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Schulen im Nordkreis: Zickzack-Kurs sorgt für Kopfschütteln

Schulen im Nordkreis : Zickzack-Kurs sorgt für Kopfschütteln

Erneut müssen Schulen schließen, Fragezeichen hinter Selbsttests: Der Frust ist längst in den Schulleitungen angekommen.

Testkits bestellt, Testkits gewechselt, Lieferung verzögert, Ferienende, dann Präsenz- – nein –, doch wieder Distanzunterricht, kein Wechselunterricht, aber die Abschlussklassen dürfen kommen ... Was, wann, wie – und wo, ja wo steht einer Schulleiterin, einem Schulleiter eigentlich der Kopf, während neue Verordnungen, Anweisungen und Änderungen in hoher Frequenz auf Schulen und damit auch Kollegium, Eltern und Kinder einprasseln?

Am Donnerstagabend geht die Nachricht, dass am folgenden Montag (Schulbeginn) doch noch einmal alles anders wird, hinaus ins Land und dringt auch in Rektorenwohnungen vor. Das heißt, es wird nicht alles anders, sondern so, wie es schon vorher einmal war: Die Türen der Bildungseinrichtungen bleiben für Schülerinnen und Schüler geschlossen, Distanzunterricht ist angesagt. Dieses Mal für mindestens eine Woche. Nur die Abschlussklassen dürfen die Schule besuchen.

Schritt zurück durchgespielt

„Der offizielle Erlass kam – halten Sie sich fest – um 19.54 Uhr“, sagt Ralf Bauckhage, Leiter der Gustav-Heinemann-Gesamtschule (GHG) in Alsdorf, auf Nachfrage. Ja, einige Kollegen hätten ihm von ihrem Unmut und Unverständnis geschrieben. „Aber wir haben in den vergangenen zwölf Monaten so viel erlebt, dass ich eigentlich müde bin, mich aufzuregen. Mein erster Gedanke war: War doch klar.“ Er habe mit so einer Nachricht gerechnet und finde die Schließung auch richtig. Die GHG sei darauf vorbereitet.

Zwei Szenarien habe er für einen Schulstart im Kopf gehabt: Einmal, den Unterricht so zu beginnen, wie er vor den Ferien beendet wurde – „das heißt im Wechselunterricht mit allen außer den Abschlussklassen“. Auf der anderen Seite habe man aber auch den Schritt zurück gedanklich bereits durchgespielt. „Dass die Abschlussklassen kommen werden, war relativ klar“ – wegen der bevorstehenden Prüfungen.

Späte Nachricht erwartet

Anders als in den Monaten zuvor habe sich die Schulleiter-Ebene am GHG erst am Freitag zusammengefunden, weil zu vermuten gewesen war, dass es vorher keine Nachricht geben würde. „Wir fahren nun Distanzunterricht von Jahrgangsstufe 5 bis 9, so, wie wir es vor der Schulöffnung gemacht haben.“ Ebenso Klasse 11 (Einführungsphase).

Die Klassenstufen 10, 12 und 13 werden die GHG auch physisch besuchen. Informationen darüber, wie genau das ab kommendem Montag vonstatten gehen soll, würden noch am Freitag verteilt: Bis zum frühen Nachmittag sollten die Infos auf der Homepage veröffentlicht, etwa eine Stunde später alle Eltern noch einmal über die Klassenlehrer informiert werden. Wie es nach der kommenden Woche weitergeht, ist unklar, Bauckhage glaubt aber nicht an eine unmittelbare Rückkehr zum Präsenzunterricht. „Wenn die Infektionslage weiter bleibt, wie sie ist, werden wir geschlossen bleiben. Mildert sie sich ab, kann ich mir vorstellen, dass wir frühestens in zwei Wochen wieder öffnen.“

Und dann sind da noch die Coronatests für alle. „Wenn wir zweimal in der Woche gesicherte Tests durchführen wollen, dann bedeutet das für eine Schule unserer Größe einen enormen logistischen Aufwand. Das muss gut vorbereitet sein.“ Die Tests müsste man dann allerdings auch vor Ort haben. „Und die habe ich bislang nicht“, sagt Bauckhage.

Positiver Nebeneffekt

Für Montag seien aus den Beständen von vor den Ferien noch welche da. Es handele sich dabei aber nicht um jene Tests, die künftig verwendet werden sollen. Auch die Vorbereitung des Kollegiums dauere mindestens eine Woche. Insofern komme der Ein-Wochen-Lockdown gelegen.

Was die Testungen betrifft, die nun verpflichtend an den Schulen gemacht werden sollen, gibt es für Barbara Onkels, Leiterin der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Kohlscheid, überhaupt noch etliche Fragezeichen. „Wir sind Lehrkräfte, wir sind kein medizinisches Personal.“ Die neuen Tests, die geliefert werden sollen, seien so beschaffen, dass eine Lehrerin oder ein Lehrer – nur durch FFP2-Maske geschützt – durch die Reihen laufen müsse, während man in den Schnelltestzentren Personal im Vollschutzanzug mit Maske und Visier gegenübertrete.

„Aus meiner Sicht wäre viel sinnvoller, wenn die Schülerinnen und Schüler morgens getestet in die Schule kommen.“ Über die Risiken, die damit verbunden seien – dass sich etwa nicht jeder auch wirklich teste oder ein positives Ergebnis verschwiegen werde – sei sie sich im Klaren. Zum Schutz der Lehrkräfte halte sie diese Lösung aber für sinnvoller.

Ungeklärt sei auch noch, wie mit Schülerinnen und Schülern umzugehen ist, die sich nicht testen wollen – vor den Osterferien seien das etwa 30 Prozent der Oberstufe gewesen –, die aber Abiturklausuren zu schreiben haben. Wie wird in der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule verfahren? „Ich habe jetzt beschlossen: Klassenarbeiten gehen vor, die müssen trotz allem irgendwie, vielleicht in einem seperaten Raum, geschrieben werden.“

Auch das Hin und Her in Sachen Öffnung und Schließung der Schulen ist Onkels ein Rätsel. „Ich habe ehrlich gesagt nicht verstanden, warum man zwei Wochen vor den Osterferien von einem bei uns gut funktionierenden Distanzunterricht wieder alles umstellen musste für 14 Tage, um in meinen Augen absehbar das Rad nach den Ferien wieder zurückzudrehen.“

Die Entscheidung vom vergangenen Donnerstagabend bedeute für die Schule einen erhöhten Organisationsaufwand, „wobei wir besprochen haben, nun den Plan vom 22. Februar wieder aufleben zu lassen“ – mit der kleinen Einschränkung, dass dieses Mal mehr Personal aus gesundheitlichen Gründen keinen Präsenzunterricht übernehmen könne. „Ich habe viele Kolleginnen und Kollegen gesprochen, die können diesen Zickzack-Kurs, dieses dauernde Hin und Her, gut funktionierende Systeme umstellen zu müssen, nicht nachvollziehen. Wir fühlen uns wirklich wie Versuchskaninchen.“

Zwei Wochen, eher vier

Von einer Weltpremiere in Alsdorf spricht Martin Wüller, Leiter des städtischen Dalton-Gymnasiums, und meint die Online-Schulkonferenz an einem Feriendonnerstag. „Die Corona-Schutzverordnung und Corona-Betreuungsverordnung waren terminiert bis zum 11. April, also konnte man davon ausgehen, dass die Neuigkeiten wieder kurz vor knapp kommen.“

Die Klassenstufen 11 und 12 werden weiterhin ins Gymnasium einbestellt, der Rest bleibt zu Hause und wird fernunterrichtet. „Mich würde es nicht wundern, wenn wir dieses Schuljahr beenden, wie schon das letzte.“ Sein Tipp, wie lange der Schul-Lockdown nun erst einmal anhalten wird: „Zwei Wochen mindestens, eher vier.“