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Vor 50 Jahren in Stolberg und Eschweiler: Schnee, Blumen und „Schweißer Alfred“

Vor 50 Jahren in Stolberg und Eschweiler : Schnee, Blumen und „Schweißer Alfred“

Auch vor 50 Jahren wurde schon Valentinstag gefeiert. Und Alkohol am Steuer war wohl für einige normal. Das stand vor 50 Jahren in Stolberg und Eschweiler in der Zeitung.

Eine Ruine in der Atsch, die verschwunden ist. Verkehrssünder, die eigentlich gar nichts dafür können. Und der Tag der Verliebten. Was stand genau heute vor 50 Jahren in dieser Zeitung? Das wollen wir in unserer Serie darstellen. Diesmal geht es um den 14. Februar 1970.

Da gab es – Achtung – Schnee. Also dieses weiße Etwas, das die meisten heutigen Kinder nur vom Hörensagen kennen. Einer Frau aus St. Jöris wurde das „dichte Schneetreiben“ vor 50 Jahren zum Verhängnis. Sie sah wenig und fuhr mit ihrem Fahrrad gegen einen Lkw und verletzte sich dabei.

Bereits damals wurde in der Region der Valentinstag gefeiert. Das war zumindest in dieser Zeitung zu lesen. „Der Feldzug auf die Brieftaschen der Konsumenten geht weiter“, hieß es damals. Der Valentinstag stand auf dem Programm. Wie der damals ablief? Ganz einfach: „Dann soll ‚Papi’ seiner Lebensgefährtin einen Blumenstrauß mit dem Valentinsherzen kredenzen.“ Aha. Eine Wortwahl, die man heute wohl kaum noch verwenden würde. Ist ja auch egal, jedenfalls war man sich damals sicher, dass am Valentinstag ein Hauch von Frühling in der Luft liegen würde – auch in Stolberg. „Es riecht nicht mehr nach Schnee, sondern nach jungem Grün und frischer Erde.“ Interessant. Und weiter ist zu lesen: „Während wir sonnenhungrigen Menschen das nahende Frühjahr kaum erwarten können, ist den Blumengärtnern und Blumenhändlern angesichts dieser Blütenfülle die Zeit bis zum Muttertag viel zu lang. Deshalb – so behaupten böse Zungen – haben sie den Valentinstag wiederentdeckt und ihn zum ‚Tag der offenen Herzen’ deklariert, an dem man seinen lieben Mitmenschen ‚durch die Blume’ allerlei Artigkeiten sagen soll.“ Das hat sich nun bis heute nicht wirklich geändert. Eine Frage bleibt in diesem Text allerdings ungeklärt: Was hat das Ganze mit Stolberg zu tun? Man weiß es nicht genau. Denn außer in der Unterzeile taucht kein Bezug zur Kupferstadt mehr auf.

Doch natürlich ist Stolberg an diesem Tag ein Thema. In den Fokus geriet vor 50 Jahren der obere Steinweg. Dort gebe es wohl die meisten Strafzettel, war man sich sicher. Und das liege nicht nur an den Parksündern, sondern daran, dass die Schilder kaum zu sehen seien. Interessant: Vier Mitarbeiter des Ordnungsamtes waren damals alleine im Steinweg unterwegs und verteilten dort Knöllchen. Ein Geschäft, das sich scheinbar lohnte. „Der gesamte Steinweg war zu diesem Zeitpunkt mit falschparkenden Autos auf der rechten Seite bestückt“, war damals zu lesen. Ein Knöllchen kostete damals übrigens 10 DM.

„Verdutzte Fahrer“

Es gab allerdings ein Problem. Der Steinweg war damals morgens zwischen 9 und 12 Uhr und nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr für parkende Fahrzeuge gesperrt. Das schienen allerdings etliche Autofahrer nicht zu wissen. Von „verdutzten Fahrern“ war damals in unserer Zeitung die Rede. Warum parkende Autos damals im Steinweg nichts zu suchen hatten? „Der Stadtdirektor möchte in den Hauptverkehrszeiten den Steinweg von parkenden Fahrzeugen freihalten“, hieß es. Blieben also drei Fragen offen, die sich der Autor des Artikels damals stellte: „Wie kommt es aber, dass die Parkverbotszonen im Steinweg ständig mit parkenden Fahrzeugen vollgestopft sind? Sind Stolberger Autofahrer rücksichtslos? Halten sie sich nicht mehr an die bestehenden Verkehrszeichen? Nahezu investigativ fiel die Antwort unserer Zeitung aus. „Wir gingen der Sache nach und mussten feststellen, dass die Beschilderung, die auf die Parkverbotszeiten hinweist, völlig unzureichend ist.“ Die Schlussfolgerung, die der Autor zog, fiel folgendermaßen aus: „Es fragt sich deshalb, ob es nicht angebracht wäre, den oberen Steinweg besser zu beschildern und auf das Parkverbot deutlich hinzuweisen; denn sonst werden noch viele unwissende Autofahrer ein Protokoll berappen müssen.“

Ärger mit dem Gesetz handelte sich auch ein 29-jähriger Eschweiler ein, der in der Zeitung als „Schweißer Alfred“ betitelt wurde. Die Überschrift lautete: „’Kühle Blonde’ waren Verhängnis“. Womit das Thema klar ist. „Schweißer Alfred“ hatte sich ein paar Biere gegönnt, bevor er ins Auto stieg, einen Unfall baute und drei Monate krankfeiern musste. Zur „Belohnung“ durfte er 1000 DM Strafe zahlen und seinen Führerschein abgeben. Überhaupt war am 14. Februar 1970 Alkohol in Verbindung mit Autofahren ein großes Thema. „Teure Bierfahrt: 8000 DM Schaden“ war ein Text überschrieben, dazu gab’s die Unterzeile: „Linksabbieger hatte Fahne und verursachte Unfall.“ Der Verursacher war in diesem Fall „Elektriker Dieter“, der auf der Aachener Straße unterwegs war.

„Handelsvertreter Friedel“

Fehlt noch „Handelsvertreter Friedel“. Dessen Opfer war ein „Laternenpfahl“ – ebenfalls nach einer Alkoholfahrt. Friedel, der zu Protokoll gab: „Ich fühlte mich vollkommen fahrtüchtig“, musste dann auch vor Gericht erscheinen. Der Handelsvertreter war jedoch mit seinem gemessenen Promillewert von 1,95 nicht einverstanden und fragte: „Kann der Promillegehalt damit zusammenhängen, daß ich schon zwei Magenoperationen hinter mir habe?“ Der Gutachter verwies das ins Reich der Fabeln: „Wenn Sie einen kleineren Magen haben, hätten Sie auch eine kleinere Resorptionsfläche und vertrügen dann sogar mehr Alkohol.“

Der Ortsteil Atsch wurde damals um eine Kriegsruine ärmer. Das alte Gebäude „war in höchstem Maße unansehnlich und zum Teil auch baufällig“, war zu lesen. Seitdem der Kistenplatz der Glaswerke gegenüber der Ruine ein wenig renoviert wurde und der „alte Kasten“ hinter dem Bahnübergang abgerissen wurde, „kann sich dieser Teil der Eisenbahnstraße wieder sehen lassen“, hieß es darin weiter.

Nicht nur in Eschweiler und Stoberg war vor 50 Jahren übrigens eine ganze Menge los. In Aachen herrschten nahezu unzumutbare Zustände. Studenten zerrissen Akten und stürmten eine Senatssitzung war damals in dieser Zeitung zu lesen. „Der Senat sollte diesmal zu einer nichtöffentlichen Sitzung zusammentreten, nachdem schon tags zuvor 15 störende Studenten eine Senatssitzung gesprengt hatten“, hieß es im Artikel. Einige „linksradikale Studenten“ gingen damals noch weiter, zerrissen Akten der Hochschule und stahlen wahrscheinlich auch einige. „Der Rektor hatte vorher noch einmal versucht, durch Diskussion die Studenten von ihrem rechtswidrigen Verhalten abzubringen.“ Scheint ja wenig erfolgreich gewesen zu sein.

Apropos erfolgreich: 1974 war bekanntlich Fußball-WM in Deutschland, die der Gastgeber auch gewann. Anfang 1970 trieb der Blick auf die Stadien den Organisatoren jedoch einige Sorgenfalten auf die Stirn. „Zur Zeit haben wir noch kein einziges Stadion in der Bundesrepublik, das den Anforderungen einer Weltmeisterschaft genügen würde.“ So lautete die Feststellung des zuständigen Komitees. Damals konnte Deutschland noch Baustellen (Stichwort Aachener Kreuz und Berliner Flughafen). Bis 1974 waren die Missstände offenbar behoben.

Zum Schluss nochmal zurück zum Schnee. Der sorgte nicht nur für Spielausfälle bei den Amateuren, sondern auch in der Fußball-Bundesliga. So musste nämlich das Spiel der Aachener Alemannia bei Hannover 96 wetterbedingt ausfallen. Pech hatten derweil auch die deutschen Skidamen. Ein Quartett trat bei der Slalom-Weltmeisterschaft an. Und alle vier stürzten, auch Gold-Rosi. „Rosi Mittermaier aus Reit im Winkl klagte noch über Steißbeinschmerzen beim Umsteigen, lag aber nach dem ersten Durchgang als Achte dennoch gut im Rennen. Im zweiten Durchgang wurde sie dann von einer eisigen Stelle überrascht, aus der Balance geworfen und stürzte.“ Sie fuhr trotzdem weiter und gab später zu Protokoll, dass sie derzeit kein Glück habe. Das änderte sich bekanntermaßen später noch...