Überraschung im Stolberger Rat : Martin Peters übernimmt Führung der SPD-Fraktion
Stolberg Das nennt man dann wohl eine faustdicke Überraschung: Martin Peters übernimmt den Vorsitz der SPD-Fraktion im Stolberger Stadtrat. Allerdings ist der Einsatz des 37-Jährigen zeitlich begrenzt: Nach einem Jahr soll einer seiner drei Stellvertreter aufrücken.
Viele hatten Arndt Kohn auf dem Schirm, manche Sabine Beumer. Doch die beiden Vorsitzenden der SPD Stolberg werden nicht den Vorsitz der neuen Ratsfraktion übernehmen. Der geht an Martin Peters. Der langjährige Stolberger Parteivorsitzende (2005 bis 2015) und amtierende Fraktions- und Parteichef der städteregionalen SPD ist jetzt einstimmig in sein neues Amt gewählt worden. Ohne Gegenstimme verlief auch die Wahl der drei Stellvertreter: Mit Sabine Beumer, Rita Claßen und Thomas Wüller setzen die Sozialdemokraten auf ein Trio, das erstmals ein Ratsmandat errungen hat.
Das war dann wohl auch ein wesentlicher Grund, warum sich Martin Peters für eine Kandidatur entschieden hat: „Wir haben viele neue Ratsmitglieder in unseren Reihen, und das Durchschnittsalter der Fraktion ist von 60 auf 45 Jahre gesunken. Deshalb habe ich mich bereit erklärt, in dieser Form meinen Beitrag für die Schaffung einer guten Basis zu leisten“, erklärte Peters am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung.
Die Beschränkung auf ein Jahr sei von Anfang an Voraussetzung gewesen – aus privaten und auch aus beruflichen Gründen. Schließlich ist Peters zweifacher Familienvater und Geschäftsführer der kürzlich fusionierten IG Metall Stolberg/Eschweiler/Düren. „Nach diesem Jahr werde ich die Verantwortung dann in fähige Hände übergeben“, kündigt der 37-Jährige an.
Arndt Kohns Hände werden es nicht sein. Der Parteivorsitzende hatte nach Aussage von Martin Peters bereits kurz nach der Kommunalwahl am 13. September in interner Runde erklärt, dass er für die Fraktionsspitze nicht zur Verfügung stehe und sich stattdessen auf seine Ämter als Parteivorsitzender, Vorsitzender des größten Ortsvereins (Stolberg-Süd) und auf sein Ratsmandat konzentrieren wolle.
Möhring tritt Fraktion bei
Auch Maximilian Möhring ist sicherlich kein Kandidat für die Fraktionsführung. Und dennoch wird der Pirat bei der SPD in Zukunft regelmäßig am Tisch sitzen. Ein Sonderpassus in den Statuten erlaubt es, dass auch Nicht-Mitglieder Teil der Fraktion sein dürfen. „Wenn sie sozialdemokratische Ideen verfolgen und unterstützen“, erläutert Martin Peters die Bedingung. Die wird aus Sicht der Stolberger SPD offenbar erfüllt und die Fraktion damit von 14 auf 15 Sitze „aufgestockt“.
Im Gegenzug gibt es natürlich auch inhaltliche Zugeständnisse an den Piraten. Ein erstes ist bereits zugesagt: „Wir werden den Ansatz des ‚Open Antrag’ unterstützen“, kündigt Martin Peters an, dass alle Anträge, die aus der Bürgerschaft kommen, ab sofort geprüft und Gegenstand der politischen Diskussion sein sollen.
Apropos Diskussionen: Die werden die Sozialdemokraten spätestens ab der konstituierenden Ratssitzung am 10. November vermehrt wieder mit der CDU führen. Aus dem Umstand, dass die Christdemokraten die große Koalition aufgekündigt und in Grünen und FDP zwei neue Partner gefunden haben, will Peters Konsequenzen ziehen. „Die CDU hat aus parteipolitischem Kalkül die Zusammenarbeit beendet, obwohl es eine gute Basis für die Fortsetzung der Koalition gegeben hätte“, macht der neue Fraktionsvorsitzende aus seiner Verärgerung keinen Hehl. „Da ist der taktische Blick unter dem Eindruck der verlorenen Bürgermeisterwahl und den horrenden Verlusten bei der Kommunalwahl offenbar schon auf den Urnengang im Jahr 2025 gerichtet“, erwartet Martin Peters vermehrte politische Angriffe auf die von SPD-Bürgermeister Patrick Haas angeführte Verwaltung. „Aber das dient leider nicht der politischen Weiterentwicklung unserer Stadt.“
Diese will Martin Peters mit seiner Fraktion voranbringen, auch wenn sie im neuen Rat auf der Oppositionsbank Platz nehmen muss: „Wir werden die politische Kraft sein, die im Zusammenspiel mit der Stadtverwaltung unser Stolberg weiter nach vorne bringen wird.“