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Stolberg: Der demographische Wandel: Junges Stolberg, altes Stolberg

Stolberg : Der demographische Wandel: Junges Stolberg, altes Stolberg

Der demographische Wandel geht auch an Stolberg nicht vorbei. Allerdings ist zu erwarten, dass er sich in den einzelnen Stadtteilen sehr unterschiedlich auswirken wird.

Entsprechende Prognosen lassen sich von einer Studie des Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LSD) ableiten, das die Bevölkerungsentwicklung in der Kupferstadt bis zum Jahr 2025 untersucht und damit auch die Grundlage für eine aktualisierte Jugendhilfeplanung liefert, die das städtische Jugendamt gemeinsam mit dem Soziologen Wolfgang Joußen bis 2010 vorlegen muss.

Als grundsätzlich gesichert gilt, dass die Bevölkerungszahl rückläufig sein wird und von derzeit rund 58.500 auf 56.000 Einwohner im Jahr 2025 schrumpft. Dabei ist bereits berücksichtigt, dass die Geburtenraten - anders als bislang angenommen - ab 2010 nicht mehr zurückgehen werden.

Auf das gesamte Stadtgebiet bezogen prognostiziert das Landesamt einen Abnahme der unter 20-Jährigen von 12.113 im Jahr 2010 auf 10.400 im Jahr 2025. Das macht ein Minus von 14,17 Prozent. Gleichzeitig wird der Anteil der Menschen über 80 Jahre von 3016 auf 4585 und damit um 52 Prozent steigen.

In seiner ersten Auswertung verweist Wolfgang Joußen allerdings darauf, dass der demographische Wandel im Stadtgebiet sehr unterschiedlich ausgeprägt sein wird. Dabei unterscheidet der Soziologe zwischen „alten” und „jungen „Stadtteilen”. In die erstgenannte Kategorie fallen bis 2025 aufgrund eines unterdurchschnittlichen Anteils von Bewohnern bis zu 18 Jahren und überdurchschnittlich vielen älteren Bürgern (über 66 Jahre) die Atsch, Büsbach, Gressenich, Schevenhütte, Venwegen, Vicht und Zweifall.

Einen auffällig hohen Anteil an unter 18-Jährigen werden hingegen die „jungen” Stadtteile Breinig, Breinigerberg, Donnerberg, Mausbach, Ober- und Unterstolberg sowie Werth aufweisen. Nicht in dieses Raster passen zwei Stadtteile: In Münsterbusch wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen ebenso wie die der Senioren überdurchschnittlich hoch sein, in Dorff liegen diese beiden Kennziffern deutlich unter dem Stolberger Durchschnitt.

Unterdessen ist davon auszugehen, dass sich diese Tendenz in einigen Bereichen noch verstärken wird. Vor allem in Mausbach, für das derzeit ein Dorfentwicklunsgkonzept erarbeitet wird und wo insgesamt 180 Baugrundstücke in vier Wohngebieten erschlossen werden sollen, ist mit einem verstärkten Zuzug vor allem junger Menschen und Familien zu rechnen. Gleiches gilt auch für Werth, wo 20 Einfamilienhäuser entstehen sollen.

Auch in Büsbach (Brockenberg), Schevenhütte und Gressenich (Farmweg) sind Neubaugebiete geplant. Hier könnte der Zuzug zu einer weniger ausgeprägten Alterung der Bevölkerung führen. Potenziale für Baugebiete, die bislang allerdings noch in keiner Planung berücksichtigt sind, sieht Joußen zudem in Breinig, Vicht, Münsterbusch, Vicht, Zweifall und auf dem Donnerberg.

Ein zweiter, wesentlicher Faktor bei der demographischen Entwicklung, der allerdings als wesentlich schwerer zu bestimmen gilt, ist die Ausweisung von neuen Gewerbegebieten und die damit verbundene Schaffung von Arbeitsplätzen. Zum einen ist noch nicht absehbar, inwieweit das Camp Astrid als jüngstes Gewerbegebiet der Stadt in Zukunft ausgelastet sein wird, und ob sich weitere Gewerbeflächen in Stolberg hinzugesellen werden.

Zum anderen verweist Wolfgang Joußen darauf, dass neue Stellen auch von Pendlern aus anderen Kommunen besetzt werden und somit keinen Einfluss auf die demographische Entwicklung Stolbergs haben könnten.

Angesichts derartiger Unsicherheitsfaktoren rät der Soziologe dazu, die Entwicklung in regelmäßigen und nicht zu großen Abständen überprüfen zu lassen, damit die Stadt Stolberg zeitnah über mögliche Reaktionen diskutieren und entscheiden kann.

Schließlich stellt der demographische Wandel für die Verwaltung in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar: Die Kinder- und Jugendhilfeplanung gilt es ebenso darauf abzustimmen wie städtebauliche Planungen und die Schaffung von Infrastrukturen für die ältere Bevölkerung. Und das sowohl in den „jungen” wir auch in den „alten” Stadtteilen.