Regenbogenschule : 15 Millionen Euro für ein Ende der Platznot
Stolberg Seit Jahren fordert die Leitung der Regenbogenschule in Stolberg eine Erweiterung ihres Gebäudes. Bis 2025 soll ihre Forderung erfüllt und ein Erweiterungsbau geschaffen werden.
Petra Schnitzler und Holger Peters haben an diesem Morgen ein Dauergrinsen im Gesicht. Das ist schön anzusehen – vor allem dann, wenn man die Leiterin der Regenbogenschule in Stolberg und ihren Stellvertreter zu einem früheren Zeitpunkt schon mal zu Gesprächen über die Zukunft ihrer Schule getroffen hat. Dann prägten eher Sorgenfalten das Äußere der beiden Verantwortlichen, die seit vielen Jahren eine Erweiterung des Schulgebäudes fordern und immer wieder auf die zunehmende Platznot aufgrund stetig steigender Schülerzahlen verwiesen haben.
Dass sich ihre Gesichtszüge mittlerweile entspannt haben, hat einen – im Wortsinn – guten Grund: Mit seinem einstimmigen Votum hat der Städteregionstag kurz vor Beginn der Osterferien den Ausbau und die Modernisierung der städteregionalen Förderschule mit dem Schwerpunkt „geistige Entwicklung“ beschlossen. „Man sagt ja: Was lange währt, wird endlich gut. In unserem Fall ist es nun endlich so weit“, stellt Petra Schnitzler zufrieden fest und berichtet von einer Signalwirkung: „Das ist ein absolutes Highlight für uns nach diesen dunklen Corona-Zeiten. Es sorgt für eine große Vorfreude, die sich deutlich spürbar auf den Schulalltag überträgt.“
Dabei müssen sich Schüler und Lehrer noch mehr als drei Jahre gedulden, ehe die Um- und Ausbauarbeiten abgeschlossen sein werden. Bis Ende 2025 sollen rund 15 Millionen Euro investiert und damit 2000 Quadratmeter zusätzliche Nutzungsfläche geschaffen werden. Auf diesen werden unter anderem ein neuer Eingangsbereich mit einem 300 Quadratmeter großen Foyer, zwei angrenzende und mit mobilen Wänden versehene Musikräume, sieben zusätzliche Klassenzimmer sowie mehrere Spezial- und Differenzierungsräume entstehen.
Lob für den Architekten
Auch eine neue Mensa steht in den Plänen des Architekten, der von der Schulleitung mit höchstem Lob bedacht wird: „Er bindet uns mit den Arbeitsgruppen, die wir im Kollegium gebildet haben, intensiv in seine Planungen ein“, freut sich Holger Peters. Und das, obwohl das Projekt als ein besonders herausforderndes gilt, wie Detlef Funken betont: „Vor allem mussten die Besonderheiten des durch die Hanglage topografisch sehr anspruchsvollen Geländes berücksichtigt werden“, berichtet der Pressesprecher der Städteregion Aachen mit Blick auf den zweigeschossigen Erweiterungsbau, der direkt an das Bestandsgebäude angeschlossen wird.
Herausforderungen bietet wegen der besagten Hanglage auch die Gestaltung des Außengeländes, von dem Petra Schnitzler schon jetzt schwärmt: „Es wird Terrassen mit verschiedenen Spielbereichen und Sitzgelegenheiten geben“, blickt die Leiterin freudig in die Zukunft. Die Blumenwiese und der Bolzplatz sollen erhalten bleiben, und auch der Tierhof, den es seit drei Jahren an der Schule gibt und der laut Schnitzler wertvolle zusätzliche Therapiemöglichkeiten bietet, ist Bestandteil der erweiterten Schule.
Diese wird bei einer maximalen Regelauslastung 210 Schülerinnen und Schülern in 21 Klassen Platz bieten. „Wobei der Klassenrichtwert von zehn um bis zu drei Schüler überschritten werden könnte“, sieht Holger Peters noch ganz viel Luft nach oben. Doch er geht zugleich davon aus, dass diese theoretische Höchstgrenze trotz seit Jahren steigender Schülerzahlen in der Praxis nicht erreicht werden wird.
Aktuell ist die Regenbogenschule jedenfalls weit davon entfernt. 179 Schülerinnen und Schüler sind angemeldet, 55 Mitglieder zählt das Lehrerkollegium. Für sie stehen aber nur 13 reguläre Klassenräume zur Verfügung. „Einen Differenzierungsraum haben wir schon umgewandelt, ein weiterer wird im nächsten Jahr folgen“, beschreibt Petra Schnitzler, wie die Schule aus der Not eine Tugend macht, dafür aber Einschränkungen an anderer Stelle in Kauf nehmen muss. „Je weniger Differenzierungsmöglichkeiten wir haben, desto weniger können wir die Klassen zur besseren Förderung in Gruppen aufteilen“, gibt die Leiterin zu bedenken. Und sie erklärt: „Wir sind sehr kreativ geworden, um unseren Schülern das bieten zu können, was wir ihnen bieten möchten.“
Zur Erweiterung der eingeschränkten Möglichkeiten vor Ort nutzt die Regenbogenschule beispielsweise außerschulische Lernorte. Zudem wurde mit dem FSV Columbia Donnerberg, der seinen Sportplatz zur Verfügung stellt, ebenso eine Kooperation eingegangen wie mit dem Helene-Weber-Haus und dem Verein Tabalingo, dessen Boulderhalle genutzt werden kann. Und nicht zuletzt profitieren die Schüler von dem großen Außengelände an der Stettiner Straße. „Das hilft uns natürlich nur bei gutem Wetter. Aber dann ist die Stimmung gleich besser, wie wir im sonnigen März wieder festgestellt haben“, weiß Holger Peters.
Eröffnet worden ist die Regenbogenschule im Übrigen im Jahr 1974 – mit 80 Schülern und in Trägerschaft des Kreises Aachen an der Birkengangstraße. 1984 folgte der Umzug in das Gebäude an der Stettiner Straße, das später noch zweimal erweitert wurde: 2004 und 2011, im letztgenannten Fall war die Städteregion Aachen bereits Träger.
Es folgten Jahre, in der in Politik und Gesellschaft über die Notwendigkeit von Förderschulen und die verstärkte Integration von Förderschülern an Regelschulen diskutiert wurde. „Wir waren da wegen unseres Schwerpunktes ‚Geistige Entwicklung‘ immer ein bisschen außen vor“, räumt Petra Schnitzler ein.
Aber sie verweist auch noch auf weitere Gründe, die für die Beibehaltung von ihrer und auch von anderen Förderschulen sprechen. Da seien zu aller erst die seit Jahren steigenden Anmeldezahlen. „Alle Schulen wachsen. Und fusionierte Einrichtungen trennen sich wieder, wie es in Eschweiler und Stolberg mit der Willi-Fährmann-Schule und der Schule Talstraße gerade erst geschehen ist.“
Die Leiterin hält das für wichtig und richtig. „Denn die Regelschulen haben kaum die Chance und das Personal, Konzepte für eine sonderpädagogische Förderung zu entwickeln.“ Zumal gerade bei Schulneulingen immer häufiger sehr spezielle und vielfältige Förderbedürfnisse festzustellen seien.
Denen will die Regenbogenschule nach der Fertigstellung des Erweiterungsbaus noch mehr als jetzt gerecht werden. Mit einem Kollegium, von dem sich die Leiterin tief beeindruckt zeigt: „Es arbeitet seit Jahren unter sehr eingeschränkten Bedingungen. Umso glücklicher bin ich, dass wir nun endlich unser gemeinsames Ziel vor Augen haben.“