1. Lokales
  2. Stolberg

Der Pandemie trotzen: Projekt „Heartbeat“ zeigt, wofür das Herz der Jugendlichen schlägt

Der Pandemie trotzen : Projekt „Heartbeat“ zeigt, wofür das Herz der Jugendlichen schlägt

In einem Projekt der kommunalen Jugendarbeit in Stolberg vermitteln Profis medienpädagogische Inhalte. Die Meinungen und Bedürfnisse der jungen Leute stehen dabei im Vordergrund.

In einem Raum im Jugendzentrum Westside in Stolberg stehen Gitarre, Keyboard und ein Mikrofon bereit. Mit Computern, Monitoren und Lautsprecherboxen ist der Raum zu einem Tonstudio geworden. Elias drückt eine Taste und nickt versunken im Rhythmus der Musik, als ein atmosphärisches Stück erklingt. Der Jugendliche ist einer der Teilnehmer, die im Rahmen des Projekts „Heartbeat Stolberg“ im Musik-Workshop aktiv und kreativ sind.

„Wir haben die Beats mit dem Keyboard eingespielt, und jetzt kommt der Text dazu“, kündigt Elias an. Themen für den Text zum Song hat er schon im Hinterkopf. „Ich bin gerne draußen und mache was mit Freunden. Das ist in der Coronavirus-Pandemie leider oft zu kurz gekommen.“ Außerdem schlage sein Herz auch für das akrobatische Fahren auf einem Scooter genannten Roller. „Das geht theoretisch auch in der Pandemie – nur praktisch halt nicht in Stolberg, weil es keine Bahnen und keinen Skater-Park gibt“, bedauert Elias.

Ein paar Meter entfernt sind auf der Kinoleinwand im Kulturzentrum Frankental Fotos zu sehen. Fabienne trägt auf einem Bild bewusst eine Schutzmaske, um die Pandemie zu thematisieren. Das macht Mandy auch, aber anders. Auf einem Foto trägt sie den Hut ihrer Karnevalsuniform, auf einem anderen das Trikot ihrer Lieblingsfußballmannschaft. „Weil Karneval leider schon wieder ausfallen muss und die Fans wieder nicht ins Fußballstadion dürfen“, erklärt Mandy.

Hinter der Leinwand lichtet Gina gerade ein Model ab. Dort ist für die Fotografie-Gruppe von „Heartbeat Stolberg“ ein professionelles Fotostudio entstanden. „Ich fotografiere schon länger gerne, und im Foto-Workshop bekomme ich gute Tipps und lerne dazu“, meint Gina. Jugendpfleger Michael Bosseler hat „Heartbeat Stolberg“ als Projekt der kommunalen Jugendarbeit initiiert. „Mit einem von der Flutkatastrophe schwer beschädigten Jugendzentrum Westside und in der Pandemie sind die Möglichkeiten für Jugendarbeit leider eingeschränkt. Deswegen bin ich sehr froh, dass wir mit Hilfe der Bundesförderung ,Aufholen nach Corona’ dieses Projekt umsetzen können“, sagt Bosseler.

Die Fördermittel hätten es nicht nur ermöglicht, die technische Ausstattung anzuschaffen. „Entscheidend ist, dass ,Heartbeat Stolberg’ nicht nur vom Sozialpädagogen Dominique Lopes-Pedro und mir begleitet wird, sondern auch von professionellen lokalen Akteuren“, betont Bosseler und verweist auf den Künstler, Musiker und Schriftsteller Dirk Schulte, die Fotografin Agnes Bläsen-Jansen und den Stolberger Musiker und Produzenten Elias Jacobs, die die Workshops leiten. „Diese Profis können die medienpädagogischen Aspekte des Projekts bestens vermitteln“, meint Bosseler.

Der Blick hinter die medialen Kulissen mache den Jugendlichen Lust aufs Experimentieren und den aktiven Umgang mit Medien. „Es geht auch um klassische Wissensvermittlung in Bezug auf technische Aspekte und Fertigkeiten, die zur Gestaltung und Produktion von Musik und Fotos notwendig sind“, erklärt Bosseler und hebt hervor: „Jugendlichen wird mit dem Projekt die Möglichkeit gegeben, Medieninhalte nicht nur zu konsumieren, sondern sie eigenständig zu erarbeiten und zu präsentieren.“

Gestaltende Kreativität zu fördern sei ebenso Anspruch von „Heartbeat Stolberg“ wie junge Menschen dabei zu unterstützen, ihre Bedürfnisse und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. „Durch das Zusammenspiel von pädagogischen Inhalten und den Wirkweisen von Musik und Fotografie entstehen neue Ausdrucksmöglichkeiten und Perspektiven für junge Menschen. Die Jugendlichen zu befähigen und zu ermutigen, sich selbst zu verwirklichen und ihre Bedürfnisse ebenso kreativ wie plakativ mitzuteilen, ist ein wichtiges Ziel des Projekts.“

Daher komme auch der Name „Heartbeat Stolberg“: Die Jugendlichen sollen zum Ausdruck bringen, wofür ihr Herz schlägt, wofür sie brennen, wovon sie träumen. „Ihre Meinungen und Wünsche sind uns wichtig. Sie leiden unter der Corona-Pandemie noch mal ganz anders als die Erwachsenen und sollen das kreativ medial verarbeiten können“, erläutert Michael Bosseler. „Aber auch von der Pandemie abgesehen sollen die Jugendlichen ausdrücken, was ihnen gefällt, was ihnen in Stolberg fehlt und was sie sich wünschen, um in die Gestaltung ihres Lebensumfelds aktiv eingebunden zu sein.“