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Sperrung der A544: Stadt Würselen hat neun Forderungen an die Autobahn GmbH

Sperrung der A544 : Stadt Würselen hat neun Forderungen an die Autobahn GmbH

Die Stadt Würselen appelliert vor der A544-Sperrung an die Autobahn GmbH: „Vergessen Sie uns nicht“. Die Verwaltung hat das Gefühl, dass die Sorgen nicht ernst genommen werden.

Kurz nach einer politischen Sondersitzung am 7. März zur bevorstehenden A544-Sperrung veröffentlichte Bürgermeister Roger Nießen auf Instagram ein Video. Er kündigte an, ziemlich zügig einen Forderungskatalog aufzustellen, den die Stadt nach Abstimmung mit der Lokalpolitik der Autobahn GmbH vorlegen wird.

Denn obwohl die Autobahnexperten Athanasios Mpasios und Klaus Erdorf im Ratssaal für ihre transparente Präsentation zur Genese der anstehenden Sperrung der A544 sowie deren Folgen Lob erhalten haben, hinterließen sie auch Zweifel bei denen, die zugehört haben. Es blieb die Sorge, Würselen würde unter den neuen Verkehrsströmen mehr leiden als bislang prognostiziert wird. Und es blieb das Gefühl, die Verantwortlichen würden diese Sorge vernachlässigen.

Der Forderungskatalog ist jetzt öffentlich. Schon das Ende des Vorworts macht deutlich, wie ernst es der Stadt Würselen ist: „Diese Sitzung bestätigte den Eindruck, dass die Maßnahme und deren Vorbereitung Optimierungspotenziale offenbart.“ Es folgen neun Appelle.

1. Ausweitung der Baustellenzeit

Die Stadt Würselen fordert sofern möglich einen 24-Stunden- beziehungsweise Drei-Schicht-Betrieb auf der Baustelle an der Haarbachtalbrücke. Dadurch sollen Dauer und Effekte der Maßnahme erheblich verkürzt werden.

2. Beschleunigter Brückenabbruch

Die mit sechs Monaten kalkulierte Abbruchzeit der Haarbachtalbrücke kommt der Stadt Würselen zu lang vor. Dieser Schritt mache „mithin einen nicht unerheblichen zeitlichen Anteil an der Gesamtmaßnahme aus“. Die Planung solle die Autobahn GmbH in Abstimmung mit der Stadt Aachen hinterfragt werden.

3. Kommunikationswege einhalten

Die Autobahn GmbH hatte mit den Städten Aachen und Würselen, der Städteregion Aachen und der Aseag Arbeitsgruppen gebildet mit dem Zweck, sich schnellstmöglich über sämtliche Vorgange bezüglich der Großbaustelle zu informieren und abzusprechen. Das bewertet die Stadt Würselen grundsätzlich positiv.

Im Rathaus fühlte man sich jedoch Ende Februar gewaltig vor den Kopf gestoßen. Denn dass die Autobahn GmbH anders als ursprünglich verlautbart nun doch über eine Öffnung der A544-Abfahrt Würselen nachdenkt, haben Bürgermeister & Co. nach eigener Darstellung in dem Forderungskatalog erst über die Zeitung erfahren. Zuvor stand die Autobahn GmbH der Aachener Politik und Verwaltung Rede und Antwort, worüber wir ausführlich berichtet hatten.

4. Öffnung der Anschlussstelle

Die Öffnung der A544-Anschlussstelle Würselen ist eine wesentliche Forderung von Verwaltung, Politik und Wirtschaft. Eine geschlossene Abfahrt würde bedeuten, dass sich der Pkw- und Schwerlastverkehr andere Wege Richtung Aachen, Gewerbegebiet Aachener Kreuz und Würselen-Zentrum suchen müsste. Zum Beispiel über Broichweiden. Gegen eine Öffnung spricht laut Autobahn GmbH die Gefahr von Rückstaus in das Aachener Kreuz hinein. Rückstaus erhöhen das Unfallrisiko auf der A4. Weitergehende Untersuchungen sollen bald abschließende Erkenntnisse bringen.

„Eine momentane Abwägung führt dazu, dass die Vorteile einer Öffnung der Anschlussstelle den Nachteilen überwiegen. Insbesondere dürfte eine Öffnung in der Konsequenz eine erhebliche Entlastung der L136 und B57 bedeuten“, hält die Stadt Würselen fest, ohne aber die Rückstaugefahr vernachlässigen zu wollen.

5. Lkw-Durchfahrtsverbot auf L136

Wie in der vergangenen Woche berichtet, leitet die Stadt Würselen alle nötigen Schritte ein, um während der A544-Sperrung den Lkw-Ausweichverkehr von der A44 kommend über Broichweiden zu verhindern. Zwar hat die Autobahn GmbH nicht über ein Lkw-Durchfahrtsverbot auf einer Landesstraße zu entscheiden oder mitzubestimmen, doch bittet die Stadt bei ihrem Vorhaben um „Unterstützung“, da es im Zusammenhang mit der Autobahnsperrung steht.

6. Unterlagen bereitstellen

Mittlerweile haben Aachener Unternehmer und Wissenschaftler Druck beim NRW-Verkehrsministerium gemacht. Ihnen schwebt ein in beide Fahrtrichtungen einspuriger Umleitungswall parallel zur A544-Brücke durchs Haarbachtal vor. Mit dieser Variante würde Aachen die wichtige Zu- und Ausfahrt für täglich mehr als 50.000 Fahrzeugen nicht genommen. Damit diese Vision aber überhaupt erst in Betracht gezogen werden könnte, müsste den Wissenschaftlern das für Sperrung und Abbruch relevante Brückengutachten zur Verfügung gestellt werden.

„Im Sinne einer transparenten Informationspolitik sollte eine Herausgabe der für die Vollsperrung maßgeblichen Brückengutachten sowie der Genehmigungsunterlagen für das zunächst geplante Ersatzbrückenbauwerk sicherlich unproblematisch sein“, hält die Stadt fest.

7. Experten-„Unterbeauftragung“

Die Autobahn GmbH lässt sämtliche Verkehrsprognosen von einem externen Büro erstellen. Daraus entstehen zum Beispiel Maßnahmen, wie sich der zu verändernde Verkehr am besten lenken lässt, etwa durch angepasste Ampelschaltungen. Der Autobahn GmbH zur Folge werden 20 Ampeln im Umfeld der A544 analysiert. „Die Stadt Würselen würde gerne das gleiche Büro ,unterbeauftragen‘, um eigene Fragestellungen prüfen zu lassen/zu können“, ist in dem Forderungskatalog zu lesen. „Hierzu bedarf es aber der Zustimmung der Autobahn GmbH.“

8. Mehr Knotenpunkte überprüfen

Von besagten zu untersuchenden 20 Ampeln, die im Umfeld der A544 Knotenpunkte bilden, liegen nur zwei auf Würselener Stadtgebiet. Einmal die Kreuzung Verlautenheidener-/Haupt-/ Oppener Straße und einmal der Bereich Eschweiler Straße/Anschlussstelle A44 Broichweiden. Der Stadt Würselen gehen die Untersuchungen nicht weit genug und deshalb will sie Erkenntnisse über elf zusätzliche Ampel-Knotenpunkte erlangen. Fünf davon sind die Kreuzungen entlang der B57; vier liegen auf der Hauptstraße durch Broichweiden; zwei auf dem Willy-Brandt-Ring.

9. Würselen „erstnehmen“

Die letzte Forderung steht mahnend wie flehend über allen anderen: „Wir sind keine Metropole oder Großstadt. Unsere Lobby ist sicherlich kleiner als die anderer Kommunen. Allerdings trifft uns die Maßnahme mit voller Wucht. [...] Wir fordern Sie deswegen auf: Vergessen Sie [...] unsere Unternehmen und unserer Bürgerinnen und Bürger nicht bei den noch zu treffenden Entscheidungsprozessen.“