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Fördergeld gegen Leerstand: Stadt Würselen vermietet Ladenlokale günstig weiter

Fördergeld gegen Leerstand : Stadt Würselen vermietet Ladenlokale günstig weiter

Das ehemalige Ladenlokal von „Stefan Herrenmode“ an der Kaiserstraße ist wieder vermietet. Und zwar von der Stadt. Mehr sollen folgen. Wie funktioniert das?

Es zieht immer mehr Donut-Länden in die Innenstädte, wie jetzt mit dem „Stickz n’ Dipz“ an der Kaiserstraße in Würselen. Das Besondere daran ist: Dieser Shop ist Auftakt einer mittel- bis längerfristigen Strategie der Stadt. Nicht, weil Donut-Läden populärer werden, sondern weil das Lokal zuvor leer gestanden hat und die Stadt es mithilfe von Fördergeldern wieder beleben kann.

Dem „Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren“ von Bund und Land liegt folgende Formel zugrunde: Die Stadt mietet Leerstände an, zahlt aber nur 70 Prozent der letzten Miete – das bedeutet, kooperative Eigentümer zu finden, die bereit sind, auf Einnahmen zu verzichten. Anschließend geht die Stadt auf die Suche nach neuen Mietern, die aber wiederum nur 20 Prozent der letzten Miete des Vormieters zahlen. Die Differenz gleicht das Fördergeld aus. Konkret: Hat ein Vormieter 1000 Euro gezahlt, muss die Stadt nur 700 Euro berappen, der Nachmieter wiederum nur 200 zahlen, die 500 Euro Differenz übernimmt das Land. Das gilt aber nur für Lokale mit bis zu 300 Quadratmetern Fläche, für die Dauer von zwei Jahren und den Bereich Kaiserstraße und Markt.

Knapp 90.000 Euro Budget hat die Stadt über das Programm zur Verfügung; die Zusage kam im August. Vorher war „Stefan Herrenmode“ an der Kaiserstraße 43 ansässig, seit dem 15. November führt dort die 22-jährige Alsdorferin Morsal Fazel ihren Donut- und Käsekuchen-Laden.

Gesucht: Kleingewerbe und Zusammenschlüsse

Die Stadtentwicklung Würselen GmbH und das zentrale Fördermanagement der Stadt möchten mit dem Förderprogramm neue Mieter für zunächst vier leerstehende Objekte finden. „Die Innenstadt soll Einkaufsstadt bleiben und eine sehr gute Alternative zu den großen Zentren oder dem Online-Handel sein“, betont Bürgermeister Roger Nießen (CDU) in dem Zusammenhang. Geringe Mieten sind das Argument Nummer eins für junge Unternehmer, mit frischen Konzepten – aber wenig Kapital – einen Laden im Zentrum zu eröffnen. Mit dem Förderprogramm erhoffe sich die Stadt „einen Aufschwung im stationären, kleinteiligen Einzelhandel und damit verbunden die Stabilisierung der Innenstadt“. Zielgruppe seien nicht ausschließlich Einzelpersonen mit Kleingewerbe, sondern ebenso Gewerbe-Zusammenschlüsse. „Angesprochen werden auch Studenten, die ihr berufliches Lebensziel verwirklichen wollen“, heißt es in einer Mitteilung.

Insgesamt stellten Bund und Land den Kommunen zunächst 70 Millionen Euro zur Verfügung. Unter anderem wegen der hohen Nachfrage und der anhaltenden Corona-Pandemie wurde das Programm um weitere 30 Millionen Euro aufgestockt. Die Stadt Alsdorf macht bislang jedoch keinen Gebrauch von dem Programm, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Ebenso die Stadt Baesweiler. Die Technische Dezernentin Iris Tomczak-Pestel sagt auf Anfrage, die Rahmenbedingungen passten nicht zu Baesweiler. „Das Förderprogramm ist für Kommunen mit einer höheren Konzentration an Leerständen im Zentrum“, sagt sie. „Wir haben aber einzelne Leerstände zum Beispiel an der Kückstraße oder an der Hauptstraße in Setterich.“ Die Stadt sei ohnehin in Gesprächen mit den Eigentümern von leeren Ladenlokalen oder nutze andere Fördertöpfe wie zum Beispiel das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK). „Und wenn es noch ein passendes Förderprogramm gibt, werden wir auf jeden Fall zuschlagen“, betont Tomczak-Pestel.

Gleiche Probleme, im Detail aber anders

Das aufwendige Integrierte Handlungskonzept, das auch als sogenannter städtebaulicher Masterplan geläufig ist, ist auch in Herzogenrath der Grund, warum die Stadt das oben angesprochene Förderprogramm nicht nutzt. So sagt der Technische Beigeordnete Franz-Josef Türck-Hövener: „Kommunen haben alle das gleiche Problem, aber im Detail sind sie unterschiedlich. Alle Maßnahmen haben ihre Rechtfertigung, aber jede Kommune guckt dann, wie sie für sich Schwerpunkte setzt.“ In Herzogenrath heißt das, mit mehreren Programmen die Innenstadt an sich aufzuwerten und für eine „Attraktivitätssteigerung“ zu sorgen.