Würselen : Talkshow mit dem Abt: „Ich kann ganz gut mullen“
Würselen Ein Mönch ist also einer, der beharrlich bis verbissen vor sich hinschweigt und um die Dinge dieser Welt einen weiten Bogen macht? Bei Abt Friedhelm Tissen, dem Oberen des Benediktinerklosters Kornelimünster, wird schnell klar, dass alle diese Vorstellungen nichts wie Klischees sind.
Bei der sehr gut besuchten Talkshow „Schwarz auf Weiß“ in der Scherberger Kirche St. Marien wurde jedenfalls klar, dass der Abt sich ganz bestimmt nicht mit den anderen sieben Mitgliedern der Gemeinschaft im Gebäude des Konvents einigelt und an Ausdrucksfreude um nichts hinter den zahlreich in dem Würselener Gotteshaus versammelten Menschen zurückfiel.
Herzlich willkommen geheißen vom Sprecher des „Schwarz auf Weiß“-Teams, Hans-Peter Pütz, stellte sich Abt Friedhelm alsbald den Fragen des (mit dem Sprecher nicht verwandten) Moderators Ralf Pütz. Der wollte von dem in ein schwarzes Mönchsgewand mit Kapuze und — als Zeichen seines Amtes als Abt — Brustkreuz gekleideten Gast des Abends erst einmal wissen: „Was treibt einen 20-Jährigen dazu, eine Entscheidung für den Orden zu treffen?“ Offen gab der Benediktiner zu: „Ein bisschen verrückt muss man da schon sein“, und erzählte von seiner lebensklugen Mutter, die ihn angesichts seines Idealismus gewarnt habe: „Junge, bau dir da bloß keinen Druck auf.“ Eine in der Lebenserfahrung verwurzelte Klugheit sprach auch aus der Antwort auf Pütz‘ Frage, wie es den um das Spannungsverhältnis zwischen dem in der Ordensregel festgelegten Stillschweigen und dem menschlichen Mitteilungsbedürfnis bestellt sei: „Damit auch ein gutes Wort wachsen kann, bedarf es der Stille“, gab der Abt daraufhin zu Protokoll. Und mit Blick auf den Ordensgründer gab es gleich noch eine Lebensweisheit zum Mitschreiben: „Er hat nichts gegen Humor — er hat nur etwas dagegen, sich auf Kosten anderer schadlos zu halten.“
Auch über die weniger idealistischen Dimensionen des Klosterlebens gab es einiges für die Zuhörer zu erfahren — zum Beispiel, dass der Abt im Prinzip alle in Kornelimünster anfallenden Arbeiten mit erledigt. Augenzwinkernden Humor bewies Abt Friedhelm gleichermaßen: „Ich kann ganz gut mullen“, führte er als eines seiner herausragenden Talente an. Ähnlich offen reagierte der gebürtige Niederrheiner auf die Frage, wie sich das Kloster wirtschaftlich trage: „Wir haben viele Quellen, zum Beispiel unseren Förderverein und einzelne Spender. Die Hauptquelle aber ist das Bistum Aachen. Unserem Bischof ist es wichtig, dass wir Benediktiner im Bistum präsent sind.“