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Vor das Fahrzeug gestellt: Streit zwischen Eltern und Schulbusfahrerin eskaliert

Vor das Fahrzeug gestellt : Streit zwischen Eltern und Schulbusfahrerin eskaliert

Wer einen Schulbus fährt, der muss viel aushalten können – erst recht, wenn es um Grundschulkinder geht, die nach fünf oder sechs Unterrichtsstunden häufig nicht mehr stillsitzen wollen.

Doch wenn Virginio Thomas aus Beggendorf, Vater von zwei Kindern, von der Busfahrerin erzählt, die in den letzten Jahren seine Tochter und jetzt auch seinen Sohn zur Schule nach Baesweiler und zurückgefahren hat, ist von Verständnis für die schwierige Situation nichts zu spüren.

Kein Wunder: Thomas hat schlechte Erfahrungen gemacht. Seine Kinder erzählten von einer Busfahrerin, „die regelmäßig herumbrüllt, Schimpfwörter wie ,Halt die Schnauze‘ benutzt und den Kindern droht, sie auf der Strecke auszusetzten“, schildert er. Seine zehnjährige Tochter habe zuerst davon berichtet. Bestätigt wurden ihm gegenüber diese Geschichten, als auch sein sechsjähriger Sohn in diesem Jahr eingeschult wurde.

Auch Kinder aus der Nachbarschaft berichten, laut Thomas, von einem unpassenden Verhalten der Frau. Manchmal habe die Fahrerin so stark gebremst, dass die Kinder durch den Bus gefallen seien, manche Kinder hätten Angst vor der Fahrerin und seien nachmittags weinend aus dem Bus ausgestiegen.

„Kürzlich hat die Fahrerin sogar angefangen, die Kinder mit dem Handy zu filmen“, empört sich Virginio Thomas. Meistens würden sich die Situationen auf der Rückfahrt ereignen, denn morgens fahre regelmäßig ein Betreuer der OGS mit. Am Mittag und Nachmittag seien die Kinder aber mit der Fahrerin allein. Er selbst ist noch nie im Bus mitgefahren.

Um dem Treiben Einhalt zu gebieten, haben Beggendorfer Eltern Kontakt mit dem zuständigen Busunternehmen und der Stadt aufgenommen und darum gebeten, die „renitente Fahrerin“, wie Thomas sie bezeichnet, nicht mehr auf der Linie Beggendorf – Baesweiler einzusetzen.

Die Stadt Baesweiler und auch das Unternehmen bestätigen dies. Doch mit einem Verweis auf die enge Personalsituation habe sich aber zunächst nichts geändert, sagt Thomas.

Busunternehmen mit viel Erfahrung

Das betroffene Busunternehmen Taeter aus Aachen sieht die Sachlage derweil etwas anders: Seit drei Wochen beschäftigt sich Prokuristin Beate Becker mit dem Fall. Das rund 100 Mitarbeiter starke Unternehmen ist seit vielen Jahren im Schulbusverkehr im Einsatz, auch für die Busfahrerin sind Schülerfahrten kein neues Betätigungsfeld. Becker kennt die Probleme, die der Transport von Schülerinnen und Schülern mit sich bringt.

Dass sich Eltern beschweren, sei nichts Neues: „Das kommt gerade zu Schulanfang häufiger vor.“ Kein Wunder, bei 150 Schulfahrten pro Tag. „Wir verstehen unser Handwerk. So massiv wie jetzt waren die Beschwerden noch nie“, sagt Becker. Es sei nicht immer einfach mit Kindern, die sich nicht hinsetzen oder im Bus herumtoben wollen. Sie versteht, dass Kinder einen gewissen Bewegungsdrang haben, sollte der Fahrer aber scharf bremsen müssen und sich ein Kind verletzen, dann sei er oder sie dafür häufig haftbar.

Um eine weitere Verschärfung des Konflikts zu vermeiden, habe die Busfahrerin den Eltern ein Gespräch angeboten, gemeinsam mit der Stadt Baesweiler, in deren Auftrag das Busunternehmen die Schülerinnen und Schüler fährt. Ein solches Treffen sei nicht zustanden gekommen. Stattdessen ist am Dienstag die Situation weiter eskaliert.

Fahrerin nicht mehr im Einsatz

„Meine Mitarbeiterin hat mich angerufen und gesagt, dass die Eltern sie nicht abfahren lassen“, sagt Becker. „Die haben sich vor den Bus gestellt.“ In einem neuerlichen Gespräch mit der Stadt hat sich das Unternehmen dann entschlossen, „die Luft rauszulassen“. Die Fahrerin wird künftig nicht mehr auf der Route eingesetzt. Das haben die Stadt und die Firma schriftlich vereinbart. Becker hofft, dass der Streit damit ein Ende hat – und der neue Fahrer eine Chance bekommt.