrer Seite. Und so lässt sich auch der letzte der vier Reifen schließlich abmontieren.

 Herausforderung: Schüler des Ritzefeld-Gymnasiums und der Gutenberg-Schule verwandeln einen Renault Twingo in eine E-Mobil.
Herausforderung: Schüler des Ritzefeld-Gymnasiums und der Gutenberg-Schule verwandeln einen Renault Twingo in eine E-Mobil. Foto: ZVA/Sonja Essers

Die besondere Herausforderung bei dem Umbau besteht darin, ihn so vorzunehmen, dass die richtige Auswahl des Elektromotors, des Konverters und der anderen notwendigen Bauteile so getroffen wird, dass die allgemeine Betriebszulassung des Fahrzeugs nicht verloren geht.

Unterstützt wird das Projekt übrigens nicht nur vom Zinkhütter Hof, sondern auch von der Enwor. „Wir spüren alle, dass E-Mobilität die Mobilität der nächsten Generation sein wird. Und ihr seid die Generation, die an ihrer eigenen Mobilität arbeitet“, sagte Enwor-Geschäftsführer Herbert Pagel.

Fortan wird auch unsere Zeitung das Projekt der Schüler begleiten und in regelmäßigen Abständen darüber berichten.