Unser Karneval : Kein Zelt bei den Wölleklös, dafür aber Party unter freiem Himmel
Serie Stolberg In Mausbach gibt es an Fettdonnerstag und Rosenmontag „Open Air am Bürgerhaus“. Die KG Löstige Wölleklös berichtet von den schwierigen Vorbereitungen und dem Wert des Vereinslebens.
Normalerweise würden Joachim Braun, Helga Quadflieg und Ulrike Stottmeister jetzt die letzten Arbeiten im Festzelt neben der Mausbacher Bürgerhalle erledigen. Doch den traditionellen Möhnenball wird es in diesem Jahr wieder nicht geben. Trotzdem haben die drei Mitglieder der KG Löstige Wölleklös alle Hände voll zu tun. Denn sie organisieren zusammen mit ihren Vereinskameraden alternative Veranstaltungen: Am Fettdonnerstag und Rosenmontag heißt es „Open Air am Bürgerhaus“.
In Zeiten des Coronavirus ist die Vorbereitung einer Veranstaltung bekanntermaßen mit vielen Unwägbarkeiten und Fragezeichen verbunden. „Es gibt sehr viel Hin und Her, eigentlich müssen wir jeden Tag irgendetwas Neues klären“, berichtet Joachim Braun. Der 1. Vorsitzende denkt da etwa an eine kurze Zeit, in der nicht klar war, ob überhaupt das Aufstellen einer Bühne erlaubt ist. Auch die Frage, ob es eine eigene Teststelle für die 2G-Plus-Party gibt, war nicht gerade schnell mit Ja beantwortet. Inzwischen steht fest: Im Bürgerhaus wird es eine eigene Teststelle für alle Kurzentschlossenen geben, die einen Test benötigen.
Doch für Braun und seine Mitstreiter war klar, dass es keine Alternative ist, Karneval schon wieder ausfallen zu lassen. „In so einem Dorf wie Mausbach spielt das Vereinsleben eine besondere Rolle“, ist Ulrike Stottmeister überzeugt. Daher sei es wichtig, einen Treffpunkt zu schaffen und das Brauchtum am Leben zu halten. In normalen Jahren organisiert die Gesellschaft 14 Veranstaltungen, außerdem sind die rund 140 Uniformierten regelmäßig unterwegs, um andere Vereine zu besuchen. „Ab Januar plant man seine Wochenenden normalerweise mit einer Excel-Liste, in der alle Termine eingetragen sind“, weiß Stottmeister, die zurzeit stellvertretend die Pressearbeit für die KG übernimmt.
Die vielen Termine liegen auch darin begründet, dass Mausbach bis zum Pandemie-Beginn einen eigenen Prinzen und einen eigenen Rosenmontagszug hatte. „Das gibt es hier in Stolberg sonst in keinem anderen Dorf“, sagt Joachim Braun nicht ohne Stolz. Und ab der kommenden Session soll diese Tradition auch wieder fortgeführt werden. In diesem Jahr wird es allerdings keinen Prinzen geben. Aber auch dafür haben die Löstigen Wölleklös sich eine Alternative überlegt: „Wenn es keinen Orden vom Prinzen gibt, gibt es eben einen von uns.“
Dieser ist in den Vereinsfarben Blau und Gelb gestaltet, außerdem steht der Spruch „Et kütt wie et kütt“ darauf. Eine Besonderheit: Auch das Coronavirus hat seinen Platz auf dem Orden gefunden. „Den wollen wir an Mitglieder und Künstler verleihen. Der Orden soll zur aktuellen Zeit passen, aber gleichzeitig Hoffnung geben“, erklärt Ulrike Stottmeister.
Darüber werden sich die Aktiven am Fettdonnerstag sicherlich freuen. Insgesamt zehn Auftritte soll es pro Tag geben, unter den Bühnengästen sind sowohl befreundete Vereine als auch bezahlte Musikgruppen. „Die Verträge bestehen, die Bands hätten sonst auch im Zelt gespielt und freuen sich, dass sie tatsächlich hier auftreten können“, sagt Joachim Braun. Zusätzlich sorgt ein DJ für Partystimmung.
„Es gibt sehr viele Leute, die sich gemeldet haben und zu uns kommen wollen“, berichtet der 1. Vorsitzende. So kommen von einigen Vereinen die Mariechen und Tanzgruppen, da sie sonst gar nicht hätten auftreten können – und natürlich die der eigenen KG. Insgesamt 50 Kinder bei den Löstigen Wölleklös warten darauf, ihr Können endlich einem Publikum präsentieren zu können. „Sie verlieren sonst langsam die Lust und das Interesse“, gibt Joachim Braun zu bedenken. Und Ulrike Stottmeister fügt hinzu: „Seit zwei Jahren trainieren sie eigentlich ins Leere.“
Kein Vorverkauf
Damit das „Open Air am Bürgerhaus“ stattfinden kann, setzen sich viele Vereinsmitglieder auch neben der Bühne ein. So sind die Kassen mit eigenen Leuten besetzt, außerdem wird beim Auf- und Abbau Hilfe benötigt. „Es ist toll, dass so viele Ehrenamtler mitziehen. Sie wollen natürlich feiern, aber auch etwas dafür tun“, stellt Braun fest. Die Schichten an der Kasse werden in diesem Jahr sicherlich etwas anstrengender als in den Jahren zuvor, gab es doch für dieses Mal keinen Kartenvorverkauf. „Wir haben uns gegen Vorverkauf entschieden, weil uns das bei den ganzen Regeln zu unsicher war. Wir wollten auf jeden Fall eine Rückabwicklung vermeiden“, erläutert der 1. Vorsitzende.
Darüber, dass allein die Tatsache, dass in Mausbach überhaupt etwas stattfindet, zu einem enorm großen Andrang führen könnte, sind sich die Löstigen Wölleklös im Klaren. „Wir haben ein abgezäuntes Gelände und werden nur eine bestimmte Besucherzahl auf den Platz lassen. Wenn dieser voll ist, dann ist er voll“, sagt Joachim Braun. Er lässt aber nicht unerwähnt, dass das bei den Veranstaltungen im Zelt sonst nicht unbedingt anders ist. „Dass man bei uns auch schon mal warten muss, wenn der Andrang zu groß ist, ist eigentlich bekannt.“
Letztlich könne man gewisse Dinge sowieso nicht vorbereiten. „Es ist das erste Mal, dass wir in dieser Form zusammen feiern. Wir werden sehen, wie das funktioniert“, zeigt sich Ulrike Stottmeister gelassen. Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass am Karnevalswochenende das Wetter mitspielt. Doch egal ob die Sonne scheint oder graue Wolken am Himmel hängen, bleibt auch Joachim Braun zuversichtlich: „Es gibt keine wirklichen Alternativen. Ich bin überzeugt, dass die Leute auch bei Regen kommen. Wir jedenfalls freuen uns schon sehr.“