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Stadtentwicklung auf der Liester: Ein wenig Leben ist zurückgekehrt

Stadtentwicklung auf der Liester : Ein wenig Leben ist zurückgekehrt

Auf der Liester tut sich was: Ein Ladenlokal ist mittlerweile besetzt. Bäcker und Quartiersbüro sollen ebenfalls eröffnen. Wann dies der Fall sein wird, steht allerdings noch nicht fest.

So wirklich freundlich und einladend wirkt der Geschwister-Scholl-Platz nun wirklich nicht. Eher kahl und unmodern kommt der Platz, der von Hochhäusern eingekesselt ist, daher. Leben ist hier kaum vorhanden. Hin und wieder stellt jemand sein Auto ab und huscht in eines der Häuser rein. Das war es dann aber auch schon – zumindest auf den ersten Blick. Wer einen Schritt auf die ehemalige Ladenzeile zugeht und in die unscheinbare Passage schaut, erkennt schnell: Ein wenig Leben ist mittlerweile wieder auf der Liester eingekehrt.

Woran das liegt? An Jennifer Freialdenhoven. Mitte Dezember hat sie dort ihren Friseursalon eröffnet. Ihr Fazit nach den ersten Wochen fällt positiv aus: „Die Menschen bedanken sich bei mir, dass hier wieder etwas los ist“, sagt die junge Frau. Lange soll Jennifer Freialdenhoven mit ihrem Laden im Schatten des Geschwister-Scholl-Platzes übrigens nicht mehr allein sein. Doch dazu später mehr.

Jennifer Freialdenhoven fühlt sich auf der Liester wohl. Ursprünglich kommt die 32-Jährige aus Eschweiler, wohnt auch dort. Sie arbeitete allerdings in Stolberg und war auch dort auf der Suche nach einem eigenen Salon. Ihre Schwiegermutter in spe machte sie auf das Lokal am Geschwister-Scholl-Platz aufmerksam. „Sie erzählte mir, dass sich dort in Zukunft wieder etwas mehr tun soll“, sagt Freialdenhoven. Die junge Frau schaute sich das Ladenlokal an und war begeistert. „Das war das einzige Ladenlokal, in dem ich auch wirklich machen konnte, was ich wollte“, sagt sie. Der Umbau dauerte zehn Wochen, Mitte Dezember fand dann die Eröffnung statt.

Jennifer Freialdenhoven hat ihren Salon Mitte Dezember eröffnet und fühlt sich sehr wohl.
Jennifer Freialdenhoven hat ihren Salon Mitte Dezember eröffnet und fühlt sich sehr wohl. Foto: ZVA/Sonja Essers

Interessant: Bereits bevor Freialdenhoven das Ladenlokal entdeckte, war in der Vergangenheit dort ein Friseursalon angesiedelt. Einst herrschte dort sogar reges Treiben. Doch im Laufe der Jahre ist die Nahversorgung in der Mitte des Viertels nahezu ganz verschwunden. Erst Ende des vergangenen Jahres schlossen Karl-Heinz und Katrin Beckmann ihre Apotheke auf der Liester – und das nach vier Jahrzehnten. Das Problem: Ein Nachfolger konnte nicht gefunden werden.

Aber was ist die Liester eigentlich für ein Viertel? Dreh- und Angelpunkt des Stadterweiterungsgebiets der 1960er und 70er Jahre ist neben dem Geschwister-Scholl-Platz auch die gegenüberliegende und 1967 errichtete katholische Kirche St. Hermann Josef.

Verwahrloste Ladenzeile

Drumherum befinden sich mehrere fünf- bis achtgeschossige Wohnungsbauten im Stil der damaligen Zeit mit einer gegenwärtig leerstehenden und eher verwahrlosten Ladenzeile. Dass die Wohnanlage mitsamt des Platzes sanierungsbedürftig ist, hat auch die Stadt Stolberg erkannt. Die Umgestaltung des Geschwister-Scholl-Platzes war eins der ersten Projekte, das im Rahmen des integrierten Handlungskonzept „Berg- und Talachse – Miteinander für Münsterbusch, Ober- und Unterstolberg“ angegangen wurde. „Seine seinerzeit geplante Funktion als neues Zentrum und Herz der großflächigen Stadterweiterung auf der Liester mit Freiflächen, Kirche, sozialen Einrichtungen und Geschäften kann der Platz funktional und gestalterisch nicht (mehr) erfüllen, so dass eine Erneuerung des Platzes für den Stadtteil von zentraler Bedeutung ist“, heißt es im integrierten Handlungskonzept über den Geschwister-Scholl-Platz.

Unter dem Motto „Das Herz der Liester“ wurden im Beisein von Vertretern der Politik und Kirche die offiziellen Pläne von Club L94 zum Umbau des Geschwister-Scholl-Platzes im September des vergangenen Jahres vorgestellt. Mit der Umsetzung soll in diesem Jahr begonnen werden. Die Gesamtkosten liegen bei 2,7 Millionen Euro.

 Eine Bäckerei soll bald folgen. Das ist im Fenster eines der ehemaligen Geschäfte zu lesen.
Eine Bäckerei soll bald folgen. Das ist im Fenster eines der ehemaligen Geschäfte zu lesen. Foto: ZVA/Sonja Essers

Doch nicht nur auf dem Geschwister-Scholl-Platz soll sich eine Menge tun. Auch in der einstigen Ladenzeile stehen Veränderungen an. Ein Quartiersbüro soll dort künftig einziehen und auch eine Filiale der Bäckerei Tempelmann wird es auf der Liester geben. Wann dies allerdings der Fall sein wird, steht in beiden Fällen noch nicht genau fest. Jennifer Freialdenhoven würde sich jedenfalls freuen, bald Gesellschaft zu bekommen – auch, wenn sie zu Beginn so ihre Bedenken hatte. „Man denkt schon darüber nach, wie es hier so läuft“, verrät sie. Doch die Sorgen waren schnell verflogen. Heute ist sie sich sicher: „Ich kann mich wirklich nicht beschweren. Wir sind hier mit dem Laden gut eingeschlagen.“

Ein weiteres Projekt aus dem integrierten Handlungskonzept befasst sich übrigens mit St. Hermann Josef. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde plant die Stadt, ein Nutzungskonzept für das Areal in Auftrag zu geben. Bestandteile dieses Konzepts sollen sein: eine Bestandsanalyse, eine Bedarfsanalyse sowie eine Konzeptentwicklung mit Nutzungsszenarien, die Entwicklung von Träger-, Organisations- und Bewirtschaftungsstrukturen sowie eine Machbarkeitsstudie für eine Nutzungsoption mit Trägermodell und eine betriebswirtschaftliche Bewertung.