Abriss der Haarbachtalbrücke : Würselener Rat verabschiedet Forderungskatalog in Sachen A544
Würselen Die Stadt Würselen will die Folgen der bevorstehenden Autobahnsperrung so gering wie möglich halten. Ein „Gipfel“ mit Vertretern aus Politik und Verwaltung aus der Städteregion soll zeitnah einberufen werden. Breite Einigkeit zeigte der Stadtrat vor seiner Entscheidung jedoch nicht.
Der Würselener Stadtrat hat mit breiter, wenngleich nicht einstimmiger Mehrheit den Forderungskatalog der Stadt in Sachen Abriss der Haarbachtalbrücke auf den Weg gebracht. Bekanntlich sorgt die einhergehende, fast zweijährige Sperrung der Autobahn 544 bereits seit Monaten für beträchtliche Unruhe in weiten Teilen der Städteregion. Und zu den besonders stark betroffenen Kommunen wird aller Voraussicht nach Würselen zählen.
Auf Initiative von Bürgermeister Roger Nießen (CDU) wurde daraufhin besagter Forderungskatalog aufgestellt, der nunmehr an die Autobahn GmbH gehen wird, er umfasst neun Punkte. Unter anderem soll geprüft werden, ob die Bauarbeiten nicht verkürzt werden könnten, indem an der A544 im 24-Stunden-Betrieb gearbeitet wird. Daneben halten die Würselener es für möglich, die Brücke erheblich schneller als binnen sechs Monaten abzureißen. Auch die Hoffnung auf ein Ersatzbrückenbauwerk war zu dem Zeitpunkt, zu dem der Forderungskatalog aufgestellt wurde, noch nicht aufgegeben worden. Das allerdings ist mittlerweile hinfällig, das Bundesverkehrsministerium hat eine Ersatzbrücke zwischenzeitlich definitiv ausgeschlossen.
Mit Ausnahme der FDP, die auf drei Stimmen kommt, stimmte der gesamte Stadtrat dem Forderungskatalog in seiner Sondersitzung diese Woche zu. Doch die Würselener Politik wäre nicht die Würselener Politik, wenn sie nicht dennoch ausgiebig und in Teilen bedenklich nahe an der Gürtellinie über das Thema debattiert hätte, bei dem es eben nur scheinbar nichts zu debattieren gibt. Zu Beginn der Diskussion im Stadtrat sah es sogar ganz so aus, als würde die Abstimmung zu einer ziemlich knappen Angelegenheit werden. Denn neben der FDP wollten auch die SPD und die Partei zunächst ihre Zustimmung verweigern.
Christoph Küppers (SPD) störte sich an mehreren inhaltlichen Punkten des Katalogs, jedoch insbesondere daran, dass das Thema ganz falsch angegangen worden sei, nämlich in Form eines Alleingangs der Stadt Würselen. Er hätte sich gewünscht, dass man mit den anderen Verwaltungsspitzen und Ratsleuten aus der Städteregion zusammengearbeitet hätte, und nicht nur das: „Da ist der Verkehrsminister dringend einzubeziehen, wir müssen die Landtagsabgeordneten und die Bundestagsabgeordneten dabei haben. Dann werden unsere Forderungen ernst genommen, dann haben sie Durchschlagskraft.“ „Das war so interessant bis lächerlich, dass ich schon fast fasziniert bin“, quittierte Michael Jochmann (Grüne) die Ausführungen. Der Katalog sei „zutiefst sinnvoll“ und im Übrigen auch bei der Städteregion und in den benachbarten Kommunen gut angekommen. „Hat Ihr Tamtam überhaupt irgendeine Grundlage?“
Auch von Hans Carduck (FDP) bezog Bürgermeister Nießen Prügel. Der Aktionsplan sei „fadenscheinig“ und „purer Aktionismus“. „Das Thema ist bei Ihnen in der Verwaltung zunächst kleingekocht worden.“ Nießen verwahrte sich erkennbar angefasst gegen die Anwürfe. Auch die Verwaltung habe von der Sperrung der A544 aus der Presse erfahren, es sei daher keinesfalls richtig, dass man früher hätte handeln können.
Andere Ratsmitglieder zeigten sich entsetzt, dass der Stadtrat bei dem für die Stadt so wichtigen Thema anscheinend auf keinen gemeinsamen Nenner kommen würde. „Wir haben doch hier die Chance, etwas voranzubringen, und stattdessen wird es zerpflückt“, ärgerte sich Peter Havers (fraktionslos). „Ich glaube, unsere Verwaltung und an ihrer Spitze unser Bürgermeister haben in den vergangenen Wochen einen sehr guten Job gemacht. Ich bitte alle darum, einen gemeinsamen Beschluss zu fassen und die persönlichen Befindlichkeiten rauszuhalten.“
Es war Marietheres Mimberg (Grüne), die schließlich erfolgreich als Diplomatin in Erscheinung trat und der Diskussion die Wende brachte. Ihr Vorschlag bestand darin, die einzelnen Punkte des Forderungskatalogs ausdrücklich als Diskussionsgrundlage „für einen sehr zeitnah einzuberufenden Gipfel“ zu deklarieren. Roger Nießen zeigte sich zuversichtlich, einen solchen Gipfel zeitnah in die Wege leiten zu können. Und so lenkten die Kritiker – abgesehen von der FDP – schließlich ein und erteilten dem Forderungskatalog doch noch ihre Zustimmung.
Der Tagesordnungspunkt sorgte nicht nur für das beschriebene Geplänkel der Würselener Stadtverordneten untereinander, sondern bot auch Raum für deutliche Kritik an der Autobahn GmbH und den verantwortlichen Ministerien. Schließlich war der marode Zustand des Bauwerks dort seit vielen Jahren bekannt, der nunmehr entstandene Zeitdruck wäre also durch früheres Handeln zu vermeiden gewesen. „Wir sind hier in Würselen wie irgendein Anhängsel als letztes informiert worden“, schimpfte Michael Jochmann. „Es kann sein, dass die Brücke schon ab dem 17. April plötzlich gesperrt ist. Die Verantwortlichen haben es wirklich versaut, es ist ein Desaster.“