1. Lokales
  2. Stolberg

Städtepartnerschaft: Darum weht im Harz die Stolberger Flagge

Städtepartnerschaft : Darum weht im Harz die Stolberger Flagge

Nanu? Was ist das denn? Im fernen Harz weht vor einem schmucken Fachwerkhaus die Flagge der Stadt Stolberg (Rheinland). Das liegt an einer besonderen Partnerschaft, die dieses Jahr ihren 30. Geburtstag feiert.

1200 Einwohner hat die Stadt Stolberg. Aber nicht die im Rheinland, die hat bekanntlich 56.000 Einwohner, sondern Stolberg im Harz. Zu diesem kleinen Städtchen unterhält die Stadt Stolberg (Rheinland) seit 30 Jahren eine Städtepartnerschaft. Genauso lange gibt es mittlerweile ein geeintes Deutschland – am 3. Oktober 1990 trat die DDR offiziell der Bundesrepublik bei. Heute sagt Ulrich Franke, Ortsbürgermeister von Stolberg (Harz): „Wir haben Euch Stolbergern (Rheinland), alles, aber auch alles zu verdanken.“

Dabei begann die Städtepartnerschaft ein wenig holprig. Die erste Kontaktaufnahme versuchte Stolberg (Rheinland) bereits 1985: Der Rat der Stadt beauftragte damals die Verwaltung, Kontakt mit einer anderen Stadt in der DDR oder einem osteuropäischen Land aufzunehmen. Dazu musste sich die Stadt allerdings an die ständige Vertretung der DDR wenden, die es allerdings ablehnte, den Kontakt zum Namensvetter herzustellen. 1986 gab es einen zweiten Versuch – auch dieser scheiterte. „Es war dann ein Zufall, dass die Partnerschaft entstand“, sagt Tobias Schneider, Pressesprecher der Stadt Stolberg (Rheinland). Es waren ein fehlgeleiteter Brief und die inzwischen erfolgte Entwicklung zwischen der DDR und der Bundesrepublik, die wieder Bewegungen in die Sache deutsch-deutsche Städtepartnerschaft brachte.

Ein Theologe aus dem Harz bringt den Stein ins Rollen

Aus Barcelona trudelte damals ein Schreiben im Rheinland ein, in dem Auskünfte über den Theologen Thomas Müntzer erfragt wurden. Dieser sei ja genau vor 500 Jahren (also 1489) geboren. Nur: Thomas Müntzer kam natürlich nicht aus dem Rheinland, sondern aus dem Harz. Stolbergs damaliger Bürgermeister, Wolfgang Hennig, leitete den Brief an seinen Amtskollegen weiter und trug gleichzeitig den Wunsch vor, eine Städtepartnerschaft zu beginnen. Von Seiten der Stadt Stolberg (Harz) sprach gegen diesen Wunsch nichts, man „sei interessiert“, hieß es damals. Oder um es mit Humphrey Bogart zu sagen: „Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“

Denn dann ging alles ganz schnell. In Stolberg (Harz) wurde die Partnerschaftsurkunde am 31. März 1990 unterzeichnet, in Stolberg (Rheinland) am 18. Mai desselben Jahres.

Ulrich Franke, der 1990 zum ersten Bürgermeister des Städtchens gewählt worden war – heute gehört Stolberg (Harz) zur Gemeinde Südharz, daher ist Franke heute Ortsbürgermeister – erinnert sich: „Wir waren dank unserer Partnerstadt eine der ersten Städte auf dem Gebiet der DDR, dass einen eigenen Haushaltsplan vorweisen konnte.“ Hilfe und Unterstützung kam damals durch die Verwaltung von Stolberg (Rheinland). Mit dem Haushaltsplan konnte die Stadt die großzügigen Fördertöpfe der Bundesrepublik schnell anzapfen und dafür sorgen, dass die Stadt heute so malerisch ist, wie sie ist. „Uns wurde damals von den Stolbergern ans Herz gelegt: Baut jetzt schnell so viel wie möglich.“

Dankbar für zwei Krankenwagen

Heute bezeichnet er die ersten Gehversuche als „rührig“ – er ist aber vor allem dankbar. Dass zeigt die Stadt Stolberg (Harz) auch immer wieder: Sie hissen dort nämlich regelmäßig die Flagge von Stolberg (Rheinland), meistens um diese Zeit oder wenn ein Besuch aus Stolberg (Rheinland) ansteht. Trotz Corona-Pandemie ist die Flagge auch in diesem Jahr gehisst worden und weht seit Mittwoch im Harz – die Rheinländer bleiben aber zu Hause. Mit der Städtepartnerschaft ging auch ein reger Reiseverkehr einher: Jedes Jahr besucht ein Partner den anderen. Fährt in einem Jahr eine Delegation von rheinländischen Stolbergern in den Harz, fahren die Sachsen-Anhalter im Jahr drauf ins Rheinland. „Meistens bekommen wir einen Reisebus voll“, sagt Franke. 1200 Einwohner seien nun einmal nicht so viele. Und wenn es dann doch mal nicht passe – schließlich sei um den 3. Oktober rum auch häufig Reisezeit – fahre man mit Kleinbussen oder dem privaten Pkw.

Dankbar ist Franke indes auch für die beiden Krankenwagen, die die Stadt Stolberg (Rheinland) kurz nach der Wende der Feuerwehr der Stadt Stolberg (Harz) spendierte. Dieses Geschenk hat Nachwirkungen bis heute: „Wir haben zwar mittlerweile zweimal neue Fahrzeuge angeschafft, aber das wäre nicht möglich gewesen, hätten wir nach der Wende selbst Fahrzeuge kaufen müssen“, erzählt Franke. In Betrieb genommen wir das neueste Fahrzeug des Stolberger (Harz) Fuhrparks an diesem Samstag, 3. Oktober. In der Festrede werde dann wieder auf die Hilfe aus Stolberg (Rheinland) verwiesen, sagt Franke.