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Sanierungsarbeiten: Bis zum 1. Mai soll das Innere der Stolberger Burg „vorzeigbar“ sein

Sanierungsarbeiten : Bis zum 1. Mai soll das Innere der Stolberger Burg „vorzeigbar“ sein

Die Sanierungsarbeiten an der Stolberger Burg laufen in diesen Tagen auf Hochtouren. Das Ziel: Bis zur ersten Feier am 1. Mai sollen die Räume zumindest vorzeigbar sein. Doch verschiedene Probleme hatten Einfluss auf den Zeitplan.

„Noch sieht es hier ein bisschen wüst aus“, stellt Wilfried Sterck fest, während er seinen Blick durch den Rittersaal der Stolberger Burg schweifen lässt. Und die Kulisse bestätigt seinen Eindruck: Maler stehen auf einem Gerüst und streichen Wände und Decke, an anderer Stelle wird der Dreck vom Boden weggesaugt und überall liegt Werkzeug herum. Das soll sich allerdings in der kommenden Woche ändern, denn die Verantwortlichen der Stadt Stolberg haben ein Ziel: die Feier einer Kinderkommunion am 1. Mai.

Wilfried Sterck, Leiter der Abteilung Hochbau, und Bernd Kistermann, Leiter des Amts für Immobilienmanagement und technische Infrastruktur, sind aber wie die Projektleiterin der Burgsanierung, Dorthe Momma, zuversichtlich, bis dahin weitestgehend fertig zu sein – zumindest in den für die Feier wichtigen Räumen: Foyer, Rittersaal und Eingangsbereich. Momma drückt das so aus: „Noch sind wir in einer Baustelle, aber bis zur Kommunion werden die Räume vorzeigbar sein.“

Mit Deko-Elementen kaschieren

Was man sich darunter genau vorstellen kann, erläutert die Architektin so: Die Putzer sind fertig, jetzt arbeitet der Maler nach und gestaltet alles in einer einheitlichen Farbe. „Alles, was nicht fertig ist, wird mit Deko-Elementen kaschiert“, ergänzt Wilfried Sterck und will damit sowohl der Festgesellschaft der Kinderkommunion als auch der der geplanten Hochzeit am 7. Mai die Angst nehmen, dass ihre Feiern nicht auf der Burg stattfinden können. „Wir müssen ein bisschen improvisieren, aber das schaffen wir“, unterstreicht er.

 Dorthe Momma, Bernd Kistermann und Wilfried Sterck beobachten den Baufortschritt.
Dorthe Momma, Bernd Kistermann und Wilfried Sterck beobachten den Baufortschritt. Foto: MHA/Caroline Niehus

Dass es überhaupt so eng wird, liegt laut den Verantwortlichen nicht etwa an einer zeitlichen Fehlkalkulation oder fehlendem Engagement. Vielmehr gebe es verschiedene Gründe, die zu Verzögerungen bei der Sanierung geführt hätten. „Zum einen sind wir in einem Denkmal, in dem nicht immer alles nach Plan läuft. Außerdem sind mehrere Ausschreibungen gescheitert und mussten neu auf den Markt“, nennt Dorthe Momma Beispiele.

Die aktuelle Marktsituation in der Bauwirtschaft habe das Tempo insgesamt ausgebremst, wie Wilfried Sterck erläutert. Denn die Ausschreibungen ohne Ergebnis hätten in vielen Fällen auch damit zu tun, dass es für Handwerksbetriebe extrem schwierig sei, mit den steigenden Materialkosten zu kalkulieren. „Viele Firmen tun sich schwer damit, jetzt einen Preis beziehungsweise ein Angebot abzugeben für eine Maßnahme, die erst später beginnt“, weiß der Leiter der Hochbauabteilung.

Glaskubus ebenfalls betroffen

Das betreffe nicht nur die aktuell laufenden Sanierungsarbeiten im Inneren der Burg, die dadurch verzögert wurden, sondern auch die geplante Modernisierung in Form eines Glaskubus an der Torburg. „Wir rechnen mit dem Start der Bauarbeiten in der zweiten Jahreshälfte“, formuliert Bernd Kistermann die Prognose zurückhaltend. Die Ausschreibungen würden zurzeit fertiggestellt, auf die Rückmeldungen habe die Stadt aber kaum Einfluss. Zudem sei die Stahlkonstruktion von Materialien abhängig, die aktuell schwer erhältlich seien.

Zurück im Rittersaal sind die Arbeiten in vollem Gange, während es nebenan in der Kemenate – dem Trauzimmer der Burg – schon aufgeräumter scheint. „Dieses Zimmer sieht auf den ersten Blick weiter aus, aber da vertut man sich“, ordnet Dorthe Momma den Baufortschritt ein. Dort könne nur noch eingeschränkt gearbeitet werden, damit Rittersaal und Foyer nach deren Fertigstellung geschützt und nicht wieder verdreckt werden. So gingen die Arbeiten allerdings langsamer voran.

Zwei Etagen höher steht das Herzstück der Modernisierung: die neue Lüftungsanlage. Diese erstreckt sich nun allerdings bis in die Galerie darunter, da die Technik nicht mehr komplett unter das Dach passt. „Die Geräte nach heutigem Standard werden immer größer, aber die Räume, in denen sie untergebracht sind, leider nicht“, verdeutlicht Momma das Problem. Aus diesem Grund ist neben der Galerie in „beengten Verhältnissen“ mehr Platz geschaffen worden, nämlich in ehemaligen Abstellräumen und dort, wo früher der Notausgang war.

Diesen gibt es künftig natürlich immer noch, allerdings ein paar Meter weiter links – was zur nächsten Herausforderung geführt hat. „Dort mussten wir ins alte Gemäuer, wo uns dann Trägerkonstruktionen entgegenkamen“, berichtet die Architektin und fügt hinzu: „Bei diesem Durchgang mussten dann die Statiker eingreifen und dafür sorgen, dass die Außenwände gehalten werden.“ Einen statischen Nutzen haben auch die zusätzlichen Träger unter der Decke, die die vier Lüftungsrohre stützen. „Der Dachstuhl hätte die Last sonst nicht getragen.“

Durch eine Tür geht es von der Galerie aus nach draußen auf die Dachterrasse. Auch diese wird modernisiert und ans Aussehen der Burg angepasst: Statt Betonsteinplatten gibt es dort künftig Blausteinplatten. „Die haben allerdings zehn Wochen Lieferzeit, obwohl sie aus Belgien kommen“, sagt Bernd Kistermann.

Im angrenzenden Turm der Burg finden sich dann noch die ehemalige Folterkammer und ein Rondell direkt unter dem Dach. Beide Räume sollen für touristische Zwecke erschlossen werden. Dazu fehlt es der Folterkammer aber noch an Fenstern, damit die frisch installierte Heizung auch einen sinnvollen Beitrag leisten kann. „Vorher gab es hier Spanplatten an den Fenstern. Beim Rausreißen haben wir dann festgestellt, dass dahinter aber gar keine Fensterscheiben sind“, erzählt Dorthe Momma von einer weiteren Überraschung.

Ganz oben bleiben die Fenster allerdings scheibenlos, damit das Gefühl eines Aussichtsturms bestehen bleibt. Aus den zahlreichen Öffnungen kann man in alle Richtungen über Stolberg gucken. „Allerdings wird es hier eine Personenbegrenzung geben, da kein zweiter Rettungsweg vorhanden ist“, wirft Bernd Kistermann einen Blick in die Zukunft, wenn die Burg wieder für Besucher geöffnet ist.

Wann die Umgestaltung (abgesehen vom Glaskubus) komplett abgeschlossen sein wird, können die Verantwortlichen noch nicht genau sagen. „Das Ganze erfolgt ja abschnittweise. Bis in den Herbst hinein werden die Arbeiten sich wohl ziehen“, vermutet Wilfried Sterck. Wenn es dann so weit ist, könnte der allgemeine Besucher jedoch viele Veränderungen kaum wahrnehmen. „Letztlich ist das eine Baustelle, auf der sehr viel passiert ist, wovon man aber später kaum etwas sehen wird,“ stellt Dorthe Momma mit Blick auf die Modernisierung der Lüftung, der Heizung und der Technik fest.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Blick auf die Bauarbeiten in der Stolberger Burg