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Interview der Woche: Die Exerzitien als Motivation für den Alltag

Interview der Woche : Die Exerzitien als Motivation für den Alltag

Bruni Bohne spricht im Interview der Woche über die Fastenzeit und den Glauben zu Gott.

Mit dem Aschermittwoch hat für die Christen die Fastenzeit begonnen. Beschäftigte sich die frühere übliche Form eher mit dem leiblichen Fasten, geht es vielen Menschen heutzutage um die innere Erneuerung der Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen, was oftmals eine persönliche Umkehr einschließt. Benediktinerpater Anselm Grün meint damit ein „Beten mit Leib und Seele“. Das eigene Leben zu überdenken und, wo nötig, die Weichen neu zu stellen bedarf der Hilfe und Anleitung, wie es die spirituellen Angebote in Stolberg zum Ausdruck bringen. Bruni Bohne nimmt zum Beispiel seit drei Jahren regelmäßig an den „Exerzitien im Alltag“ teil, die in diesem Jahr „täglicher Wandel – danken und staunen“ zum Thema haben. Warum sie das macht und was ihr diese Übungen persönlich geben, hat sie im Interview mit Marie-Luise Otten erzählt.

Wie wurden Sie auf dieses Angebot aufmerksam?

Bohne: Ich kannte Einkehr- und Besinnungstage aus dem Benediktiner-Kloster in Kornelimünster, wo ich schon verschiedene Wochenend-Seminare besucht hatte. Von Exerzitien im Alltag hatte ich gehört, wusste aber nicht, was dahintersteckt. Durch die Tageszeitung erfuhr ich dann 2017, dass das damalige Thema „Wie im Himmel, so auf Erden?“ heißt. Ich war neugierig und wollte nun wissen, was es damit auf sich hatte.

Warum? Was war Ihre Motivation?

Bohne: Für meinen Körper tue ich regelmäßig etwas, etwa Wandern, Radfahren und Schwimmen. Ich wollte jetzt auch mal etwas für meine Seele tun: Innehalten und mein Leben ordnen und neu ausrichten. Die Lebensverhältnisse hatten sich plötzlich verändert. Durch zwei Krankenhausaufenthalte und durch die Krankheit und den Tod meines Ehemannes innerhalb kurzer Zeit, entstand eine Traurigkeit und Leere in mir.

Welche Erwartungen hatten Sie?

Bohne: Ich suchte nach Menschen, die ähnlich denken und mit denen ich über all das sprechen kann, was mir wichtig ist. Aus der Teilnahme an diesem Kurs ergab es sich, dass ich gebeten wurde, an den nächsten Exerzitien mitzuwirken. Und seitdem bin ich dabei.

Wurden Ihre Wünsche erfüllt?

Bohne: Ja, in jedem Fall. Es wird kein „Du sollst“, „Du musst“ vermittelt, sondern Glaubens- und Gotteserfahrungen der Menschen werden weitergegeben. Es gibt Themenhefte für die einzelnen Wochen. Darin zu lesen und darüber nachzudenken motiviert mich immer, den Alltag anders zu sehen. Bei den gemeinsamen Treffen ist es dann der Austausch über die Erfahrungen im Laufe der Woche, die mir guttun. Ich habe gelernt, bewusster zu leben und achtsamer auf die Dinge zu sein, die mich umgeben. Ich verspürte nach und nach mehr Lebensfreude.

Kehrt man als ein anderer Mensch zurück?

Bohne: Ich betrachte die Exerzitien als Motivation für den Alltag. Sich mit Gott und dem Glauben zu beschäftigen, macht das Leben spannend und erfüllter, aber es braucht auch ständig neue Impulse. So wie man beim Schreiben und Lesen ständig der Übung bedarf, ist es auch mit dem Glauben. Es geht nicht darum, eine nette Fassade herzustellen, sondern ein Gespür davon zu bekommen, was echt ist und was nicht. Wenn tief in meinem Herzen Liebe und Friede wohnen, dann geht es mir und meinem Umfeld auch besser. Die Gemeinschaft mit Jesus in der Mitte färbt ab und verändert zum Guten.

Und was machen Sie jetzt anders?

Bohne: Ich mache eigentlich das Gleiche wie bisher, aber mit einer anderen Einstellung. Ich denke mehr von Gott her, tue selbst das Nötigste und überlassen ihm den Rest. Es ist ein Wachsen in der Liebe zu Gott, zum Nächsten und zu mir selbst.

Was schätzen Sie besonders?

Bohne: In unserem Vorbereitungskreis schätze ich die gute Zusammenarbeit, die gegenseitige Unterstützung und das Vertrauen, das jeder in den anderen setzt. Bei den Exerzitientreffen freue ich mich immer über den offenen Austausch, wie die Teilnehmer über ihre Erfahrungen, Probleme und Gedanken sprechen und uns dadurch beschenken.

Wie gehen Sie heute mit Leid und Schmerz um?

Bohne: Auf jeden Fall anders als vorher. Das sogenannte Kreuz, der Schmerz, gehört zum Leben dazu, und man muss ihn manchmal auch aushalten. Wenn ich alles getan habe, was möglich ist, um eine Situation zu verbessern und keine positive Veränderung eintritt, dann vertraue ich auf die höhere Quelle. Beten hilft da ungemein.

Wie heißt das kommende Thema?

Bohne: Wie schon gesagt, steht das Thema in der Fastenzeit unter dem täglichen Wandel – staunen und danken. Die wöchentlichen Unterthemen heißen „Ja zu Gott, zum Leben, zu dir selbst“, „In seiner Hand hat jede Stunde einen Sinn“, „Gib uns reinen Geist“ und „Des Glaubens Nacht – Durchgang ins Licht“. Wir treffen uns an fünf aufeinanderfolgenden Vormittagen jeweils dienstags – 3., 10., 17., 24., und 31. März, – von 10 bis 11.30 Uhr im Ökumenischen Gemeindezentrum, Frankentalstraße. Der Teilnehmerbetrag für Materialien ist 15 Euro. Anmeldungen ist telefonisch bei Agi Ruskowski, Tel. 02402/71742 oder unter der E-Mail ria.stahl@t-online möglich.

Keine Einkehrtage mehr im Kloster?

Bohne (lacht): Doch, aber es bedarf ja der täglichen Übung. „Wenn ich einen Tag nicht bete, merkt es der liebe Gott; wenn ich zwei Tage nicht bete, merke ich es, und wenn ich drei Tage nicht bete, dann merkt es mein Umfeld.“ Von wem dieser Text stammt, weiß ich nicht, aber ich habe ihn mir zu Herzen genommen.