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Verkehrskonzept: Liniennetz in Stolberg soll grundlegend neu geplant werden

Verkehrskonzept : Liniennetz in Stolberg soll grundlegend neu geplant werden

Stadt und Aseag wollen den öffentlichen Personennahverkehr aufwerten. Komfortabel, klimafreundlich und leichte Umstiege an Mobilitätsstationen.

Nur drei Minuten zu Fuß bis zur nächsten Bushaltestelle, und mit Bus und Bahn komfortabel – und teils auch schneller als mit dem Auto – Aachen, Köln oder Düsseldorf erreichen: Das soll in Stolberg Realität werden. Im Rahmen des klimafreundlichen Mobilitätskonzepts soll der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Stolberg bedeutend attraktiver werden. „Stadtplanung denken wir deshalb Hand in Hand mit Verkehrsplanung. Erst Recht nach der Flutkatastrophe“, betont der Erste und Technische Beigeordnete Tobias Röhm.

Eine Stärken-Schwächen-Analyse habe ergeben, dass partielle Verbesserungen nicht sinnvoll seien, um die gewünschte Angebotsqualität des ÖPNV zu erzielen, beschreibt Mobilitätsmanager Georg Trocha: „Die Potenzialanalyse zeigt, dass stattdessen das bestehende Busliniennetz grundlegend systematisch neu geplant werden sollte.“ Die Stadt arbeite daher intensiv bei dem städteregionalen Projekt „regionale Mobilitätswende“ mit, da der ÖPNV selbstverständlich über die Stadtgrenzen hinaus funktionieren müsse, hebt Trocha hervor.

Bei der laufenden Machbarkeitsstudie, nach der das Liniennetz von Grund auf neu gestaltet werden soll, kooperiert die Stadt eng mit der Aseag, die nach der Hochwasserkatastrophe alle Hände voll zu tun hatte, wie Marco Donner erklärt: „Alleine in Stolberg waren zehn Buslinien von der Flut am 14. Juli 2021 betroffen“, sagt der Fachbereichsleiter Betriebssteuerung der Aseag. „Wir haben in kürzester Zeit ein Ersatzkonzept umgesetzt, das wir bis zum 18. August 2021 mit zehn Updates immer wieder an die Gegebenheiten und vor allem die Bedarfe der Fahrgäste angepasst haben.“

Noch sind nicht alle Baustellen beseitigt, doch die Wiederherstellung der Infrastruktur biete schon jetzt die Chance, erste Schritte zur Aufwertung des ÖPNV, meint Dr. Kathrin Driessen, Fachbereichsleiterin Mobilitätskonzepte der Aseag: „So werden wir beschädigte Bushaltestellen nicht nur wieder aufbauen, sondern mittelfristig barrierefrei gestalten. 15 Standorte sollen zudem Haltestellen mit dynamischer Fahrgastinformation erhalten und längerfristig sind weitere vorgesehen.“

Die grundlegende Neuaufstellung des Liniennetzes sei ein komplexes Unterfangen, bei dem viele Komponenten berücksichtigt werden wollen, erläutert Georg Trocha. „Dabei müssen wir aber das Rad nicht neu erfinden. Wir werden zum Beispiel mit Kommunalpolitikern eine Exkursion nach Euskirchen unternehmen, um dort zu erleben, wie ein gut funktionierendes System läuft. Wir dürfen ja ,abgucken', wobei wir die Erkenntnisse natürlich auf Stolberg mit seiner Topografie, seinen urbanen und ländlichen Räumen anpassen werden.“

Regionalbuslinien sollen die Verbindungen zu den nächsten Städten gewährleisten, aber wenn von Stadtbuslinien die Rede sei, bedeute dies in Stolberg eben nicht nur innerstädtische Verbindungen, erklärt Tobias Röhm: „Wir brauchen beispielsweise auch attraktive Verbindungen von Schevenhütte über Gressenich nach Mausbach. Oder von Venwegen, Dorff und Büsbach nach Breinig, wo voraussichtlich ab 2024 die Euregiobahn genutzt werden kann. Stadtbusse müssen in Stolberg die Innenstadt und die Stadtteile gut miteinander verbinden.“

Breinig sei ein sehr gutes Beispiel dafür, wie auch der ländlichere Raum sowohl mit Bus-, als auch mit Bahnverbindungen ausgestattet werde, meint Trocha. „Ein wichtiger Faktor bei der grundlegenden Neugestaltung der Linien wird sein, dass die Ankunfts- und Abfahrtzeiten von Bus und Anschlussbus oder von Bus und Bahn realistisch zueinander passen“, sagt der Mobilitätsmanager. Tatsächlich sei durch Gutachten klar untermauert, dass alleinige Preissenkungen den ÖPNV kaum attraktiver machen und nicht zu einer stärkeren Nutzung führen würden, führt Röhm an.

„Es muss das Gesamtpaket sein. Der ÖPNV muss eine günstige klimafreundliche Alternative zum Auto sein und dabei verlässlich, komfortabel und einfach“, fasst der Beigeordnete zusammen. Eine tragende Rolle sollen dabei in Stolberg künftig sogenannte Mobilitätsstationen spielen – etwa am Mühlener Bahnhof oder eben auch nahe dem neuen Bahnsteig in Breinig. „Hinsichtlich der Mobilitätsstationen planen wir auch das Thema Bike-Sharing mit ein. An diesen Stationen soll der Wechsel von einer Fortbewegungsart auf die nächste nahtlos und bequem ermöglicht werden.“

Dabei gehe es nicht nur um den Umstieg von Bus in Bahn und umgekehrt, erklärt Trocha: „Wer mit der Bahn fährt, kommt künftig vielleicht mit dem Auto mit Elektromotor zu den jeweiligen Bahnhöfen und muss dort parken und den Akku aufladen können. Wünschenswert wäre auch, dass Menschen mit Fahrrad, Pedelec oder Elektroroller ankommen, um in den ÖPNV umzusteigen. Die Zweiräder müssen dann aber sicher abgestellt und gegebenenfalls aufgeladen werden können. Diese erweiterte Infrastruktur wollen wir an den Mobilitätsstationen an Verkehrsknotenpunkten berücksichtigen.“