Würselen : Vorentwurf für Gewerbestandort am Flugplatz Merzbrück
Würselen Ein städtebaulich-gestalterisch hochwertiger Gewerbestandort soll in Merzbrück entwickelt werden, der zugleich eine Visitenkarte für die Stadtregion Aachen, aber auch für die Stadt Würselen sein soll.
Es soll ein Anziehungspunkt für qualitätsbewusste flugplatzaffine Gewerbebetriebe in ausgezeichneter verkehrlicher Lage auf der grünen Wiese werden. Gegen die Stimmen der UWG und der Bündnisgrünen segnete der Ausschuss für Stadtentwicklung die vom Aachener Büro BKR erstellten Vorentwurfsunterlagen für die Bebauungspläne (wir berichteten) ab und gab damit grünes Licht für die Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Behörden und Träger öffentlicher Belange.
BKR-Planer Ajo Hinzen sagte, dass künftig bundesweit keine Standorte in dieser Größenordnung mehr entwickelt würden. Zu Ziel und Zweck des Bebauungsplans: „Die verkehrsgünstige Lage im europäischen Straßennetz und die Verknüpfung mit dem Verkehrslandeplatz stellen einen Anzugspunkt für verstärkt überregional und international agierende Betriebe dar.”
Kerosinleitung verlegen
Das bereits ansässige Gewerbe werde von der Aufwertung des bestehenden Standorts ebenso profitieren. Durch die Nähe zum Verkehrslandeplatz vergrößerten sich der räumliche Aktionsradius von Betrieben und damit auch die Absatzmärkte, rechnet er damit, dass auf dem 19 Hektar großen Areal des Bebauungsplans rund 1500 neue Arbeitsplätze entstehen werden. Detailliert erläuterte er das städtebauliche Konzept. Dabei redete er einer „hochwertigen und zukunftsweisenden Gestaltung” das Wort, riet aber auch, „möglichst effizient zu bauen und nicht mit den Flächen zu aasen”.
Nicht unerwähnt ließ er, dass die Kerosinleitung mit ihrem Schutzstreifen, die auf einer Länge von 570 Metern das Gewerbegebiet durchzieht, die städtebauliche Flexibilität noch einschränke. Deshalb seien erste Gespräche mit dem Betreiber geführt worden, die Leitung an die Kreisstraße 34 (Osttangente) zu verlegen. Die Kosten dafür bezifferte Hinzen auf rund 500.000 Euro.
Wenn sie nicht verlegt werde, entstünden Vermarktungsverluste in derselben Größenordnung. Wer die Lösung des Flexibilitätsproblems bezahlen soll, darauf konnte er noch keine Antwort geben.
Verkehrlich angeschlossen werden soll das Gewerbegebiet Merzbrück über einen Kreisel an der Kreisstraße 34 und einen zweiten an der Bundesstraße 264, der - so Hinzen - mit dem Landesbetrieb Straßenbau abgesprochen sei. Ein zweiter Bebauungsplan soll aufgelegt werden, damit sich der ansässige Landhandel nach Norden erweitern kann. Es soll ein eingeschränktes Gewerbegebiet zur Be- und Verarbeitung land- und forstwirtschaftlicher Erzeugnisse sowie deren Sammeln werden.
Die Sprecher aller Fraktionen lobten die von BKR vorgelegten ausgereiften Vorentwürfe für eine künftige Entwicklung. Joseph Bongard (CDU) plädierte dafür, die Euregiobahn vorerst aus der Planung herauszunehmen. Man sollte keine politische Diskussion anheizen, die nicht nötig sei. Damit erklärte sich auch Franz-Josef Hammers (UWG) einverstanden. Dass der Landhandel sich erweitern könne, dagegen hatte SPD-Fraktionsvorsitzender Stephan Mix nichts einzuwenden. Wie schon der Planer sprach er sich für „eingeschränktes Gewerbe” aus. FDP-Fraktionsvorsitzender Hans Carduck begrüßte die Verschwenkung der Landebahn, die von seiner Partei ins Gespräch gebracht worden sei.
Hammers hinterfragte die im nächsten Jahr ins Haus stehenden Planungskosten, die Technischer Beigeordneter Ulrich Wigand mit etwa 70000 Euro bezifferte. Wie die Finanzierung gesichert werden könne, sei mit der Aachener Kreuz Merzbrück GmbH (AKM), mit der der Gewerbestandort nordwestlich und südlich des Verkehrslandeplatzes entwickelt werden soll, zu klären.
Dr. Ansgar Klein (Grüne) warnte, die Euregiobahn aus der Planung herauszunehmen. Auch zweifelte er die finanzielle Machbarkeit des Projekts. Da das Aachener Kreuz noch nicht voll sei, stehe die Stadt nicht unter Zugzwang.
Mit den abgesegneten Entwürfen geht die Stadt ins Beteiligungsverfahren. Dann werden die Pläne überarbeitet und zur weiteren Beschlussfassung in den Ausschuss zurückkehren. Ein Umweltgutachten wird in Auftrag gegeben.