Heimat-Preis in Stolberg : „Heimat ist da, wo mich die Menschen mögen“
Stolberg Zum ersten Mal verleiht die Stadt Stolberg den Heimat-Preis. Die Auszeichnung geht an Marita Matousek. Für ihre Stadt hat die Ehrenamtlerin noch viele Ideen.
Wenn Marita Matousek über den Begriff Heimat nachdenkt, fallen ihr gleich mehrere Definitionen ein. „Es gibt diesen schönen Satz ‚Heimat ist da, wo man in seiner Jugend weg und im Alter wieder zurück möchte’“, sagt sie und lacht.
Ihre ganz eigene Definition fällt dann aber doch ein wenig anders aus. „Für mich ist Heimat dort, wo ich rausgehe, viele Menschen kenne, gegrüßt werde und das Gefühl habe, dass man mich mag.“ Es ist ein Satz, der sich nur wenige Minuten später bestätigen wird. Sobald Marita Matousek aus ihrem Haus in der Altstadt in Stolberg tritt, wird sie immer wieder gegrüßt. Stolz präsentiert sie die neuen Installationen der Weihnachtsbeleuchtung, die die Laternen an der Kirche St. Lucia zieren. „Die sind doch wirklich schön, oder?“, fragt sie.
Die Weihnachtsbeleuchtung ist für Marita Matousek eine Herzensangelegenheit. Doch das ist nicht das einzige Projekt, für das sie sich einsetzt. Für ihr ehrenamtliches Engagement, zu dem unter anderem ihre Vorstandstätigkeit in der Gesellschaft für Stadtmarketing (SMS) gehört, wird sie nun mit dem Heimat-Preis ausgezeichnet. Als Erste in Stolberg.
Und wie hat das mit Marita Matousek und dem Ehrenamt angefangen? „Ich bin da irgendwann so reingerutscht“, sagt die 60-Jährige, die viele Jahre lang die Gaststätte „The Savoy“ am Alter Markt betrieben hat. Das Jahr, in dem Marita Matousek sich erstmals um die Weihnachtsbeleuchtung gekümmert hat, kann sie nicht genau benennen. Ein Mitarbeiter der Stolberger Feuerwehr habe sie damals unterstützt. „Vom Hubwagen bis zum Kabelbinder musste ich an alles denken“, sagt sie rückblickend. Heute sei das kein Problem mehr.
Kein Geld
An eine Jahreszahl kann sich die Ehrenamtlerin dann aber doch noch ganz genau erinnern: 2012. „Die erste Beleuchtung, um die ich mich damals gekümmert habe, war nicht so schön. Aber wir hatten auch kein Geld, um eine neue anzuschaffen.“ Marita Matousek ging dieses Problem an. Eine Förderung der Städteregion Aachen lockte mit 12.500 Euro. „Ich musste allerdings die gleiche Summe nochmal selbst aufbringen.“ Doch das war leichter gesagt, als getan. „Ich habe es wirklich versucht und bin von Firma zu Firma gegangen, aber am Ende habe ich keinen einzigen Euro bekommen“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich war einfach zu blauäugig.“
Sie beauftragte eine Eschweiler Firma mit der Erstellung von Bildern, Konzept und Kostenvoranschlag. Das benötigte Geld brachten einige große Stolberger Unternehmen auf. Deren Geschäftsführer kamen damals zu Matousek in die Kneipe. „Ich weiß noch, dass ich alles geschrubbt habe. Ich war so aufgeregt, weil doch die Chefs von Stolberg zu mir kamen“, sagt sie und lacht.
Im Laufe der Jahre konnte sie die Weihnachtsbeleuchtung immer weiter ausbauen. Mittlerweile wird nicht nur die Altstadt geschmückt, sondern die Elemente reichen bis zur Salmstraße. „Normalerweise fange ich mit den Lichterketten im Steinweg schon im Oktober an. Dann fragen die Leute immer: ‚Marita, plückst du die Kirschen?’, wenn sie mich auf der Leiter sehen.“ Besonders stolz sei sie, wenn die Beleuchtung vollständig hängt „Das Schöne ist, dass die Stolberger selbst darauf mittlerweile auch stolz sind und sich darüber freuen“, sagt sie.
Kino und Kräutergarten
Matousek und ihre Mitstreiter kümmern sich jedoch nicht nur um die Weihnachtsbeleuchtung, sondern sie sind auch involviert in das Open-Air-Kino und pflegen den Kräutergarten am Fuße der Stolberger Burg. „Ich hoffe auch, dass wir unsere Pflanzenkübel im Steinweg wieder bekommen“, wagt Marita Matousek einen Blick in die Zukunft. „Das Gießen ist zwar viel Arbeit, aber die bunten Blumen sind so schön“, berichtet Matousek und erklärt, dass die Kübel der Flutkatastrophe Mitte Juli zum Opfer gefallen seien.
Eine besonders große Liebe empfindet die 60-Jährige für ihre Altstadt. Sie selbst wurde in Breinigerberg geboren, zog dann mit ihrer Familie nach Vicht, wo ihre Mutter eine Gaststätte betrieb. „Als ich 14 war, sind wir nach Stolberg gezogen.“ Erst auf die Mühle, dann in die Stielsgasse. „Seitdem lebe ich hier oben.“ Viele Jahre lang hat sie nicht nur in der Altstadt gewohnt, sondern auch gearbeitet. Sie betrieb das „The Savoy“ am Alter Markt. „Wenn man in der Gastronomie tätig ist und einen so großen Platz vor der Tür hat, muss man einfach etwas machen.“
Den Weihnachtsmarkt auf dem Alter Markt organisiert sie nach wie vor. Auch in diesem Jahr hat sie an den Wochenenden vor dem Fest kalte und warme Getränke verkauft. „Ich war nie für die Feinheiten zuständig. Da kriege ich es an den Nerven. Ich war immer die Frau fürs Grobe“, sagt sie. Was ihr ebenfalls stets wichtig war: „Ich habe immer alles stemmen können. Das, was ich mir nicht zugetraut habe, habe ich auch nicht gemacht.“
Als offiziell wurde, dass sie den Heimat-Preis erhalte wird, war sie erst einmal „baff“. „Das ist ja quasi der Nobelpreis von Stolberg“, sagt sie und lacht.
An neuen Ideen mangelt es Marita Matousek übrigens nicht. „Immer wenn ich durch die Stadt gehe, denke ich darüber nach, was man hier noch tun kann“, sagt sie. Und auch für die Entwicklung ihrer Stadt hat sie Vorstellungen. „Ich wünsche mir, dass wir eine hübsche Stadt werden. Mit ausreichend Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und natürlich Bürgern, die gemeinsam mit der Verwaltung unser Stolberg liebenswert machen.“