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Columbarium St. Marien: Ein Kirchengebäude im Wandel der Zeit

Columbarium St. Marien : Ein Kirchengebäude im Wandel der Zeit

Was passiert mit Gotteshäusern, die entwidmet worden sind? In Scherberg gibt es ein Beispiel: die Umwandlung in ein Columbarium.

Das Columbarium St. Marien in Scherberg besteht seit gut anderthalb Jahren. Nach der Entwidmung der Pfarrkirche an der Marienstraße am 30. Dezember 2017 und umfangreichen Baumaßnahmen folgte am 13. Juni 2020 die feierliche Einsegnung durch Regionalvikar Domkapitular Hannokarl Weißhaupt.

Die Pfarrei investierte, unterstützt durch Zuschüsse des Bistums, rund 1,6 Millionen Euro in den barrierefreien Ausbau. Finale Bauphase und Eröffnung dieses ersten Columbariums im Nordkreis fielen zusammen mit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie. Pfarrer Rainer Gattys, Leiter der Pfarrei St. Sebastian: „Corona hat weiterhin erhebliche Auswirkungen auf die Steigerung des Bekanntheitsgrades.“

Infoveranstaltungen und Begegnungen konnten nur selten stattfinden, so dass die Ruhestätte im Herzen des alten Dorfkerns noch nicht so angenommen wird wie erhofft. Gattys: „Ohne Pandemie wäre die Anzahl der Anwartschaften wohl doppelt so hoch.“ Ab Januar möchte man vermehrt Führungen anbieten.

Ursprünglich sollten auch regelmäßig dienstags Abendgottesdienste gefeiert werden, um der Verstorbenen der Pfarrei zu gedenken, was ebenfalls bald wieder aufgenommen werden soll. Das Columbarium soll ein Ort werden, „in dem zahlreiche Aktivitäten der Trauerarbeit stattfinden“, so Gattys.

Geschäftsführerin Irene Bergrath und der ehemalige Leiter des Kulturarchivs, Heinz Josef Küppers, vor Exponaten der derzeitigen Ausstellung.
Geschäftsführerin Irene Bergrath und der ehemalige Leiter des Kulturarchivs, Heinz Josef Küppers, vor Exponaten der derzeitigen Ausstellung. Foto: Markus Roß/markus Roß

Bisherige Besucher zeigten sich beeindruckt von der Atmosphäre des überdachten Friedhofs. Die Anlage biete Hinterbliebenen „einen guten Rahmen, um würdig Abschied nehmen zu können“, so Gattys. Der Ablauf einer Beerdigung sei „unheimlich persönlich und auf eine ganz besonders ergreifende Art schön. In die Verabschiedungsliturgie können viele persönliche Akzente miteinfließen.“ Der Raum lade auch sonst zum Verweilen und Totengedenken ein. Gattys: „Er steht allen offen, die keine Vorbehalte gegen die christliche Prägung des Friedhofes haben und die Würde des Ortes achten“. Und: „Das Kreuz steht immer da, das ist der Hausherr!“

Das Columbarium hält 2000 Grabstätten mit einer Nutzungszeit von 20 Jahren bereit, hinzu kommen rund 1000 Grabstätten auf der Empore. „Die Urnengräber im oberen Bereich sind bewusst so konzipiert, dass hier auch anonyme bzw. besonders preisgünstige Bestattungen möglich sind“, informiert Gattys.

Besonders gerne angenommen würden Grabstätten „auf Augenhöhe“. Gattys betont, dass die Namen der Verstorbenen, Geburtstag und Todestag auf einer Edelmetallplatte in einheitlicher Schrift eingraviert würden. Die Buchstaben seien gut sichtbar, so dass auch weiter oben liegende Grabstätten gut erkennbar seien. In Planung ist überdies ein „Eternum“, ein Friedhof, auf dem die Urnen nach Ablauf der Liegezeit für die Ewigkeit beigesetzt werden. Noch bis zum 10. Dezember ist im Columbarium an der Marienstraße unter dem Titel „Ein Gebäude im Wandel der Zeit“ eine Ausstellung zu sehen. „Wir nehmen die Besucher mit auf eine Zeitreise“, sagt Geschäftsführerin Irene Bergrath. Pandemiebedingt hatte man auf eine feierliche Eröffnung verzichten müssen.

Geschichte des Gebäudes

Die Besucher der Präsentation, die in enger Kooperation mit dem Kulturarchiv der Stadt und der Geschichtswerkstatt Würselen entstand, finden ausführliche Informationen über die bauhistorische Entwicklung der ehemaligen Kirche, deren Grundsteinlegung 1925 und Konsekration am 10. September 1926 erfolgte.

Eindrucksvoll dargestellt sind die Schäden durch den Zweiten Weltkrieg, dazu die Veränderungen des Gebäudes im Laufe der Jahre. Schließlich gibt es Antworten auf die Frage, warum es zur Nutzungsänderung kam.

Bergrath: „Wir zeigen, wie ein ausgedientes Kirchengebäude weiter würdevoll genutzt werden kann und stellen die einzigartige Gestaltung des heutigen Columbariums vor“. Dessen Bekanntheitsgrad die Ausstellung fördern soll: „Ich bekomme oft die Rückmeldung, dass sich mit der Beisetzung im Columbarium ein Kreis schließt.In der Kirche wurden die Besucher oder Angehörige getauft, gingen zur Kommunion und gaben sich das Ja-Wort.“ Nicht vergessen möchte sie die vielen Scherberger, die mit körperlichem Einsatz und finanzieller Unterstützung „für den Bau und die Erhaltung des Gebäudes gekämpft und viel Herzblut investiert haben“. Aus diesen Gründen sei es den Initiatoren wichtig, die Entwicklung des Gebäudes zum Ort des Erinnerns vorzustellen. Bergrath: „Darüber hinaus bieten wir Anregung und Anlass zur Begegnung.“

Worte des Dankes richtet sie besonders an Agnes Zucketto und den ehemaligen Leiter des Kulturarchivs, Heinz Josef Küppers, die eine Vielzahl an Bildern, Texten und Informationen aus der Gründungszeit der Kirche zur Verfügung stellten. Zeitgeschichtliche Dokumente stammen auch aus der Sammlung Simon Schwartz. Wichtige Unterstützung erhielt die Ausstellung vom jetzigen Leiter des Kulturarchivs, Günter Breuer, und dem Vorsitzenden der Geschichtswerkstatt Würselen, Achim Großmann. Zu sehen ist die Ausstellung bis 10. Dezember täglich von 9 bis 18 Uhr, Eintritt frei, es gelten die Corona-Schutzmaßnahmen, unter anderem Maskenpflicht.