Hochzeiten in Zeiten der Pandemie : Viele blicken auf den 2.2.2022
Nordkreis Heiraten ohne Gäste? Für viele undenkbar. Wie sah es aus in den Trauzimmern der Nordkreisstädte während der Pandemie? Wird jetzt wieder mehr geheiratet?
Die Hochzeit, der vermeintlich schönste Tag im Leben: Aber wie gestaltet sich dieser Tag für die Brautleute in Pandemie-Zeiten? Trauen sich nach dem Ende des Corona-Lockdowns viele Paare wieder, eine richtige Hochzeit zu feiern? Oder ist es ein Hoffen und Bangen, ob und wie gefeiert werden kann? Wir haben uns im Nordkreis bei Menschen erkundigt, die sich (nicht nur) in Krisenzeiten mit dem Thema Heiraten auskennen.
In Alsdorf war die Zahl der Trauungen im Pandemiejahr 2020 rückläufig. Statt den üblichen 250 bis 270 Terminen gab es in dieser Zeit nur 217 Eheschließungen. „Vor allem in der Zeit des ersten Lockdowns haben viele ihre Termine verschoben", erinnert sich der Standesbeamte Michael Wiesner. Nicht selten auf den Zeitraum November, Dezember – und damit unerwartet in die Zeit des zweiten Lockdowns. „Es gab auch dann wieder viele Terminänderungen, mancher hat nun für das kommende Jahr geplant."
Dann rechnen er und seine Kolleginnen mit hoher Nachfrage, der sie mit Zusatzterminen wie beispielsweise am 2.2.2022 nachkommen wollen. Eigentlich wäre an diesem Dienstag keine Trauung vorgesehen, doch aufgrund des besonderen Datums sollen dann bis zu acht Eheschließungen möglich gemacht werden. Die Eheschließungen, die während des Lockdowns ohne Gäste stattfanden, seien schwierig gewesen. „Es war nicht immer leicht, den Brautpaaren diese nötigen Bestimmungen mitzuteilen." Später wurde dann oft bunter geheiratet – mit Maske: Manche Hochzeitsgesellschaft hatte diese besonders gestaltet oder mit Namen der Gäste versehen.
Auch Standesbeamtin Petra Kubitzki erinnert sich an bewegende Monate. „Ich fand die Zeit des totalen Lockdowns sehr traurig. In dieser Zeit durften wir nur das Brautpaar im Trauzimmer zulassen, es waren nicht einmal Gäste erlaubt, die draußen dem Brautpaar gratulieren konnten. Ich habe dann angeboten, wenigstens ein paar Fotos mit dem Handy vom Brautpaar zu machen, sodass sie zumindest eine kleine Erinnerung haben. Aber selbst das war eigentlich nicht zugelassen..."
Mitunter habe es böse Äußerungen gegeben, „dass man schließlich selbst schuld sei, wenn man in einer solchen Zeit heirate. Aber oft steckten besondere Anlässe hinter der Entscheidung für einen Termin, zum Beispiel schwere Krankheiten, komplizierte Schwangerschaften, ein Hauskauf und andere Dinge. Das sollte man nicht unterschätzen und nicht darüber urteilen“, sagt sie weiter.
Besonderheiten, die der Corona-Situation geschuldet wären, konnte Marco Criens – bis auf die Einschränkungen durch die Schutzverordnung – bei seiner Tätigkeit bisher nicht feststellen. Er ist als Standesbeamter ein „Newcomer“, der 42-Jährige hat das Amt im Juni 2021 übernommen. Was ihn freut, ist, dass die Zahl der Eheschließungen trotz Pandemie nicht signifikant zurückgegangen sei, die Leute offenbar nach wie vor gerne heiraten, und dies sowohl im Rathaus wie im Trauzimmer in der Burg.
In diesem Jahr gab es in Baesweiler bisher 71 Eheschließungen. Diese Zahl wurde im Jahr 2018 am 08.08.2018 und im Jahr 2019 am 16.08.2019 erreicht. „Ich habe auch den Eindruck, dass die Einschränkungen sich nicht negativ auf die Stimmung der Hochzeitsgesellschaften auswirken, die Freude der Leute eindeutig überwiegt. Das Maskentragen empfindet er selbst zu einem solchen Anlass immer noch befremdlich und spricht von „erschwerten Bedingungen", für die der Standesbeamte dann auch um Verständnis bitten müsse. „Die öffentliche Sicherheit geht vor, aber man möchte ja auch nicht der Spielverderber an einem solchen Tag sein“, so Criens.
In Würselen ist die Anzahl der Trauungen gegenüber dem vergangenen Jahr gleich geblieben. „Diejenigen, die ihren Eheschließungstag festgelegt hatten, haben ihn trotz des sehr eingreifenden Lockdowns wahrgenommen. Lediglich zwei Terminierungen sind in das jetzige Jahr verschoben worden. Diese beiden Paare sind bis heute nicht mehr erschienen“, sagt Standesbeamtin Ruth Düwe. Auffallend in der Düvelstadt: Ein paar Brautpaare hatten einen Schriftzug „Braut und Bräutigam" auf ihrer Maske, andere Brautpaare kamen mit passend gefertigten Masken zu Brautkleid respektive -anzug.
In Herzogenrath ist die Zahl der Eheschließungen in der Corona-Zeit zurückgegangen. Besonders aufgefallen ist Standesbeamtin Claudia Vongehr, dass einige Paare sogar „trotz“ der Pandemie die Ehe geschlossen haben, um somit einer großen Feier aus dem Weg zu gehen. Durch die äußeren Umstände brauchten sich die Paare für den kleinen Rahmen nicht zu rechtfertigen, aber auch, um sich gerade in dieser schwierigen Zeit das Ja-Wort zu geben. Es habe auch die ein oder andere originelle Maske gegeben oder, ganz modisch: Hemd, Einstecktuch und Maske aus einem Stoff.
Vom Standesamt in die Kirche? „Es gab bei uns keine Trauungen während Corona“, beschreibt Jochen Gürtler, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Baesweiler-Setterich. „Das lag daran, dass wir bis Ende Juni keine Gottesdienste mit Besuchern gemacht haben, Hochzeiten aber naturgemäß mit vielen Gästen gefeiert werden.“
Auch in der Gemeinschaft der Gemeinden in Alsdorf wurden nach Worten von Diakon Joachim Stümpel Hochzeitstermine geschoben, nicht aber storniert. „Allmählich laufen die Hochzeiten auch wieder an, in diesem Jahr sind noch 18 angemeldet, manche Paare aber noch unschlüssig“, berichtet er. Das GdG-Team sei selbstverständlich offen für alle Brautleute, freut er sich, dass der Wille, kirchlich zu heiraten nach wie vor groß sei.
„Die Stimmung bei den großen Momenten ist gut und das Verständnis für die geltenden Regeln vorhanden, es fehlt aber wegen der Masken die Mimik der Gäste, und auch das Brautpaar darf die Masken ja nur kurz zum Trauspruch ausziehen, das ist auch für uns als Zelebranten gewöhnungsbedürftig“, sagt Stümpel. Der bei Trauungen auch so manches Lustige erlebt hat. „Einmal hatte die Braut ihr Strumpfband mit dem Zillertaler Hochzeitsmarsch versehen, der dann bei jeder Bewegung aktiviert wurde. Ein anderes Mal führte ein südländischer Brautvater seine Tochter zum Altar und sprach vor der Übergabe erstmal rund fünf Minuten mit seinem künftigen Schwiegersohn, wie er seine Braut zu behandeln habe. Da wusste der Bescheid, was Sache ist“, erzählt er schmunzelnd.
Weniger Grund zum Lachen hatten hingegen die Gastronomen. „Wir haben fast ein Jahr lang keine Hochzeiten veranstalten dürfen. Seit Juli gibt es wieder die ersten Feiern. Viele Gäste sind bereits geimpft, aber wir empfehlen allen Gästen, unabhängig von der aktuellen Inzidenz, sich testen zu lassen, damit unbeschwert gefeiert werden kann“, sagt Willi Köhnen-Kratz. Viele Brautpaare überlegten, ob sie überhaupt feiern möchten, wenn nur bis zu 50 Personen zugelassen sind. Für Sommer und Herbst 2022 sei die Auftragslage indes gut, es gebe nur noch ein paar freie Freitagstermine.
Apropos Termine: Eigentlich sind im Terminkalender der Herzogenrather Sängerin Sarah Schiffer, die schon seit 17 Jahren auf der Bühne steht, in erster Linie Schlager-Events und Feiern verzeichnet. Doch die Corona-Pandemie führte dazu, dass sie sich Gedanken machte, wie sie ihr Spektrum erweitern konnte. Jetzt steht sie auch als auch als Hochzeitsrednerin zur Verfügung.
„Ich liebe es, in die Geschichte der Brautpaare, die mir aus ihrem Leben erzählen, einzutauchen und mit den Brautpaaren zu kommunizieren, ich hätte nie gedacht, dass das so viel Spaß macht“, sagt die 33-Jährige. „Im Unterschied zur kirchlichen Trauung geben bei der meist zwischen 25 und 40 Minuten dauernden freien Trauung die Brautpaare den Verlauf vor und entscheiden auch, ob Gäste eingebunden oder Anekdoten erzählt werden“, so die Herzogenratherin. Ihr bereite es Gänsehaut, die glücklichen Menschen zu sehen.