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Würselen: Trainerin Silvia Kapfhammer macht nach 40 Jahren Schluss

Silvia Kapfhammer im Interview : Trainerin macht nach 40 Jahren Schluss

Nach 40 Jahren stellt Silvia Kapfhammer ihr Amt als Trainerin der Turngemeinde Bardenberg zur Verfügung. Sie möchte es in jüngere Hände. Markus Roß blickt im Gespräch mit Silvia Kapfhammer auf ihre Jahre als Trainerin zurück.

Frau Kapfhammer, Sie geben jetzt Ihr Amt als Trainerin in der Turngemeinde Bardenberg 1892 e.V. nach 40 Jahren auf. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Silvia Kapfhammer: Ich bin im letzten Sommer auf unserer Jahreshauptversammlung für 40-jährige Mitgliedschaft in der TG Bardenberg geehrt worden. Es waren aber nicht nur 40 Jahre Mitgliedschaft, sondern auch 40 Jahre Ehrenamt, erst als Jugendleiterin und ein Jahr später, mit 18 Jahren, habe ich meinen Übungsleiterschein absolviert und bin seitdem als Trainerin hier tätig. Als die Einladung zur Ehrung bei mir ankam, habe ich darüber nachgedacht. Meine Entscheidung ist auch deswegen gereift, weil zwei meiner Turnerinnen schon vor langer Zeit zu mir gesagt haben: „Silvia, wir wollen dich einmal beerben“. Nun sind die beiden 18 Jahre und haben jetzt den Übungsleiterschein gemacht. Ebenso unsere Tochter Julia, die schon seit einigen Jahren bei den Trainingsstunden geholfen hat. Da ich nun drei ganz tolle Nachfolgerinnen habe weiß ich, dass ich ruhigen Gewissens mein Amt abgeben kann.

In den 40 Jahren in einem Verein haben Sie sicherlich viel erlebt. Was waren die einschneidenden Erlebnisse?

Silvia Kapfhammer: Oh, da gibt es sehr viele. Anfangs hatten wir in den Sommermonaten immer einige sehr große Turnfeste in der Region und auch im angrenzenden Ausland, Niederlande und Belgien. Da fuhren alle Turner und Turnerinnen mit Eltern oft in einem Reisebus für einen ganzen Tag zum gastgebenden Verein. Das waren seinerzeit Highlights. Oder auch unsere Jubiläumsfeiern mit Festzelt, Umzug durch den Ort und allem was dazu gehört. Das wäre heute so nicht mehr möglich, da auch wir damit zu kämpfen haben Leute zu gewinnen, die bereit sind, mit anzupacken.

Zu den schönen Erlebnissen gehören auch immer die Begegnungen mit den Kindern der TGB. Wenn ich in die Turnhalle komme und oft stürmisch von den Kindern begrüßt werde, da geht einem das Herz auf. Die vielen kleinen Geschenke zwischendurch, gemalte Bilder, selbstgemachte Armbänder oder auch mal ein Stein, der auf dem Weg zur Halle gefunden wurde. Die Mädels meiner Geräteturngruppe, die sich immer tolle Sachen einfallen lassen, um sich, z.B. nach einem Wettkampf bei mir zu bedanken. Kinder von Flüchtlingsfamilien, die sich beim Turnen so toll integriert haben. Die vielen kleinen Gesten, ich glaube fast, das wird mir fehlen. Mittlerweile kommen ja Mütter mit ihren Kindern zu unserem Training, die früher selbst als kleine Mädchen bei mir geturnt haben. Das finde ich auch immer besonders schön.

Natürlich gibt es auch nicht so schöne Erlebnisse. Erst starb unser 1. Vorsitzende ganz plötzlich und wir mussten alle überlegen, wie es weitergehen kann. Dann hat der nachgerückte 1. Vorsitzende kurz vor unserem 100-jährigen Jubiläum mitten in der Vorbereitungszeit sein Amt niedergelegt. Das war für uns alle ein Schock. Doch wir haben mit vereinten Kräften dieses Fest hervorragend gemeistert. Die Vorstandsarbeit in der TGB war meistens auch sehr harmonisch. Da sind Freundschaften entstanden und auch dadurch haben wir vieles in Bewegung setzen können und auch einige Hürden geschafft. Also ich muss rückblickend sagen, dass die positiven Erlebnisse und Ereignisse überwiegen und das ist gut so.

Wie sehen Sie die Entwicklung in der Turngemeinde Bardenberg?

Silvia Kapfhammer: Die Entwicklung sehe ich ein wenig mit gemischten Gefühlen. Die Freizeitgestaltung in den Familien hat sich schon sehr verändert. Leider erfahren wir immer öfter, dass die Angebote, z.B. Familienausflüge, Wanderungen, usw. nicht angenommen werden. Da kommt das Gefühl auf, dass die Mitglieder, oder die Familien, nur das Trainingsangebot nutzen möchten und ansonsten kein Interesse an weiteren Angeboten haben, die dann zum Teil an Wochenenden stattfinden. Das ist echt schade. Gerade solche Veranstaltungen außerhalb der Turnhalle sind von großer Wichtigkeit für das Wir-Gefühl und das Kennenlernen.

Die Mitgliederzahlen der TGB sind in den letzten Jahren gestiegen. Da braucht der Verein sich – denke ich – keine Sorgen zu machen. Bardenberg ist ein Zuzugsgebiet mit vielen jungen Familien. Aber auch unsere älteren, treuen Mitglieder, die Woche für Woche an den Gymnastikstunden oder beim Badminton teilnehmen, sind für den Verein sehr wichtig. Halten sie doch oft seit vielen Jahren der TGB die Treue.

Werden Sie Ihr Amt als Trainerin nicht vermissen?

Silvia Kapfhammer: Das wird sich zeigen. Ich werde die Übungsarbeit mit den Kids, besonders meine Geräteturngruppe, bestimmt ein wenig vermissen. Jedoch freue ich mich auch auf meine dann gewonnene Freizeit. Schließlich war ich seit 40 Jahren zwei- bis drei Mal die Woche nachmittags in der Turnhalle. Da musste auch meine Familie immer mitspielen, sonst hätte das nicht funktioniert. Meine drei Kinder sind praktisch in der Turnhalle aufgewachsen, die mussten immer mit und sind auch alle drei Turnerinnen und Mitglieder der TGB.

Und mein Mann ist der 1. Vorsitzende, der hatte auch Verständnis dafür. Aber, neben Job und Familie, ein Ehrenamt im Turnen als Trainerin in der TGB zu übernehmen, stand für mich nie außerfrage. Ich habe das immer mit Herzblut gemacht. Nun freue ich mich, dass ich das Amt in die Hände von drei kompetenten, jungen Turnerinnen geben kann. Natürlich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Der TG Bardenberg bleibe ich als Mitglied weiterhin erhalten. Ich werde dann, um mich weiterhin sportlich zu betätigen, die Gymnastikgruppe besuchen. Dann habe ich ja Zeit dafür.

(ro)