Stolberg-Zweifall : Der Hasselbach kehrt ans Tageslicht zurück
Stolberg-Zweifall Rund 50 Zweifaller sitzen in vier Gruppen zusammen, tauschen Ideen aus und diskutieren durchaus auch kontrovers, um sich in die Umgestaltung der Ortsmitte einzubringen. Das Planungsgebiet ist groß und den Zweifallern offensichtlich sehr wichtig, die Ansprüche und Zielsetzungen der Bürger vielfältig.
Und dennoch arbeiten die Zweifaller konstruktiv miteinander, und am Ende sind die Übereinstimmungen wesentlich größer als die Unterschiede. Viel Wasser, verbleibende Parkmöglichkeiten und einen nutzbaren Marktplatz wollen alle Teilnehmer.
Sanierungsbedürftige Brücken
Städteregion und Stolberger Verwaltung haben zu der von „p4“ moderierten Planungswerkstatt eingeladen, und der Kupferstädter Technische Beigeordnete erläutert, warum sich gerade jetzt die Umgestaltung der Zweifaller Ortsmitte anbiete: „Wir haben zwei dringend sanierungsbedürftige Brücken, und das alte Feuerwehrgerätehaus im Huck wird frei, da ein neues in der Münsterau entsteht“, sagt Tobias Röhm.
Die Rahmenbedingungen erklärt Bernd Kistermann: Nicht nur ein Teil der Döllscheidter Straße führe als Brücke über den Hasselbach, sondern auch der Bereich vor der alten Schule sei gleichermaßen ein Platz wie eine Brücke, so der Leiter des städtischen Amts für Immobilienmanagement und technische Infrastruktur.
„Die Sanierung der maroden Brücken bedarf einer wassertechnischen Genehmigung. Diese erhalten wir von der Städteregion nur, wenn das Gewässer aus ökologischen Gründen offengelegt wird“, führt Kistermann aus. Die Städteregion bevorzuge die vollständige Öffnung des Hasselbachs auf dem Platz, doch auch Alternativen seien möglich.
„Lassen Sie sich etwas einfallen, seien Sie kreativ!“, fordert Prof. Dr. Christoph Hebel und übernimmt mit seinem Team von „p4“, Gesellschaft für Regional-, Stadt-, Umwelt- und Verkehrsplanung mbH. Die Aufgabe Hebels Teams besteht darin, die Zweifaller arbeiten zu lassen, denn jetzt sind sie die Akteure und planen die neue Ortsmitte. Die Vorarbeit haben die Teilnehmer an der Planungswerkstatt bereits geleistet. Sie haben Stärken wie Schwächen des jetzigen Zustands ermittelt, Vorschläge für Ziele und Visionen gesammelt.
Und die Grundlagen wurden mitunter auch verschieden bewertet. Etwa in puncto Parken: Einige Zweifaller sehen die Parkplätze vor der alten Schule als großen Vorteil an, andere als Nachteil für Optik und Funktion der Ortsmitte. Dauerparkende Anwohner und „Wildparker“ stehen in der Kritik — dem gegenüber der Wunsch „Parkplätze nicht zu vernichten“. Zur Öffnung des Hasselbachs, die den Platz vor der alten Schule um den Wasserlauf bereichert, aber auch zwangsläufig verkleinert, hat die Kupferstadt drei Varianten vorgelegt, die allerdings nur Vorschläge sein und Alternativen aufzeigen sollen, wie Röhm betont.
Version 1 öffnet den Hasselbach auf der kompletten Platzbreite, nur drei Pkw-Parkplätze bleiben übrig. Version 3 beinhaltet zwei kleine Teilöffnungen, dem Platz bleiben mehr Fläche und mehr Parkplätze. Die Teilöffnung von Version 2 entspricht zum Ende der Planungswerkstatt am ehesten den Vorstellungen der Zweifaller, die die an der Gaststätte „Zur Post“ gelegenen Hälfte des Platzes für den Hasselbach geöffnet sehen wollen.
Große Einigkeit herrscht über die Funktionsfähigkeit des Platzes, die gegeben bleiben soll: Wochenmarktbeschicker, Weihnachtsmarkt und Maifeier etwa sollen weiterhin Platz vor der alten Schule finden, parkende Autos ebenso.
Der Container für den Grünschnitt hingegen soll in den „Huck“ verbannt werden. Details arbeiten die vier Gruppen aber auch unterschiedliche aus. Eine regt an, von den verbleibenden Parkplätzen am offengelegten Hasselbach vier für Anwohner auszuweisen. Zwei Gruppen sprechen sich für eine einheitliche Pflasterung und Gestaltung des Platzes und der angrenzenden Straßen im Planungsbereich aus. Ebenfalls von zwei Tischen kommt die Idee von Pflanzpaten, die sich künftig um das Grün, das in der Ortsmitte mehr werden soll, kümmern. Etwa in Blumenkästen an den neuen Geländern des offengelegten Hasselbachs, wie zwei Gruppen vorschlagen.
Abriss oder Bürgerhaus
Die anderen beiden Gruppen sehen nur an der Seite der alten Schule ein Geländer — und zur Kirche hin einen „erlebbaren“ Bachlauf mit einer Böschung. Diese Lösung favorisiert auch die „AG Ortsmitte“, die allerdings schon vor der gemeinsamen Planungswerkstatt ein Konzept entworfen hat. Die Arbeitsgruppe mit dem pensionierten Technischen Beigeordneten der Stadt Bergheim, dem Zweifaller Albert Willems, präsentiert einen Entwurf, der Vieles von dem berücksichtigt, was auch die Teilnehmer der Planungswerkstatt erarbeitet haben.
Auch den Bereich im „Huck“ betreffend, ist die Einigkeit groß: Das Areal soll aufgewertet werden und Vereinen weiterhin für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Eine WC-Anlage wünschen die Zweifaller sich dort. Anders als das alte Feuerwehrgerätehaus, das zwei Gruppen und die „AG Ortsmitte“ erhalten sowie künftig als Bürgerhaus nutzen wollen. Die anderen beiden Gruppen plädieren für einen Abriss des betagten Gebäudes.