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Starkregen im Nordkreis: Wasser dringt auch durchs Dach der Alsdorfer Stadthalle

Starkregen im Nordkreis : Wasser dringt auch durchs Dach der Alsdorfer Stadthalle

Die Feuerwehren hatten jede Menge zu tun ab Dienstagabend. Dabei waren die starkregenbedingten Wassermassen im Nordkreis durchaus unterschiedlich stark verteilt.

Das größte Einsatzaufkommen insgesamt hatte Herzogenraths Wehr zu verzeichnen, wie Sprecher Thomas Hendriks berichtet: 115 Alarmierungen galt es vom späten Dienstagabend bis in die Nacht hinein abzuarbeiten, so dass die Wehr Vollalarm geben musste. 80 Wehrkräfte waren im Wesentlichen mit dem Auspumpen von Kellern sowie der Sicherung von Gefahrenstellen durch hochgespülte Kanaldeckel beschäftigt. Besonders viele Notrufe gingen aus Herzogenrath-Mitte und Merkstein ein.

Massen an Oberflächenwasser schossen auch wieder am neuralgischen Tiefpunkt in Herzogenraths Zentrum über die Kleikstraße. Der Inhaber des Hotels „Zur Brücke“ habe schon selbst mit Pumpen dafür gesorgt, der Wassermassen Herr zu werden, wie die Wehr auf Anfrage berichtet. Die Wurm sei an dieser Stelle nicht über die Ufer getreten.

Von den Starkregenmassen teilweise aufgerissen wurde die Finkenrather Straße in Hofstadt. Geröll und Schlamm wurden schließlich auf die Bahnstrecke gespült und bremsten einen Regionalzug aus. Er musste auf offener Strecke stoppen, 44 Passagiere wurden von der Feuerwehr in Empfang genommen und betreut. Unterspülte Oberleitungen und Strommasten im Umfeld drohten umzukippen und mussten gesichert werden.

Kein Fortkommen mehr für die Bahn, die Passagiere mussten umsteigen.
Kein Fortkommen mehr für die Bahn, die Passagiere mussten umsteigen. Foto: Feuerwehr Herzogenrath

Dem einhergehenden Sturm fiel in Ritzerfeld das Dach der neuen Bühne im Kulturgarten des Soziokulturellen Zentrums Klösterchen zum Opfer, in dem vor wenigen Tagen noch hoffnungsfroh das Veranstaltungsleben wieder an den Start gegangen war. Weiterer Schaden drohte dort noch am Mittwochnachmittag: „Wenn wir die Metalltraversen nicht rechtzeitig fachgerecht abgebaut bekommen“, so Wilfried Hammers, Vorsitzender des Fördervereins für Umwelt, Arbeit und Kultur in der Region Aachen (FAUK), „zerstört der umstürzende Aufbau unter Umständen noch die neue, mit Landesmitteln gebaute Holzbühne.“ Guter Rat ist hier also teuer, vor allem, da das Klösterchen Lockdown-bedingt auf wichtige Einnahmen verzichten musste und nun mehr denn je um sein Überleben kämpft.

Vollalarm auch in Alsdorf

Vollalarm musste auch die Alsdorfer Feuerwehr am Dienstagabend ausgeben: Gegen 17 Uhr kamen die ersten Meldungen über die Aachener Leitstelle, wie Wehrsprecher Andreas Wolf berichtet. Die sich schließlich summierten, so dass die ehemalige örtliche Leitstelle in Alsdorf reaktiviert wurde. Vor allem von der Blumenrather Straße seien Alarmierungen gekommen, so Wolf. Nachdem die Keller ausgepumpt waren, leisteten Mitarbeiter des städtischen Bauhofs Unterstützung bei der Straßenreinigung.

 Zerstört: Der Dachaufbau der neuen Bühne hinter dem Soziokulturellen Zentrum Klösterchen.
Zerstört: Der Dachaufbau der neuen Bühne hinter dem Soziokulturellen Zentrum Klösterchen. Foto: Wilfried Hammers

Massiv betroffen von den Regenmassen war auch die Stadtbibliothek auf der ersten Etage der Stadthalle am Denkmalplatz. Schon am Dienstagmorgen hatten Mitarbeiterinnen bemerkt, dass es von der Decke tropfte. „Das haben wir natürlich sofort gemeldet“, berichtet Büchereileiterin Heike Krämer. Der Dachdecker war für Donnerstag angekündigt.

Doch mit Beginn des Starkregens am Dienstagnachmittag nahm der Wassereintritt duschenartige Ausmaße an. Die alarmierte Feuerwehr und das Technische Hilfswerk waren schnell vor Ort. Zwei jeweils rund 3000 Liter fassende und mit Pumpen versehene Faltbehälter wurden aufgestellt, um das eindringende Wasser aufzufangen.

Womit die Gefahr zunächst gebannt war. Ein Mitarbeiter der Stadthalle habe sicherheitshalber in der Bücherei übernachtet, berichtet Krämer. So halte sich der Schaden in Bezug auf durchnässte Medien in Grenzen. Was den Teppichboden respektive die Bausubstanz angeht, muss er noch eruiert werden. Bürgermeister Alfred Sonders zeigte sich dankbar gegenüber allen Helfern, die durch ihren Einsatz weitere Zerstörungen abgewandt hatten.

 Die Fahrbahn der Finkenrather Straße wurde völlig überspült.
Die Fahrbahn der Finkenrather Straße wurde völlig überspült. Foto: Feuerwehr Herzogenrath

Da die Bücherei aufgrund einer Erneuerung des Bibliothekssystems vom 6. bis 17. Juli für den Publikumsverkehr geschlossen ist, haben die Mitarbeiterinnen am Mittwoch in Windeseile Teile der Kinderbuchabteilung in den vorderen Eingangsbereich umgeräumt. Die jungen Leser sollen sich vor den Sommerferein schließlich noch mit ausreichend Lesestoff ausstatten können. Die beliebte Aktion Ferienschmökerbande indes muss in diesem Jahr abgesagt werden – aus einem ganz anderen Grund, wie Krämer darlegt: Viele der Sponsoren seien durch coronabedingte Einnahmeausfälle in finanzielle Schieflage geraten. Nun hoffen alle auf das kommende Jahr.

Das Würselener Stadtgebiet blieb von den Starkregenfällen am Dienstagabend weitestgehend verschont, wie Wehrsprecher Ralf Jüsgens berichtet. Lediglich in Linden-Neusen habe es drei unwetterbedingte Einsätze gegeben: Gegen 17.30 Uhr wurde die Wehr in die Beethovenstraße und in die Endstraße gerufen. Kräfte der Feuerwache und des Löschzugs Broichweiden entfernten mittels Tauchpumpen und Wassersaugern Wasser in den Kellern. Nach rund 90 Minuten waren die Einsätze beendet. Auch aus Baesweiler gab es keine Unwettereinsätze zu vermelden.