Kunstgeschichte(n) : Sehnsuchtslandschaften und Fabelwesen
Aachen „Paradiesische“ Impressionen von der Insel Fünen hat der Aachener Künstler Günther Beckers mit seinen jüngsten Gemälden ins Bild gebannt. In St. Jakob zeigen derweil vier Künstler wunderliche Kreaturen und bezaubernde Traumwelten.
Weites Land, Wasserläufe, von zartem Grün durchzogen – die Erinnerung an Fünen, eine Insel in der Region Syddanmark in Dänemark. „Für mich das Paradies“, sagt Günther Beckers, Jahrgang 1953, versonnen. Der Aachener Künstler lebte dort einige Jahre – und ein Teil seines Herzens hat er dort auch gelassen, malt in Aachen die Inspiration, die er aus diesem Leben gewonnen hat.
In seinem Künstlermuseum in der Ludwigsallee 79 stellt Beckers jetzt frische Ölgemälde aus, wagt das Spiel mit dem Motiv, das wandelbar ist und doch seine „Heimat“ behält. So lassen sich Seitenelemente der meist dreiteiligen Kompositionen austauschen, die Landschaft „bewegt“ sich damit auf kleinstem Raum, findet aber neue Ausdehnung, obwohl die Fläche sich nicht ändert. Hinzu kommen alte Fotos von der realen Naturkulisse, die Beckers aufgenommen und jetzt erst wieder zur Hand genommen hat – oft sind sie in bräunlichem Ton, als ob sie sehr alt sind. „Das stimmt aber nicht“, lächelt Beckers. „Ich habe sie selbst entwickelt, vermutlich liegt es am Fixierbad.“
Das Element der Veränderung fasziniert ihn, die Verbindung von Kunstformen, zu denen auch Raum und Klang gehören. Neuen Kompositionen wendet er sich gleichfalls im Atelier zu, riskiert das gewagte Spiel mit Pink, Rot, Blau und Neontönen im Zusammenhang mit Engelsflügeln und aufsteigenden Formen. „Ich greife da gern zu Baum-Markierungsspray, das stark leuchtet“, verrät Beckers.
In seinem Museum, wo er bisher auch Gastkünstler ausgestellt hat, präsentiert Beckers bis Februar 2022 ausschließlich eigene Kunst. Er hat viele Ideen, die umgesetzt werden wollen. Das fordert ihn. Geöffnet ist das Haus jeweils samstags von 16 bis 18 Uhr nach Vereinbarung. Um Anmeldung wird gebeten, da coronabedingt nur wenige Besucher gleichzeitig eingelassen werden können. Weitere Infos gibt es unter beckersgbb@aol.com sowie unter www.kuenstlermuseum-guentherbeckers.eu.
Wunderliche Wesen sind derweil in der Aachener Kirche St. Jakob (Jakobstraße) gelandet: ein Vogel, ganz aus gewickeltem, rötlich rostendem Metall mit durchscheinenden Flügeln, Gemälde, die traumverloren golden und rosig glänzen, die Unendlichkeit, eingefangen in einer Alabasterform, und gerundete „Wunschbäume“, die einen Blick in Traumwelten erlauben. Zu der Gemeinschaftsausstellung hat Gemeindereferentin Monika Mann-Kirwan zwei Künstlerinnen und zwei Künstler eingeladen, die ihre nachdenkliche Weltsicht bis zum 21. Dezember im Kirchenraum zeigen. So verbinden sich Werke von Olivia Janku, Elena Starostina, Alexander Göttmann und Jörg Jauß zu einem Kunsterlebnis der besonderen Art zwischen den Säulen.
Während bei Elena Starostina das Bekenntnis zum Schönen, verbunden mit Erinnerungen an die Birkenhaine ihrer russischen Heimat positiv und farblich anrührend – modern und doch altmeisterlich gemalt – im Vordergrund steht, ist Olivia Jankus Paradies-Fantasie zart und sphärisch, ein Bild der Hoffnung. Kraftvoll und doch etwas verloren wirken die mystischen Wesen von Alexander Göttmann, schmerzlich eng gewickelt, in sich gekehrt und mit einer großen, fast unheimlichen Präsenz. Klar und der schönen Form verpflichtet arbeitet Jörg Jauß in Stein. Seine weiß schimmernde „Möbius-Schleife“ fasziniert, die wirbelnde Bewegung eines Sprunges fängt er ein im „Salto Vitale“, reduziert die Rundung, ohne sie zu bremsen.
Die Arbeiten, die man auch während der Gottesdienste besichtigen kann, sind bis kommenden Dienstag, 21. Dezember, täglich von 17 bis 19 Uhr zu sehen.