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Alsdorf: Stromausfall in Alsdorf: Großes Lob für alle beteiligten Helfer

Alsdorf : Stromausfall in Alsdorf: Großes Lob für alle beteiligten Helfer

Kurz nach 1 Uhr in der Nacht zum Freitag kam die Entwarnung in Sachen „Stromausfall nach Brandereignis in Alsdorf“: Alle privaten Haushalte seien wieder versorgt, ließ die „Integrierte Leitstelle Städteregion Aachen“ über die NINA-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe verlautbaren.

Zwar kam es einige Stunden später zu einem Kabelfehler, der aber auch schnell behoben werden konnte. „Zum Glück“, wie Yvonne Rollesbroich, Sprecherin der Regionetz, sagt. Denn weil das Umspannwerk an der Maurerstraße in Schaufenberg nach dem Brand, der am Donnerstag gegen 11 Uhr entdeckt worden war, zum Totalschaden erklärt werden musste, konnte nicht wie sonst bei Störungen üblich, einfach mal so umgeschaltet werden. Vielmehr mussten Techniker sich auf Fehlersuche begeben. Vom zweiten Stromausfall waren 1000 Haushalte, diesmal in Setterich und einem kleinen Teil Aldenhovens, sowie erneut zehn Betriebe im Gewerbegebiet Schaufenberg betroffen.

Fotos: Beatrix Oprée (6), Dagmar Meyer-Roeger
Fotos: Beatrix Oprée (6), Dagmar Meyer-Roeger Foto: Beatrix Oprée

Mittlerweile sei die mit Hilfe von kraftstoffbetriebenen Aggregaten und durch eine parallel vollzogene Netzumstrukturierung aufgebaute Ersatzstromversorgung stabil. Aggregate konnten daher wieder abgezogen und ins Gewerbegebiet Schaufenberg verlegt werden, um die Produktion der dortigen Betriebe zu unterstützen. Brummende Dieselmotoren mit dicken schwarzen Kabelverbindungen zu Transformatorenkästen prägten dort am Freitag das Straßenbild.

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BU Foto: Beatrix Oprée

„Das Geräusch kriegen wir gar nicht mit“, winkt der Mitarbeiter einer der Firmen ab, der gerade mit einem Metallformstück über die Straße läuft: „Es ist gut, dass die Dinger da sind, das würde uns sonst Hunderttausende Euro kosten!“ Neben Aggregaten, die Energieversorger landesweit nach Alsdorf gesandt hatten, war auch das Technische Hilfswerk (THW) mit 80 Leuten, die samt Generatoren aus 14 Landesverbänden angerückt waren, die ganze Nacht und darüber hinaus im Einsatz, wie Christoph Simon, Sprecher der Alsdorfer Feuerwehr, anerkennend berichtet.

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BU Foto: Beatrix Oprée

„Das war großartig!“

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BU Foto: Beatrix Oprée

Dass nach solch einem massiven Schaden die Stromversorgung so schnell wieder hergestellt wurde, quasi über Nacht die Lichter wieder angingen, findet derweil allgemeines Lob in der Bevölkerung. „Das war großartig, das muss einfach mal gesagt werden“, betonen etwa Christina Germann und Birgit Lürken aus Hoengen, die in dem Supermarkt an der Jülicher Straße einkaufen waren, der am Donnerstag vom Stromausfall betroffen war.

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BU Foto: Beatrix Oprée

Tiefkühlkost und andere kältebedürftige Frischwaren haben sie zwar nicht erstehen können, Regale und Truhen waren am Freitag leergeräumt. „Das konnte ja nicht mehr gekühlt werden, was hätte man anderes machen können?“, sagt Christine Germann und erzählt, dass sie vom Wandern in ihr stromloses Haus zurückgekommen war und feststellte, dass der Durchlauferhitzer für die Dusche nicht mehr lief. Erleichterung dann in der Nacht, als das Telefon klickte und irgendwo Licht anging — alles war wieder in Ordnung.

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BU Foto: Beatrix Oprée

Und Birgit Lürken berichtet, dass sich nicht nur ihre elektrischen Fensterrollos nicht mehr bewegen ließen, sondern auch das Telefon keinen Ton mehr von sich gab: „Da sieht man mal, wie sehr man vom Strom abhängig ist!“ Großen Dank für die schnelle Reaktion von Feuerwehr, THW, der Stadt und allen anderen Beteiligten möchten sie aussprechen. Natürlich auch den noch „unter Strom stehenden“ Nachbarn, die spontan angeboten hatten, vom Auftauen bedrohte Tiefkühlwaren unterzubringen. „Das war alles toll!“

Bis in die Nacht wurde am Problem gearbeitet. Auch das THW leistete tatkräftige Hilfe.
Bis in die Nacht wurde am Problem gearbeitet. Auch das THW leistete tatkräftige Hilfe. Foto: Christoph Simon

Glücklich über das professionelle Vorgehen und das hohe Maß an Hilfsbereitschaft sind auch die Verantwortlichen im Seniorenzentrum St. Anna an der Bettendorfer Straße, einem von vier Häusern der Aachener Caritas-Dienste. Flackerndes Licht war der Vorbote gewesen, rund 20 Minuten später gingen die Lampen ganz aus, die akkugespeiste Sicherheitsbeleuchtung sprang an, und die Brandschutztüren schlossen sich, wie Jürgen Schlösser, Leiter der Haustechnik, berichtet, bei dem prompt das Telefon heiß lief.

Denn auch in der Küche, in der just das Mittagessen gekocht worden war, ging plötzlich nichts mehr, wie Küchenleiter Stefan Mergl darlegt. Und da kamen auch schon die Leute aus der Waschküche: War da etwa eine Sicherung rausgesprungen? Erster Versammlungspunkt war die Verwaltung, erzählt Uschi Troiber vom Sozialen Dienst. Vordringlich galt es zu überprüfen, ob jemand in einem der acht Aufzüge steckengeblieben war, was zum Glück nicht der Fall war, und diese dann zu sperren. Ein Anruf Schlössers beim Energieversorger brachte dann Aufschluss — „ein größerer Schaden“, so die Bandansage. Eine externe Ursache also und selbst nicht zu beeinflussen.

Gewaltige Herausforderung

Für ein Seniorenheim mit 87 Bewohnern und 16 Tagespflegegästen eine gewaltige Herausforderung. Zwar konnte das Mittagessen noch heiß genug serviert werden, über die Treppen mit allen verfügbaren Mitarbeitern auf die Etagen gebracht. Doch die Akkus für sicherheitsrelevante Funktionen wie Telefon und die Lichtrufanlage, mit der sich die Bewohner in ihren Zimmern bemerkbar machen können, hatten höchstens für anderthalb respektive drei Stunden Reservekapazität.

Danach war die Kommunikation nur noch über private Handys möglich. „Auch die Sensormatten, die uns warnen, wenn sturzgefährdete Patienten aufstehen, funktionierten nicht mehr“, sagt Agnesa Bojanovic-Thivissen, Pflegedienst- und stellvertretende Heimleiterin. Ein Plan wurde erarbeitet, nach welchem System in den einzelnen Zimmern regelmäßig nach dem Rechten zu sehen war. Elektronische Betten ließen sich nicht mehr bewegen, genauso wenig wie die Lifter, die nötig sind, um Bewohner aus dem Bett in den Rollstuhl und umgekehrt zu heben.

Techniker Schlösser konstruierte zu diesem Zweck kurzerhand ein mobiles Notaggregat, das die Pflegerinnen in den jeweiligen Zimmern anschließen konnten. Immobile Bewohner, die von einer Etage auf die andere gebracht werden mussten, wurden mittels Evakuierungstuch über die Treppen transportiert — natürlich gut festgeschnallt und weich abgepolstert mit einer Matratze und einer Bettdecke.

Eine große Hilfe waren auch die vielen Angehörigen, die vom Stromausfall gehört hatten und ins Haus kamen, um bei den Verwandten auszuharren und damit das Personal zu entlasten. Viele hatten Taschenlampen mitgebracht. So war das Haus für die Nacht gut gerüstet, als gegen 21 Uhr das Licht wieder anging. St. Anna hatte Priorität bei der Notstromversorgung. „Das ist sehr beruhigend: Wir haben eine tolle Mannschaft — und eine Stadt, auf die man sich verlassen kann!“, lobt Agnesa Bojanovic-Thivissen.