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Stolberg: Entscheidender Moment: Kaufhaus wird Wohn- und Gewerbeobjekt

Stolberg : Entscheidender Moment: Kaufhaus wird Wohn- und Gewerbeobjekt

Die Nachricht des Tages hatte sich Fred Pfennings anders vorgestellt. Aber der kurzfristigen Absage des zweiten, zentralen Ankermieters im zukünftigen „Rathaus-Carré“ kann der neue Eigentümer eine positive Seite abgewinnen.

„Wir hoffen in der kommenden Woche eine Einigung mit einem anderen Interessenten zu erzielen“, sagt Pfennings mit Blick auf Bürgermeister Tim Grüttemeier, „der den politischen Interessen der Stadt noch näher kommt“.

Nachdem mit der Deutschlandzentrale des internationalen Nonfood-Discounters „Action“ die Expansion nach Stolberg schon klar war, hatte die niederländische Zentrale die Investition gestoppt. Nun ist es ein Interessent aus dem klassischen Lebensmittel-Einzelhandel, der das rund 1300 Quadratmeter große Ladenlokal am Steinweg mit Leben füllen möchte, bestätigt Pfennings gegenüber unserer Zeitung. Weitere Interessenten für die große Fläche im Parterre kommen aus der Bekleidungs- und Drogeriebranche.

Weiterhin reihenweise Interessenten gibt es auch für das noch leerstehende große Ladenlokal in der Rathaus-Passage, die der Baesweiler Unternehmer und Tankstellen-Betreiber zum Jahresbeginn 2013 übernommen hat: „Entweder passten bisher die Interessenten nicht zum gehobenen Niveau oder es fehlten solide Grundlagen für die Existenz“, beschreibt Stefan Wallraven die bisherige Entwicklung. Aber der Projektbeauftragte ist auch für diesen Fall zuversichtlich, in Kürze die passenden Unterschriften einholen zu können. Denn das Engagement von Fred Pfennings in der Stolberger Innenstadt biegt auf die Zielgerade ein.

„Jetzt ist der Moment, in dem aus dem alten Kaufhaus ein neues Wohn- und Gewerbeobjekt wird“, beschreibt Architekt Thomas Zehnpfenning vom Roetgener Büro „nbp“ die Fortschritte des Umbaus, von dem Passanten bislang wenig mitbekamen. Fast ein Jahr lang bis Ostern konzentrierten sich die Arbeiten auf den Rückbau der Kaufhaus-Infrastruktur und die Baureifmachung. Seit der Fastenzeit ist die Fassade eingerüstet und mit Netzen gesichert. Nun beginnt der Eingriff in die Substanz des gut 25 Jahre alten Gebäudes an der zentralen Einkaufsstraße, das Pfennings Anfang 2015 von Klaus Victor übernommen hatte.

Seit vergangenem Frühjahr ist bekannt, wer der Ankermieter sein wird: Für die Itertalklinik Seniorenzentrum GmbH entstehen 39 barrierefreie Wohneinheiten mit 50 bis 70 Quadratmeter, für deren Bewohner eine Betreuung angeboten wird. Die Gesellschaft von Dr. Christoph Kösters ist neben Kornelimünster, Walheim und Roetgen in der Kupferstadt auch engagiert in Alt Breinig und der Stadthallen-Passage.

Für den hochwertigen Wohnraum auf einer Gesamtfläche von 3298 Quadratmeter haben sich Architekt und Bauherr Besonderes einfallen lassen. „Fast alle Wohnungen haben eine Loggia oder einen Balkon“, freuen sich Pfennings und Kösters über die Möglichkeiten, die das städtische Bauordnungsamt eröffnet hat. Durch Einschnitte in das Dach entsteht eine echte dritte Etage. Und im Dachgeschoss entstehen an mehreren Stellen Dachterrassen und -fenster. Mehr noch: Die bisher geschlossene Fassade zum Hof seitlich der Enkereistraße wird zugunsten einer riesigen Fensterfront für Wohnungen aufgeschnitten. Damit wird der Blick frei auf zumindest einen Teil der Altstadt.

Im Inneren sind bereits die Grundzüge der zukünftigen Wohnungen zu erkennen. Die ersten Öffnungen ins Freie sind gebrochen. Aber der Dachstuhl muss noch angehoben und die Infrastruktur verlegt werden. Im September oder Oktober, gibt sich Architekt Zehnpfenning noch vorsichtig, wird man sich ein richtiges Bild vom neuen Wohngefühl mitten in der Innenstadt machen können.

Neben den Wohnungen bleibt in dem Ensemble Platz für weiteres Gewerbe. Von den insgesamt 2607 Quadratmeter Gewerbeflächen sind 575 Quadratmeter im ersten und zweiten Obergeschoss vornehmlich an der Seite zur Sonnentalstraße als Büroflächen in Größen zwischen 78 und 291 Quadratmeter reserviert.

Die Umwandlung des leerstehenden Kaufhauses in das „Rathaus-Carré“ gilt ebenso als Meilenstein für die Revitalisierung der Innenstadt wie in Steinwurfweite das Engagement des Herzogenrather Architekten Kurt Pidun mit seinem Wohnensemble an der Ecke von Grüntalstraße und Kaiserplatz, wo 17 barrierefreie Eigentumswohnungen zwischen 65 und 124 Quadratmeter mit Parkplätzen im Parterre sowie in der Drummen-Villa drei Mietwohnungen entstehen, sowie die Neugestaltung des Kaiserplatzes mit eigener Gastronomie. Weitere Informationen dazu bietet der 2. Tag der Städtebauförderung am Samstag, 21. Mai.